Joe Satriani / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeiten:
Surfing With The Alien (36:33)
Engines Of Creation (53:27)
Strange Beautiful Music (60:22)
Is There Love In Space? (58:07)
Super Colossal (58:53)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music, 2013 (Epic, 1987 - 2006)
Stil: Rock

Review vom 22.05.2013


Jochen v. Arnim
Das ist jetzt bereits das zweite Box-Set, das Sony für den unbestrittenen Ausnahmegitarristen Joe Satriani in der Reihe der "Original Album Classics" auf den Markt gebracht hat. Lag die erste Box mit ihren fünf Scheiben vom Schwerpunkt her noch in den Jahren vor der Jahrtausendwende, so beschäftigen wir uns mit dem vorliegenden Fünfer hauptsächlich auf die Werke danach. Einzig einen Ausreißer gibt es mit dem Klassiker "Surfing With The Alien", der bereits 1987 erschienen ist. Die Entscheidung, ob man jetzt bei noch recht 'frischen' Alben, die gerade mal acht bis zwölf Jahre auf dem Buckel haben, unbedingt von sog. 'Classics' reden sollte, überlasse ich jedem Leser selbst.
Satriani gilt ja durchaus als sehr umtriebiger Musiker, der im Laufe seiner Karriere locker dreißig Scheiben auf der Liste hat, die man entweder als Soloalben oder Produktionen mit Chickenfoot und den legendären G3-Formationen (immer mit Steve Vai und wechselnd Malmsteen,
Eric Johnson oder Petrucci) werten kann. Mit seinen 'Gastspielen' in Bands wie Deep Purple (Mk. VI-Besetzung) oder den multiplen weiteren Rollen wollen wir erst gar nicht anfangen.
Surfing With The Alien"Surfing With The Alien" kam 1987 als Satrianis Zweitwerk auf den Markt und fundamentierte seinen ihm ewig anhaftenden Ruf als wahrer Gitarrenkünstler noch mehr. Dieses Album zählt für mich sicherlich zu den starken seiner Karriere und wohl zum besten aus der vorliegenden Box. Rockige Gitarrensounds kann der Mann halt wirklich durch die Speaker jagen und wenn er nicht mit seinen ganzen elektronischen Spielereien anfängt - was leider öfter mal der Fall war - dann kann ich ihm auch für Stunden folgen. Für "Surfing With The Alien" hat er fast alles selbst eingespielt, greift nur auf die Unterstützung durch drei Schlagzeuger/Percussionisten/Programmierer zurück, u. a. Jeff Campitelli, mit dem er lange Jahre und über viele Alben hinweg zusammen arbeiten sollte. Gemeinsam wurden so überaus starke Songs wie "Always With Me, Always With You", "Midnight", "Ice 9" oder auch "Surfing With The Alien" und "Satch Boogie" eingespielt - alles instrumental natürlich. Satriani selbst bezeichnet "Always With Me…" als den besten Song, den er seinerzeit für das Album geschrieben hat und ich gebe zu, ich muss ihm da uneingeschränkt beipflichten.
Engines Of CreationDreizehn Jahre, sieben Soloscheiben und eine G3-Veröffentlichung später erschien dann "Engines Of Creation". Passend zum neuen Jahrtausend mit einem für Satriani auch neuen Stil. Das Album wird quasi durch die Bank weg dominiert von elektronischen Sounds und über den Computer gefütterte Gitarren. Der sonst übliche und von den Fans geliebte, virtuos Gitarre spielende Rock-Musiker Satriani drohte, in die Techno-Ecke abzudriften. An diesem Output schieden sich seinerzeit die Geister und ich erinnere mich, meine sonst eher positive Meinung zu unserem Protagonisten deutlich revidiert zu haben. Trotz aller Kritik soll nicht unerwähnt bleiben, dass ein Song ("Until We Say Goodbye") dieses Albums immerhin eine Grammy-Nominierung in der Kategorie 'Bester Instrumentaler Rocksong' erhielt. Für mich persönlich das Album aus der Satriani-Diskografie, zu dem ich den wenigsten Zugang bekommen konnte.
Strange Beautiful MusicFrüher habe ich mal gesagt, das Beste an "Strange Beautiful Music" sei wahrscheinlich das Mitwirken vom Prog-/Fusion-Gitarristen
Robert Fripp und auch die Gastrolle Pia Vais (ehemalige Backgroundsängerin bei Vixen und Ehefrau Steve Vais) an der Harfe soll nicht unerwähnt bleiben. Das ist natürlich sehr böse und mittlerweile gehe ich mit offeneren Ohren an den Output von 2002, dem man manchmal nachsagt, er sei durch Jimi Hendrix inspiriert worden. Zwar fällt es mir nach wie vor schwer, mich mit diesen computerisierten Sounds anzufreunden, aber hier kommen sie dann doch nicht ganz so extrem zum Tragen, wie das beim Vorgänger der Fall war. Auch die Tatsache, dass sich das Album gerade mal eine einzige Woche in den Billboard-Charts halten konnte, mag Aussage darüber treffen, wie es beim Publikum angekommen sein mag. Zwei Anspieltipps habe ich aber dennoch, denn es sind für mich logischerweise die herausragendsten Stücke: das verhalten angehauchte "Chords Of Life" sowie "Mind Storm", bei dem der Meister einen ebensolchen auf seiner Sechssaitigen produziert.
Is There Love In Space?Mit "Is There Love In Space?" haute der Gitarrero dann zwei Jahre später endlich wieder ein Album auf den Markt, das mir und vielen anderen Hörern sehr viel mehr lag. Endlich gab es wieder eingängigere Melodieführungen, endlich waren die Techno-Sounds in die Schranken gewiesen. Und auch wenn der Meister wohl nie auf Effektgeräte wird verzichten können, hier kommen sie zwar deutlich, aber nicht übertrieben zum Einsatz. Noch ein weiterer Effekt lässt sich auf dieser Scheibe verzeichnen, nämlich der Einsatz von Satrianis Stimme. OK, mit den Fingern seiner beiden Hände kann er virtuose Wunder vollbringen, aber seine Stimmbänder werden es sicherlich nie ins Museum schaffen. So sind demzufolge die beiden Songs "Lifestyle" und "I Like The Rain" kaum mehr als eine Demonstration, dass der Instrumentalist zu Lautäußerungen in der Lage ist, wenngleich die Arrangements, die Kompositionen echt stimmig sind. Außer der wirklich guten Ballade "Just Look Up" haben wir es mit einem sehr, sehr ordentlichen, richtig rockigen Longplayer zu tun, der die Fans seinerzeit wieder hoffen ließ.
Super ColossosDer Jüngste im Bunde dieser Zusammenstellung ist das 2006er-Album "Super Colossal" und auch das bekommt wieder positives Feedback. Satriani, dieses Mal zusätzlich mit dem göttlichen Simon Phillips an den Drums, der ja von Metal bis Jazz Fusion so ziemlich alles trommeln kann, was es auf der Welt gibt. Der Saitenhexer selbst gibt sich recht vielschichtig auf dieser Scheibe und lässt Blicke in die unterschiedlichsten Genres zu. Die Kritiken reichten damals (damals ist gerade mal sieben Jahre her…) von 'ordentlich' bis 'ganz stark', aber im Grunde durchweg auf der positiven Seite. Wie auch auf den anderen Scheiben, egal wie sie aufgenommen wurden, ist hier der Sound perfekt. Satriani ist ja nicht dafür bekannt, in dem Bereich zu schludern und so kann man sich dem Hörgenuss vollkommen hingeben. Cool gemacht ist z. B. der Song "Crowd Chant", bei dem Joe kurze Gitarrenläufe spielt, die dann - nomen est omen - von 'der Menge' nachgesungen werden. Auch der Titeltrack schleicht sich nach mehrmaligem Hören in die Erinnerungsschublade. Zwar fängt das Stück etwas komisch an, entwickelt sich dann im Laufe allerdings zu einer ganz starken Nummer. Insgesamt muss man dem Album bescheinigen, dass sich der Chef wohl an seine früheren Zeiten erinnert hat und wieder auf der rockigeren Schiene fahren wollte - ein weiser Schritt.
Tja, wem empfiehlt man die vorliegende Box nun? Für eine logische Abfolge sollte im Grunde zuerst die Box mit den früheren Werken angeschafft und zur besseren Übersicht im Hinblick auf die Variabilität Satrianis anschließend hier die Geldbörse gezückt werden. Für den beinharten Fan sind eh alle Scheiben Pflicht und bei dem üblichen äußerst attraktiven Preis für fünf Longplayer in einer Box ist mit wenig Geld ein richtiger Rundumschlag in Sachen Joe Satriani möglich. Daher darf man mit Fug und Recht von 'value for money' sprechen.
Tracklist
Surfing With The Alien (1987):
01:Surfing With The Alien
02:Ice 9
03:Crushing Day
04:Always With Me, Always With You
05:Satch Boogie
06:Hill Of The Skull
07:Circles
08:Lords Of Karma
09:Midnight
10:Echo
Engines Of Creation (2000):
01:Devil's Side
02:Flavor Crystal 7
03:Borg Sex
04:Until We Say Goodbye
05:Attack
06:Champagne?
07:Clouds Race Across The Sky
08:The Power Cosmic 2000 (Part I)
09:The Power Cosmic 2000 (Part II)
10:Slow And Easy
11:Engines Of Creation
Strange Beautiful Music (2002):
01:Oriental Melody
02:Belly Dancer
03:Starry Night
04:Chords Of Life
05:Mind Storm
06:Sleep Walk
07:New Last Jam
08:Mountain Song
09:What Breaks A Heart
10:Seven String
11:Hill Groove
12:The Journey
13:The Traveler
14:You Saved My Life
Is There Love In Space? (2004):
01:Gnaahh
02:Up In Flames
03:Hands In The Air
04:Lifestyle
05:Is There Love In Space?
06:If I Could Fly
07:Just Look Up
08:I Like The Rain
09:Searching
10:Bamboo
Super Colossal (2006):
01:Super Colossal
02:Just Like Lightnin'
03:It's So Good
04:Redshift Riders
05:Ten Words
06:A Cool New Way
07:One Robot's Dream
08:The Meaning Of Love
09:Made Of Tears
10:Theme For A Strange World
11:Movin' On
12:A Love Eternal
13:Crowd Chant
 
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