Es gibt Alben, die rauschen nur so an einem vorbei - egal, wie oft man sich vornimmt, ihnen intensiv zu lauschen, es bleibt nichts hängen. Dann gibt es natürlich jene Scheiben, die einem von Mal zu Mal besser gefallen und auf denen man auch nach Jahren immer noch Neues entdeckt. Schließlich gibt es aber auch immer wieder Werke, die einen vom ersten Ton an verzaubern und bereits nach dem ersten Stück ist man hoffnungslos verliebt in diese Musik.
"Inspiracion" von Jim Stubblefield gehört zu dieser letzteren, magischen Kategorie.
Ich muss gestehen, dass mir der kalifornische Ausnahme-Gitarrero bislang kein Begriff war und auch seine mit vielen Awards veredelte Worldmusic-Combo Incendio war mir vollkommen unbekannt.
Der Name "Inspiracion" ist Programm: Nicht nur, dass die beteiligten Musiker hörbar beseelt spielen, auch beim Zuhören beflügelt diese Mischung aus lateinamerikanischen und mediterranen Klängen - da swingt die Rhumba, der Samba groovt und der Flamenco zeigt sein sonnigstes Gesicht. Hatte Stubblefield an seinen früheren Soloprojekten zeitweise jahrelang im Studio getüftelt, ging er nun back to the roots: Die Instrumentals wurden quasi live eingespielt, kaum nachbearbeitet und in einer intimen Triobesetzung bei einer zweiwöchigen Session aufgenommen.
Höchst positiv fällt der Verzicht auf jeden modischen Schnickschnack auf: keine Drumcomputer, keine Synthieklänge, keine Soundeffects - stattdessen eine nylonbesaitete Konzertgitarre, Fretless Bass und Percussion… that's it!
Trotz der vorherrschenden entspannten Grundstimmung plätschern Stubblefields Kompositionen keineswegs dahin, sie haben Substanz und Tiefe, wobei sie oft die Energie einer genialen Jamsession entwickeln. Die drei Musiker scheinen sich telepathisch zu verstehen. Jeder Break, jede Melodielinie steht am unverkennbar richtigen Platz im Gesamtsound. Das Trio erweist sich als eingespielte Band, in der jeder seinen unverwechselbaren Part zum Gesamtklang beisteuert - die Grenzen zwischen Begleitung und Leadstimme verschwimmen zunehmend, die Beteiligten spielen sich scheinbar mühelos die Themen zu, greifen sie erneut auf und fügen sich so traumwandlerisch ineinander, dass keine Leere entsteht.
Jim Stubblefields Faible für globale Klänge entstand bereits in seiner Kindheit - seine Mutter brachte ihn mit Musik unterschiedlichster Backgrounds in Verbindung - von Miles Davis bis zu den Beatles. Viele Ferien verbrachte Stubblefield als Schüler in Nordeuropa und interessierte sich schon immer für die traditionellen Klänge seiner Gastländer - später sollte er diese Erkundungen noch im Mittleren Osten und in Spanien ergänzen. All diese Einflüsse verarbeitete er in sieben Alben mit seiner Band Incendio und auf mittlerweile fünf Soloalben.
"Inspiracion" widmet sich stärker Latino-Einflüssen und bleibt dabei höchst homogen. Wie schon erwähnt: ein Album zum Verlieben, ein Klang gewordener Traum. In jedem Falle werde ich das weitere Schaffen des Herrn Stubblefield in Zukunft interessiert weiterverfolgen!
Line-up:
Jim Stubblefield (guitar)
Randy Tico (fretless bass)
Bryan Brock (percussion)
Tracklist |
01:El Pistolero
02:Inspiracion
03:Solace
04:El Payaso
05:Terra Bella
06:Armadillo
07:Machu Picchu
08:The Conquistador
09:Across The Border
10:Tortuga
|
|
Externe Links:
|