Wer bei den Namen Pat Mastelotto, Adrian Belew und Robert Fripp nur Bahnhof versteht, sollte hier gleich aufhören, weiterzulesen. Wer mit diesen Namen die legendären Progpioniere King Crimson verbindet, liegt schon gar nicht so falsch. Wer dann noch weiß, dass Julie Slick und ihr Bruder Eric Slick gemeinsam mit dem Gitarristen und Sänger von King Crimson (ab 1981, also der späteren, experimentellen Phase) das gemeinsame Projekt Adrian Belew Power Trio bestreiten, der ist hier genau richtig und gilt bereits als Kenner und Gourmet von anspruchsvoller, 'schubladenloser' progressiver Rockmusik.
Die 24 Jahre junge Bassistin Julie Slick, die schon im Alter von 16 Jahren mit so legendären Namen wie Jon Anderson, Stewart Copeland und Alice Cooper auf der Bühne stand, veröffentlichte dieses Jahr im Eigenvertrieb und ebenfalls im eigenen Studio (Slick Sounds Studios) aufgenommen ihr Erstlingswerk und bei so einer hochkarätigen Unterstützung ist man wirklich auf das Ergebnis gespannt.
Vorsicht, wer hier leichte Kost erwartet, hat die falsche CD aufgelegt. Es geht sofort mit jazzbeeinflusstem Prog los, Drums, Gitarre und Saxofon geben die nach vorne treibende Richtung vor. Der nächste Song ist gleich etwas mehr 'laid back', steigert sich allerdings im Mittelteil zu einer Kakophonie. Süße Flageolett-Töne vom Tieftöner ziehen beim Stück "February" merklich die Härte und das Tempo heraus, hier legen sich bemerkenswert schöne Klavierparts über den Rhythmus. Und so geht es kurzweilig und experimentell weiter. Das gesamte Album ist instrumental gehalten, nur vereinzelte Sprachsamples lockern die für Progsongs doch relativ kurzen Stücke auf (der längste Track, "Shadow Trip" ist gerade einmal sechseinhalb Minuten lang). Viele Worte braucht die hübsche Dame zu ihrem musikalischen Ausdruck auch gar nicht: Natürlich ist der Viersaiter das dominante Instrument des Albums und die junge Bassgöttin ist eine Könnerin ihres Fachs. Selbst der Meister himself, Robert Fripp, wird übers Telefon mit Soundscapes eingespielt. Und wer jemals von dem Begriff 'Frippertronics' gehört hat, weiß, dass dies keine 'normalen' Gitarrensounds sind. Erst nach mehrmaligen Durchhören entfaltet sich die eine oder andere Melodie, findet langsam Zugang zum Kleinhirn und verlässt dieses auch so schnell nicht mehr.
Das meiste ist aber nicht wirklich in musikalische Schubladen einzuordnen, zu viele Ideen, Rhythmen, Sounds und Breaks fließen in die Tonkunst mit ein, um dieser Musik einen Stempel aufzudrücken. Gerade deswegen braucht die Platte auch einige Anläufe, sie ist wahrlich keine leichte Kost. Aber wer bereit ist, sich auf eine musikalische Entdeckungsreise zu begeben, wird mit dieser instrumentalen 'Tour de Force' sicher nicht enttäuscht. Allerdings besteht die Gefahr, dass Bassisten und solche, die es werden wollen, nach dem Hören dieser Scheibe ihr Instrument resigniert in die Ecke werfen.
Wer Julie Slick einmal auf die Finger schauen möchte, hat übrigens dieses Jahr Gelegenheit dazu: Im November 2010 ist das Adrian Belew Power Trio in Deutschland unterwegs.
Line-up:
Julie Slick (bassguitar)
Eric Slick (drums, keyboards & VB-99 guitar)
Brian Davis (guitar)
Matt Rothstein (guitar)
Jon Braun (saxophone)
Marco Minnemann (drums)
Pat Mastelotto (drums)
Michael Bernier (chapman-stick)
Alex Schmidt (guitar)
Jordan del Rosario (guitar)
Robert Fripp (fripping sound samples)
Tracklist |
01:Mela
02:Many Laughs
03:February
04:Mora
05:Aphrodite
06:Baron Aloha
07:Nothing To Be Done
08:Choke
09:Awoke
10:Shadow Trip
11:Spice Trade
12:The Rivalry
13:Cage Match
14:Blood Blisters
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