Ohne allzu große Erwartungen, also relativ unbekümmert, machten meine Frau und ich uns auf den ca. fünfminütigen Fußweg zu Rheinbergs o.a. Hort kultureller Veranstaltungen dieses Rahmens.
Ja, die Stadthalle, ein kleines, gemütliches Schmuckstück, im Inneren umgeben von vielen kleinen, über mehrere Etagen, leider an diesem Abend abgesperrten, Logen, ein Garant für eine hervorragende Akustik.
Bei unserem Eintreffen sahen wir ein recht gut gefülltes Auditorium, ohne dass sich die Leute aber allzu sehr auf den Leib rücken mussten. Ich denke mal, es waren so um die 800 Zuschauer.
Nach problemloser, zügig bearbeiteter Bierbestellung wurden wir vom niederländischen Blues-Gitarristen Julian Sas und seinem Trio eingestimmt. Äußerlich mich an den noch etwas jüngeren Hughie Thomasson (zu "Playin'-To-Win"-Zeiten) erinnernd, die lange, gelockte Mähne durch ein Stirnband umringt, aber dem mit der Zeit immer breiter werdenden Mittelscheitel hilflos ausgeliefert, ließ er ein Blues'n'Boogie Gewitter über uns fegen.
So gab es Stücke aus dem neuen Album wie auch die obligatorischen Cover zur Herausstellung der
Verbundenheit mit Bluesgrößen vergangener Tage, wie z.B. "Hey Joe" von Jimi Hendrix oder "Shin Kicker" von Rory Gallagher. Alles recht sympathisch und erfrischend kurzweilig herübergebracht, war dies, nach Genuss eines weiteren Bierchens, ein auch durch das Publikum mit viel Applaus gewürdigter Opener.
Roger Chapman
Kurze Umbaupause, zwei kurze Helle, dann kam der Altmeister.
Im Outfit etwas moderner gestylt, ohne seinen legendären roten Overall, präsentierte Chappo im Wesentlichen sein neues Album "Rollin' And Tumblin'", ein Umstand, der schon an sich bei mir recht positiv zur Kenntnis genommen wurde, ohne das Werk überhaupt zu kennen. Musiker seiner Zeit verfallen doch allzu oft darin, nur drei neue Stücke zu spielen, und den Rest mit dem Herunternudeln von Klischees vergangener Tage zu verbringen.
Sicherlich nahm ich seine, mir besser bekannten Stücke, wie z.B. "Moth To A Flame", "Prisoner" und "Shadows On The Wall" dankbar und mit viel Wohlwollen zur Kenntnis, man hatte aber nie das Gefühl, dass 'Mr. Reibeisen' hier angetreten war, um sich auf seinen altbewährten Lorbeeren auszuruhen.
Energiegeladen, auf Glocke und Tambourin einhämmernd, manchmal auch zur Blues-Harp greifend, aber auch immer darauf bedacht, seinem langjährigen Weggefährten Stevie Simpson, der mehr durch Vielseitigkeit (Akustik- & E-Gitarre, Mandoline, Violine) statt vieler Soli glänzte, und natürlich auch seinem Saxofonisten, nie das Gefühl der Unterbeschäftigung zu vermitteln, hatte Chapman das Rheinberger Publikum fest im Griff.
Nach recht interessanten und im Nu vergangenen 120 Minuten (inkl. Zugaben), die mich zwar nicht übermäßig vom Hocker gerissen, aber doch zufrieden gestellt hatten, nahm mich dann meine Gattin fest in den Arm und bewältigte mit mir den - die exzellente Bierversorgung hatte bei mir leicht abgerundete Füße verursacht - glücklicherweise kurzen Heimweg.
Roger Chapman, Support: Julian Sas - Rheinberg, Stadthalle, 27.04.2001
Daniel Daus, 2.5.2001
|