»Frei und weit wie der Blick auf den Horizont und irgendwo über allem Weltlichen schwebt die Musik....«, so steht es im Pressetext. Welch Begierde wird da geweckt, handelt doch eines der Stücke auch noch von "Cosmic Cowboys" (#7).
Frank Sichmann ist Dozent an der Essener Folkwang-Hochschule und Jazzgitarrist. Wir haben es insofern mit einem professionellen Musiker zu tun. Es fällt auf, dass Jazz immer mehr Bestandteil akademischer Lehre und nicht mehr erlernt in verrauchten und verruchten Bars und Kneipen wird. Autodidakten gibt es kaum noch. So kann man sich dessen sicher sein, dass die musikalische Qualität einerseits steigt, aber andererseits auch eine gewisse Berechenbarkeit der Musik - oft hört man den Ausdruck des 'akademischen Jazz'.
Nun, die Musik dieser Platte eröffnet mir persönlich mehrere Welten. Ganz zum Anfang vermittelt sie mir genau jene Luftigkeit, wie ich sie von ganz frühen Werken des Kollegen Pat Metheny kenne und schätze, vor allem auf dessen Album "Bright Size Life". Gleichzeitig strahlt dieses Stück auch eine ganz bestimmte Federleichtigkeit aus, die gleichzeitig feine Unterhaltung bietet. So breiten sich nach und nach verschiedene musikalische Räume aus, die neben eher klassischen im reinen Jazzformat angesiedelten Triostücken auch elektronisch verfremdete und/oder mit Elektronik untermalte Songs bieten. Dann kann es schon geschehen, dass das Feeling ein wenig auf der Strecke bleibt und die Musik mehr nüchtern und sachlich dargeboten erscheint.
Frank Sichmann spielt viele Akkorde, bietet viele fließende Elemente, die leider auch das eine oder andere Mal leicht ermüdend wirken können, aber meistens irgendwie wieder 'den Dreh' bekommen und durch die Öffnung von Räumen den Musikern ermöglichen, der Improvisation freien Lauf zu lassen und den Hörer mit auf diese Reise nehmen können, wie zum Beispiel meisterhaft auf "Behind The Storm" gezeigt. Immer dann, wenn Gitarrensoli anfallen, zum Beispiel das leicht angezerrte bei "Orange Bazar", breitet sich auf Ideenreichtum basierende gute Stimmung aus.
Ein wenig aus dem Rahmen fällt "Where A Stranger Lives", das mit Rockelementen spielt und für mich der langweiligste Titel ist, auch weil er sehr statisch wirkt - ein wenig Langeweile und Dahinplätschern... nicht viel, das wirklich aufhorchen lässt.
"Old Man" - ja, das ist der Song von Neil Young, der ein wenig Pop-Flair einbringt, aber ansonsten auch keine besonders interessante Interpretation darstellt.
Auch der Abschiedstitel ist mir zu sehr dahinfließend, wenngleich angenehm beruhigend. Letztlich ist und bleibt "Spring Meets Summer" mein erklärter Lieblingstitel dieser insgesamt gut unterhaltenden Platte. Unterstützt wird der Gitarrist hierbei von zwei sehr gut integrierten Mitmusiker, die jede Stimmung und Atmosphäre professionell meistern, allerdings aus meiner Sicht etwas mehr an der Gestaltung hätten mitwirken können.
Diese Musik könnte auch Hörern außerhalb von Jazz-Zirkeln gefallen, weil Purismus nicht zur Show gestellt wird. Ob sie darum eingefleischten Jazzfans möglicherweise nicht gefällt, soll dahingestellt sein.
Line-up:
Frank Sichmann (electric and acoustic guitars, loops and sounds)
Stefan Rademacher (acoustic bass guitar)
Harald Ingenhag (drums and percussion)
Tracklist |
01:Spring Meets Summer (5:41)
02:The Boy And The Field (6:07)
03:Orange Bazar (5:55)
04:Behind The Sound (6:52)
05:Story/No Story (6:21)
06:Talking Horizon/Interlude (2:17)
07:Cosmic Cowboys (6:12)
08:Where A Stranger Lives (6:37)
09:Can You Swim) (3:21)
10:Old Man (7:07)
11:Alter Weg (7:08)
(all songs composed, arranged and produced by Frank Sichmann,
except #10 written by Neil Young, arranged by Frank Sichmann) |
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Externe Links:
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