Julian Sas und Band
21.01.2011, De Bosuil, Weert (NL)
Rocktimes Konzertbericht
Julian Sas
De Bosuil, Weert (NL)
21. Januar 2011
Stil: Blues Rock
Konzertbericht


Artikel vom 30.01.2011


Volker Fröhmer
Ich wollte es endlich in Erfahrung bringen und hören, fuhr nur aus diesem Grund ins niederländische Weert am vergangenen Freitagabend….kleiner Scherz...für diese Truppe geh ich über jede Grenze.
Julian Sas Nachdem ich Julian Sas und seine jeweiligen Mitspieler seit dem Jahr 2002 bisher acht Mal in verschiedensten deutschen Musiklokalitäten erleben durfte (Schymys Pub in Krefeld, Okie Dokie in Neuß, Saal Birgit in Viersen) wollte ich es nun endlich und wahrhaftig hören. Aber er ließ mich noch einige Minuten im wahrsten Sinne des Wortes zappeln, denn er und seine Jungs - Bassmann Tenny Tahamata und Schlagzeuger Rob Heijne - enterten die Bühne und zündeten die erste Power Blues-Rakete des Abends. Der Auftakt zu einem zweistündigen Feuerwerk mit dazu passendem zeitweiligen Trockeneisnebel begann ohne Vorgeplänkel und Vorrede.
Ab 21:30 Uhr wurde uns als erstes der "Stranger Blues" vor die T-Shirts, Hoodies, Baumwollhemden und Lederjacken geslidet, gebasst und gepowert. Danach gab es sehr kräftigen niederländischen, belgischen und deutschen Applaus. Die Begeisterung frischte schon zu diesem frühen Zeitpunkt auf und es war kein laues Lüftchen, das bauschte auf und wir alle waren bereit zur Party und wir kriegten was wir brauchten.
Und dann hörte ich es endlich und mit eigenen Ohren: Auch in den heimischen Gefilden der Dutch Power Blueser klärt Julian das Publikum in englischer und nicht in niederländischer Sprache über das nächste Stück auf und fragt zwischendurch auf Englisch, wie denn das werte Befinden vor ihm im Saal sei: »everything allright?« Aber hallo!
Nachdem Julian also die Gibson Firebird auf Betriebstemperatur gespielt hatte, Tenny den Fenderbass und Rob das Schlagzeug, gab es nach dem Vollgas-Slide Blues als the next big thing in leicht gedrosseltem Tempo "Resurrection" von der gleichnamigen CD. Dieser Titel vertritt auch im wahrsten Sinne des Wortes die Wah Wah-Abteilung und ist ein etwas sperrigerer Song aus dem großen Repertoire des Trios, der aber nichtsdestotrotz groovt wie die Sau.
Tenny Tahamata Danach, Ladies and Gents, schlug für uns ein knappes halbes Stündlein, Slow Blues-Time mit der Gibson Les Paul und mit dem "County Jail Blues", "Blues For The Lost And Found" und "Light In The Dark", letzterer war, ist und bleibt einer meiner Lieblingstitel. Die Haut meines Körpers musste Schwerstarbeit leisten, Gänsehautattacken in kurzen und kürzesten Abständen, meine Blueswelt bewegte sich ganz langsam...und wenn ich mich so umschaute, da und da und da auch... Julian arbeitete die Saiten auf, mit den Fingern und in seinem Gesicht, er lebt seine Musik mit ganzem Körpereinsatz und Rob und Tenny sitzen und stehen ihm in Nichts nach.
Vor "Ain't No Change" noch ein paar glühende Worte zu dieser famosen Truppe. Es folgt meine ganz und gar subjektive Meinung: Es gibt für mich in der weiten Welt der Abteilung Power Blues mit Boogie- und Rockanteilen zurzeit und auch ein paar Jahre zurück keine vergleichbar so perfekt zusammenspielende Band in dieser Güte mit einer Ausnahme: Das Herz der letzten langjährigen Qualitätsoffensive in diesem Bereich schlug zum letzten Mal am 14.06.1995…dann kam lange nix und als ich Julian Sas und seine damalige Band 2002 für mich entdeckte, war ich erfreut und zufrieden, ich fand einen in der Art des Musikmachens sehr würdigen Nachfolger des
irischen Fendertraktierers.
Die andere Ausnahme ist für meinen Geschmack Jim Suhler & Monkey Beat aus Texas, diese Band durfte ich auch schon einige Male live erleben.
Julian, Rob und Tenny verstehen sich blind auf der Bühne und können auch während eines Titels plötzlich die Fahrtrichtung ändern und jammen. Julian kann sich darauf verlassen, dass Rob und Tenny genau wissen was zu tun ist, wenn die Gibson oder die Gretsch oder die Patrick Koopman Sas Strat in seinen Händen den Jam einläutet, sie haben die gespielten Kompositionen ja zusammen erarbeitet.
Rob Heijne Also, "Ain't No Change" wird so verjammt, den vertrackten Gitarrenattacken von 'Mijnheer' Sas folgen die beiden Jungs aufmerksam und parieren alle aufs Allerfeinste. Spielspaß haben sie dazu in reichlichem Maße und noch was zur Stimme von Julian: Die schallte auch ohne Mikro bis zu den Rauchern draußen vor der Tür, sie trägt.
Das belgischdeutschniederländische Publikum verabschiedete das Trio mit prasselndem Beifall in eine kurze Pause. Endlich Zeit den Nachschub an Getränkechips an der Kasse zu ordern, der Konzertablauf zwang mich dazu.
Übrigens ist De Bosuil in Weert ein bis viele Besuche wert (den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen), alles bestens hier. Der Veranstaltungskalender der nächsten Wochen ist gespickt mit Feinheiten unpopulärer Musik, auch in den Niederlanden ist dem Musikmainstream in Funk und Fernsehen Tür und Tor geöffnet...
Für die achtfachen Lautsprecherboxenkipp- und schwankbelastungstests am 02.04. hier in dieser Stätte des Groove besorgte ich mir nach dem Getränkechipskauf schon mal eine Karte denn der Name der Veranstaltung ist mir sehr sympathisch: 'Gods Of Groove', acht niederländische Bands aus der Stoner-, Hard- und Psychedelic Rock-Szene spielen auf.
Nach dem Kartenkauf und Vernichten einiger Getränke und Gesprächen rund um die Musik kriegten wir wieder was wir brauchten. Der Dreier betrat die Bühne und forderte uns auf, uns zu bewegen, "Moving To Survive" von der letzten CD "Resurrection" schlug uns in den Bann eines schnellen und fetten Gitarrenriffs und Rob und Tenny brannten den Groove ins Parkett. Sie ließen nicht locker und im weiteren Verlauf des Abends huldigten sie noch ihren großen Vorbildern, die bestimmt begeistert oben mitgroovten. Die Cover hießen "Shadow Play" und "Hey Joe" der Herren Gallagher und Hendrix, 'schitterend', wie diverse Niederländer um mich rum skandierten - genau - phantastische Perlen aus der Gitarren-Championsleague.
Den "Dust My Broom"-Adaptionswettbewerb gewann die nächste Nummer auf der Playliste dieses Abends, "Turpentine Moan", anders als auf der CD "Where Will It End!?". Mit einem Harp-Intro aufgemotzt knallten sie ins Auditorium. Ein bisschen Ruhe brachte der fulminante Slow Blues-Kracher "Sailin' In To The Unknown". Für knapp 10 Minuten war Wellness für die heute Abend sehr beanspruchten Halswirbelsäulen angesagt, die Wogen im Saal glätteten sich ein wenig. Ein Blues der Meisterklasse aus dem Hause Sas und Co.
Das Tempo wurde anschließend aus der gedrosselten Phase zurück in den Boogie-Geschwindigkeitsbereich geführt, das geschah mit dem "Driftin' Boogie". Der Mitklatschteil bei diesem ließ die Lebenslinien unserer Handflächen kurzzeitig anders verlaufen, das brannte auf und vor der Bühne und der Abschluss des Konzerts blieb dem Teufel vorbehalten. "Devil Got My Number" trieb uns noch mal und schon wieder und eigentlich immerwährend den Schweiß auf die Stirn.
Die Jungs ließen sich aber nicht lange bitten und bescherten uns noch einen Zugabenblock mit dem Heimwegschicker "Boogie All Around".
Und wieder mal ein für mich sehr erfreuliches Fazit: Ein sehr gelungener musikalischer Abend, so muss dat. Am Merchandisingstand gab's für mich nichts zu holen, von der Julian Sas Band hab ich eh alle CD's und DVD's……
Line-up:
Julian Sas (guitar, vocals)
Rob Heijne (drums)
Tenny Tahamata (bass)
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