Delmark Records ist stets ein Garant für hochwertigen Blues und Jazz. Hier ist etwas Neues aus diesem Hause - und dann gleich ein wunderbares Treffen der Generationen. Ira Sullivan ist ein Musiker des Jahrgangs 1931 und spielt - das ist sicher ungewöhnlich - Trompete und Saxofon. Aktiv seit den Fünfzigern hat er viele Einflüsse jener Jahre aufsaugen können, allen voran die Entwicklung des Be Bop zum Hard Bop. So spielte er mit vielen Größen des Genres zusammen, seien es Charlie Parker, Art Blakey oder Lester Young, um nur ein paar zu nennen.
Sein Partner am Piano ist Jim Holman, zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen vierundzwanzig Jahre alt. Er gilt als einer der am Jazzhimmel aufgehenden Sterne. So treffen Reife und Erfahrung auf jugendliche Frische und Entdeckertum. Man sollte es meinen, doch tatsächlich treffen sich beide in der Mitte. Die eben genannten Eckpunkte treffen doch tatsächlich in gewisser Weise auf Sullivan, der durch Vitalität glänzt, und Holman, der souverän und abgeklärt agiert, gleichermaßen zu.
Gleich im Standard "Blue Skies", das der Platte auch den Titel gab, wird auf lockere Weise demonstriert, wie man mit ganz viel Feeling Jazz spielt, so, dass er ganz natürlich und ungezwungen und so gar nicht akademisch klingt. Die Musik fließt und dabei fällt mir sehr positiv auf, dass der Beat nicht einfach strikt durchgeht, sondern dass der Drummer Roger Humphries sehr viel variiert und so den Rhythmus und damit den Gesamteindruck der Musik außerordentlich lebendig hält. Zu der heimeligen Stimmung innerhalb dieser abwechslungsreichen Atmosphäre passt die gedämpfte Trompete perfekt.
Der eben erwähnte Schlagzeuger zählt übrigens ebenfalls bereits zur älteren Generation und ist ein sehr erfahrener Musiker. Der 1944 Geborene war bereits Sideman bei Horace Silver, Lee Morgan oder Coleman Hawkins und vielen anderen, bringt somit sehr viel Erfahrung ein, die er auf fünf Titeln dieser Platte mit Bravour vorzeigen kann.
Aber auch die Rhythm Section auf den Titeln vier bis sechs sorgt für stimmungsvolle und professionelle Unterstützung der beiden Hauptakteure. Dies ist Jazz der Spitzenklasse - die Tradition trifft auf eine moderne Ausprägung des Genres und gefällt mir am besten, wenn Humphries die treibende Kraft am Schlagzeug ist, denn diese unglaubliche Dynamik, die er in sein Spiel integriert, ist heute nicht unbedingt selbstverständlich. Sehr frisch und inspirierend wirkt er, man lausche nur einmal seiner exzellenten Begleitung des Bass-Solos auf "Just In Time", wie er sich zurücknimmt, ganz leise wird und trotzdem großartige Akzente im zurückgenommenen Spiel setzt. Für mich ist er der Star der Band.
So hat sich eine atemberaubende Mischung ergeben, die Jung und Alt zusammengeführt hat und wieder einmal gibt es eine traditionell inspirierte Jazzplatte auf höchstem Niveau. Ira Sullivan selbst kann erneut mit seiner lyrischen Spielweise auf beiden Instrumenten überzeugen und Holman zeigt sich als Pianist, der auf Tradition aufbaut und mich gelegentlich ein wenig an die Spielweise von Bill Evans erinnert.
Das ist eine gelungene Jazzplatte, mein Glückwunsch an die Musiker und meine Empfehlung für alle, die hochwertigen Jazz mit weitgehend unaufgeregter Stimmung lieben.
Line-up:
Ira Sullivan (tenor sax, trumpet)
Jim Holman (piano)
Nick Schneider (bass - #1-3,7,8)
Dennis Carroll (bass - #4-6)
Roger Humphries (drums - #1-3,7,8)
Tracklist |
01:Blue Skies [Berlin] (6:50)
02:Just Friends [Klenner/Lewis] (7:04)
03:Solar [Davis] (6:18)
04:Blue In Green [Davis] (7:03)
05:Someday My Prince Will Come [Churchill/Morey] (7:58)
06:Along Come Betty [Golson] (8:10)
07:Just In Time [Comden/Green/Styne] (6:05)
08:On The Sunny Side Of The Street [Fields/McHugh] (7:30)
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