Ein wahres Muss für den euregionalen Liebhaber guter Töne ist die Konzertreihe "Blues meets Rock" im Talbahnhof, bei der Organisator Klaus Schmidt eigentlich immer etwas 'Nettes' auf der Pfanne hat. Manchmal strömen nicht die Menschenmassen in den Saal, die der Künstler oder die Band eigentlich verdient hätten, aber in der Regel ist es ein Abend am Wochenanfang und das ist naturbedingt nun mal etwas undankbar. Zum jüngsten Gig aber war mal wieder volles Haus angesagt, denn es hatte sich Innes Sibun mit Band angekündigt und der ist nun mal ein Garant für einen unterhaltsamen Abend.
Schnell fühlte ich mich um 30 Jahre zurückversetzt, oder war es eher zeitlos, was wir da geboten bekamen? Ich möchte weder das übrige Publikum noch mich als ewig gestrige Hörer bezeichnet wissen und daher tendiere ich dann doch lieber zu letzterer Formulierung. Es war ein bisschen
Gallagher, aber dann auch wieder nicht, es war ein bisschen
Howlin' Wolf und doch wieder nicht, die Reihe könnte sich endlos fortsetzen lassen. Kein Wunder, bei der Vita des Herrn aus dem Städtchen Bath im Westen des Königreichs jenseits des Kanals. Er hat mit fast jedem der ganz Großen schon gespielt; im Studio, in der Band oder als Support auf der Bühne kann man ihn mit Namen wie
Robert Plant,
Johnny Winter oder
Ten Years After in Verbindung bringen.
Auf jeden Fall ist er nicht nur etwas für die Ohren, er gibt den Augen auch gleichfalls genug zu tun. Zeitweilig wurden Erinnerungen an meine Kindheit und die Geschichte von "Rumpelstilzchen" wach, angesichts seiner Beinarbeit. Er ist sich auch für einen engen Kontakt zum Publikum nicht zu schade, verlässt mehrfach die Bühne, um mal schnell, mal betont langsam und sinnlich die Töne aus dem Zuschauerraum heraus zu zaubern. Für das Gitarrenspiel wechselt er zwischen Stratocaster und Les Paul hin und her, bemüht zwischendurch auch mal eine Akustik-Gitarre. Seine Songs - und er scheint zum Glück kein Freund dieser knappen 2:47-Minuten-Stücke zu sein - zeichnen sich durch clevere Tempiwechsel und sich stetig steigernder Intensität aus und gipfeln gerne auch mal in einem fulminanten Finale.
Natürlich wird auch gecovert und natürlich kommen wir auch an diesem Abend um
Hendrix nicht herum.
Sibuns "Hey Joe" gehört musikalisch sicherlich zu den besseren Cover-Versionen, die ich in der jüngeren Vergangenheit gehört habe. Gesangstechnisch klingt er hierbei und bei einigen seiner anderen Stücke jedoch eher, drücken wir es mal vorsichtig aus, anders. Von rauen und fast unnuancierten Eckkneipentönen bis hin zu falsettoartigen Einlagen bekommen wir alles geboten. Aber, alle Kritik an seiner Sangeskunst darf nicht über seine gitarrenspielerischen Fähigkeiten hinwegtäuschen - die sind nämlich richtig gut. Ich darf an dieser Stelle einen älteren Beitrag auf
RockTimes sinngemäß zitieren und ebenfalls konstatieren, dass wir uns keine Sorgen zu machen brauchen, solange es immer wieder mal Gitarristen wie
Sibun gibt.