Joe Satriani
23.06.2013, Columbiahalle, Berlin
Support: Oli Brown
Columbiahalle Joe Satriani
Support: Oli Brown
Columbiahalle Berlin
23. Juni 2013
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 29.06.2013


Holger Ott
Fast jeder Musiker drückt seine Gefühle im Gesang aus und benötigt dazu manchmal auch eine zweite Stimme oder einen Chor. Joe Satriani braucht nur eine Gitarre, um alle seine Gefühle offen darzulegen und den Zuhörern sein komplettes Leben vor die Füße zu legen. Dieses Talent zeichnet einen großen und bedeutenden Musiker aus.
Oli Brown Heute dürfen etwas über eintausend Besucher in der Berliner Columbiahalle an diesen Gefühlen teilhaben. Aber bevor der große Satriani in die Saiten greift, steht erst einmal ein junger Mann auf der Bühne, über den in unserer Redaktion bereits einige Worte gefallen sind. Oli Brown bestreitet mit seiner Band das Vorprogramm und gibt der Menge im Saal zur Einstimmung den Blues. Dass er viel mehr auf dem Kasten hat als nur den Supporter zu mimen, hat er bereits ausgiebig bewiesen. Leider kennen ihn noch zu wenige, so dass er nach wie vor ein Geheimtipp ist.
Oli Brown Als ich ihn vor seinem Auftritt hinter der Bühne treffe, bin ich doch etwas erschrocken. Seine wallende Haarpracht ist ja bekannt, aber nun hat er sich auch noch einen Vollbart wachsen lassen. Ganze vier Songs absolviert er in der ihm reservierten Zeit. Zum Glück ist seine Auswahl so gut und vielfältig, dass er in den dreißig Minuten tatsächlich alle Facetten zeigen kann.
Bereits nach dem ersten Song, den er fast zehn Minuten zelebriert, hat er das Publikum in seinen Bann gezogen. Ich beobachte nicht wenige, die mit staunenden Blicken seinem Gitarrenspiel lauschen. Mal gefühlvoll leise, aber auch des Öfteren schnell und hart greift er in die Saiten. Dazu klingt seine Stimme inzwischen sehr männlich und rau. Man bedenke, dass der junge Mann erst Anfang zwanzig ist. Leider ist sein Auftritt viel zu schnell vorbei, hat aber garantiert dazu beigetragen, dass weitere Liebhaber des Blues Rock auf ihn aufmerksam geworden sind.
Joe Satriani Als der letzte Ton aus dem Mund von Oli Brown verklungen ist, wird es auch das letzte sein, was an diesem Abend gesanglich aus den Boxen kommt. Bis auf drei kleine Ansagen im Verlaufe seiner Show, wird der Mikrofonständer von Joe Satriani nur als Halter für mindestens fünfzehn Plektren genutzt. Wie gewohnt mit schmaler, tiefschwarzer Sonnenbrille und ebenso schmalem Bühnenequipment präsentiert sich der Meister der Gitarre vor dem dicht gedrängten Publikum. Jeder Guitar-Freak will natürlich sehen, wie Joe greift und hätte es am liebsten, wenn er mitten in der Menge spielen würde.
Joe Satriani Ungewöhnlich bei diesem Konzert ist, dass es mit einem Drumsolo beginnt. An der Schießbude sitzt zudem auch noch ein Deutscher namens Marco Minnemann. Seines Zeichens Studiomusiker und auf vielen CDs bekannter deutscher und internationaler Künstler verewigt. Ab und zu schwingt er seine Taktstöcke aber auch mal auf der Bühne und da er in seinem Metier eine echte Koryphäe ist, hat sich Joe Satriani gedacht, ihn einmal der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Durch sein Solo gibt er gleich die Richtung vor. Schnell und heftig wird es zur Sache gehen und als nach der Drumeinlage Joe unverzüglich in die Gitarre greift, tobt der ganze Saal. Er erzählt an diesem Abend mit seinem Sechssaiter viele Geschichten, die er in seinem Leben erlebt hat. Es braucht keinen Gesang um zu verstehen, worum es geht. Wer dennoch nicht folgen kann, wird mit überdimensionalen Hintergrundbildern in die richtige Stimmung versetzt.
Joe Satriani Die Band besteht während dieser 'Untoppable Momentum'-Tour nur aus vier Musikern. Neben Minnemann an den Drums, gibt sich am Bass Brian Beller die Ehre und in einer Doppelrolle als Keyboarder und zweiter Gitarrist, tritt Satrianis langjähriger Begleiter Mike Keneally in Erscheinung. Er hat heute deutlich die meiste Arbeit und bedient beide Instrumente oft gleichzeitig. Seine langgezogenen Keyboardteppiche leiten die melancholische Stimmung zu den ruhigeren Songs ein. Passende Bilder sorgen für Ausflüge in weit entfernte Traumwelten und wenn dazu die extrem hohen Gitarrentöne von Satriani erklingt, fühlt man sich auf einen anderen Planeten versetzt.
Joe Satriani Allerdings kann das Quartett auch die ganz harten Töne anschlagen. Immer wenn sich Keneally mit der Klampfe um den Hals von seinem Podest herunter bewegt, dann ist das das Zeichen zum Abrocken. Schön zu sehen und zu hören, wenn sich beide mit den Riffs duellieren oder abwechselnd ihre Soli spielen, wobei Joes Gitarre durch die hohe Tonlage immer herausragt. Ich gebe zu, nach zwei Stunden Konzert inklusive drei Zugaben genügt mir das dann auch. Meine Ohren klingeln nur noch und ein Instrumentalkonzert darf nach dieser Zeit auch zu Ende sein. Mehr hätte die Band auch nicht geben können. Joe hat uns viele Geschichten erzählt. Viel über die Natur, das tägliche Leben, Liebe und Trauer. Immer mit einem kleinen Lick am Ende, der einen wieder fröhlich gestimmt hat. Satriani und seine Band sind wie immer großartig und der Abend war ein Genuss in jeder Beziehung.
Vielen Dank an Janine Lerch für die Akkreditierung.
Line-up Oli Brown:
Oli Brown (vocals, guitar)
James Hartley (bass)
Wayne Proctor (drums)
Line-up Joe Satriani:
Joe Satriani (guitar)
Mike Keneally (keyboards, guitar)
Brian Beller (bass)
Marco Minnemann (drums)
Setlist Oli Brown:
01:Manic Bloom
02:Mr. Wilson
03:Love You More
04:Blame Yourself
Setlist Joe Satriani:
01:Drum Solo
02:Cool#9
03:Devil's Slide
04:Flying In A Blue Dream
05:Unstoppable Momentum
06:The Weight Of The World
07:Ice 9
08:The Crush Of Love
09:I'll Put A Stone On Your Caim
10:A Door Into Summer
11:Lies And Truths
12:Satch Boogie
13:Shine On American Dreamer
14:Three Sheets To The Wind
15:Cryin'
16:Jumpin' In
17:Jumpin' Out
18:Always With Me, Always With You
19:Surfing With The Alien

Encore:
01:Crowd Chant
02:Summer Song
03:Rubina
Joe Satriani
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