Hank Shizzoe / Breather
Breather Spielzeit: 50:50
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2010
Stil: Americana, Roots Rock

Review vom 24.02.2010


Wolfgang Giese
Hank Shizzoe, das ist Thomas Erb.
Der 1966 geborene Schweizer Musiker lief mir 1994 das erste Mal über den Weg, als er beim Bremer Label Crosscut Records sein Album Low Budget veröffentlichte. Die Platte mit dem lustigen Zwergencover ließ mich damals sofort aufhorchen, das war so recht erfrischend, was der Laser in die Boxen jagte. Eine gute Empfehlung des Labels, der ich seinerzeit folgte und es nicht bereute. Acht weitere Platten erschienen danach, und nun, 2010, die neue: "Breather".
Was hat sich verändert?
Damals schwärmte man von einer genialen Mischung aus Roots Rock, Blues, Swamp Rock, Folk, und das mitunter im lasziv-schuffelnden Stil eines J.J. Cale. Heute ist das grundsätzlich einmal nicht so viel anders.
Auf dem ersten Titel, "Two Ways Of Running" scheint Shizzoe sein Talent als Multiinstrumentalist bereits voll auszuschöpfen, indem er alle Instrumente selber spielt. Ehrlich gesagt, erscheint mir das beim näheren Lauschen etwas zu viel des Guten.
Denn wenn ich unter der dominanten Lap Steel im Hintergrund stöbere, so wird dieser für mich etwas opulent gestaltet durch Orgel, Banjo, Gitarren und einfach gestaltete Rhythmusarbeit. Noch weitere Gitarren scheinen am Werk und auch eine Harp höre ich, die in den Credits eigentlich gar nicht auftaucht.
Mit drohnenhafter Wirkung, etwas an die Atmosphäre dichter Sümpfe Louisianas erinnernd, plätschert der Song etwas überladen vor sich hin, erreicht auch nicht die möglicherweise erhoffte Dichte, dazu wirkt es meiner Meinung nach zu 'unfertig'.
Mit klaren Fakten dagegen kommt die Coverversion von Adriano Celentanos "Svalutation". Das ist ein echter Rocker, Christoph Beck spielt die treibenden Drums, die Gitarren unterstützen den Drive druckvoll, und Shizzoe singt den Titel selbstverständlich in italienisch. Dieser Titel ist einer von vier Coversionen, der Rest der 12 Stücke sind Eigenkompositionen.
Der seltsame Trackname "When A Guy Gets Boobs", geschrieben von David Lindley, kommt in sanft shuffelnder Z.Z. Top-Manier, aber eleganter und lasziver, ein starkes Stück mit satt und breit gespielten Gitarrenklängen. Hier geht es textlich wohl um den Alterungsprozess von Männern:, »When your butt gets flat and your belly gets big. your legs get all skinny and you look like a frog, so when a guy gets boobs it don't look so good«.
Mit einem Mix aus akustischer Gitarre und grummelnder E-Gitarre beginnt "Shaker", ein Titel mit atmosphärischer Dichte, ein ruhiger Song, auf dem sich der Künstler die Vocals mit der Irin Shirley Grimes teilt. Eine schwebende Slide scheint uns auch hier wieder nach Louisiana entführen zu wollen hinsichtlich des entstehenden Eindrucks. Und hier halte ich es im Gegensatz zum Eröffnungssong für sehr gelungen!
Beim "Recession Blues" ist sie dann wieder da, diese bekannte J.J. Cale-Atmosphäre. "Safe New World" ist ein Rocker und erinnert mich in seiner Trockenheit etwas an verschiedene Stücke von Lou Reed, auch hinsichtlich des Gesangs. Ähnlich gilt das auch für das abgehende "I Still Want You". "Split The Loot" hat etwas von einem traditionellen Stückchen Country-Musik, und dann diese ungewöhnliche Version eines französischen Titels von Jacques Dutronc: "Et Moi, Et Moi, Et Moi", für Jacques ein Hit in den Sechzigern, ich erinnere mich noch gut an diesen dahinscheppernden Titel. Shizzoe hat den Rhythmus verändert und mit diversen akustischen Saiteninstrumenten, verpasst er auch einen anderen Anstrich über dem elektrischen Grundgerüst. Und Hank singt auf französisch, n'est-ce pas? Dazwischen etwas leichtgängiger Sound à la Dire Straits auf "Only In America".
Zum Abschluss dann ein Titel eines Rockabilly-Sängers: Jerry Irby, der hier aber auf eine eigene Art und Weise gecovert wird, wobei die Orgel bisweilen etwas von 'Rummelplatzatmosphäre' verbreitet. Auf jeden Falls kommt es mit augenzwinkerndem Humor, da klingelt auch mal ein Telefon zwischendurch.
Alles in allem also eine sehr abwechslungsreiche Angelegenheit, getragen von der stets hintergründig agierenden grummelnden verzerrten E-Gitarre.
Nur der erste Titel sagt mir eigentlich nicht zu und der letzte ist nicht so ganz mein Fall, aber die restlichen Songs verschaffen mir sehr angenehmes Hörvergnügen.
Und - wer es nicht weiss, würde auch hier wieder nicht glauben, dass der Musiker nicht aus dem Süden der USA stammt.
Line-up:
Hank Shizzoe (vocals, guitars, lap steel, bouzouki, ukulele, banjo, electric bass, piano, organ, drums, loops)
Christoph Beck (drums - #2, 3, 6, 9)
Michel Poffet (upright bass - #5, 7)
Shirley Grimes (vocals - # 4)
Nico Erb (tambourine - #12)
Tracklist
01:Two Ways Of Running (Erb)
02:Svalutation (Santercole,Celentano,Pallavicini,Beretta)
03:When A Guy Gets Boobs (Lindley)
04:Shaker (Erb)
05:Recession Blues (Erb)
06:Safe New World (Erb)
07:Not In Vain (Erb)
08:Only In America (Erb)
09:I Still Want You (Erb)
10:Split The Loot (Erb)
11:Et Moi, Et Moi, Et Moi (Dutronc, Lanzmann)
12:One Cup Of Coffee And A Cigarette (Irby)
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