Klaus Schulze / La Vie Electronique 13
La Vie Electronique 13 Spielzeit: 78:27 (CD 1), 74:28 (CD 2), 77:15 (CD 3)
Medium: CD-Box
Label: MiG Music, 2013
Stil: Elektronic

Review vom 26.06.2013


Wolfgang Giese
Kennst Du Eine, kennst Du Alle.
Böse Zungen mögen so argumentieren angesichts der Musik des deutschen Elektronikmusikers. Nun ja, zwischen nicht Eingeweihten und Fans, die sich wohl näher mit der Vielzahl seiner Platten befasst haben und befassen, werden wohl mitunter Welten liegen.
Und gerade, wenn es sich dann wieder um solche langen Werke wie auf der dreizehnten Ausgabe des "Vie Electronique" handelt, wird man in der Tat genauer lauschen müssen. Denn oberflächlich betrachtet, erwarten uns auch hier wieder großflächige und großräumige Klangbilder von großer Wucht und Zartheit gleichermaßen.
Und vieles ähnelt sicher auch den Inhalten der von mir vorgestellten Vorgänger, die Nummer Elf und Zwölf der Serie.
Auf der ersten Scheibe befindet sich das fast achtzigminütige "Machine De Plaisir", erneut den Guttemplern geschenkt vom Meister. Hier fasziniert es mich immer dann besonders, wenn gängige Muster unterbrochen werden, wie durch die drohnenartigen Chorgesänge auf "Peyote Poem", ich fühle mich dann ein wenig versetzt in die Klänge von György Ligeti und die Verwendung seiner Musik für den Film-Klassiker "2001: Odyssee im Weltraum".
Dieser Sound geht sogleich über in den fünften Titel und wird noch durch indianisch anmutende Rhythmen im Hintergrund untermalt. Im Grunde genommen verbleibt diese Stimmung nun durchgehend.
Insgesamt ist die Atmosphäre der ersten CD sehr stark meditativ geprägt und strahlt sehr viel Harmonie und Ruhe und auch Schönheit aus.
Auf der zweiten Platte gibt es zunächst drei Einzeltitel, bevor erneut eine Suite in Angriff genommen wird.
Auf "Himmel und Erde (Remix)" scheint Schulze sich der Stimmen von Opersängern/innen bedient zu haben und verfremdet diese auf seltsame Weise in dem Stück, durch Veränderung der Geschwindigkeit und andere Spielereien.
Mir gefällt das nicht so sehr, es wirkt sehr unruhig und ein wenig zu verspielt und es klingt eher belustigend, wenn diese Trällertöne einwirken, mitunter gar skurril.
Das lange "Arthur Stanley Jefferson" mit fast einer Stunde Länge ist wieder eines den Guttemplern überlassenes Stück.
Es beginnt ein wenig düster im Ausdruck, Klavierpassagen werden abgelöst durch eine gleichförmig durchgehende Synthie-Melodie, nur von E-Drums begleitet. Erst mit dem "Rouge Song" kommt etwas Bewegung in die ein wenig behäbige Atmosphäre und ein gar leichter Swing stellt sich ein. In sich bleibt das ganze Stück immer geschlossen als Einheit und nur gelegentlich kommen Veränderungen, dafür aber immer wieder Nuancen und Einschübe, die davor bewahren, dass Eintönigkeit auftreten könnte.
Und nun zum dritten Silberling, der die geborgte Zeit darstellen soll.
Es beginnt mit sehr stark asiatischem Flair, eine sehr angenehme und überraschende Variante, die geboten wird und sogleich für gelungene Abwechslung sorgt.
Für mich ist die Musik auf der dritten CD die abwechslungsreichste und interessanteste dieser Kompilation. Ursprünglich war sie gedacht und komponiert für einen Soundtrack für den amerikanisch-ungarischen Film "Living On Borrowed Time". Übernommen wurden jedoch nur kurze Passagen, was uns jedoch nicht daran hindert, an der üppigen Vielfalt des gesamten Werkes Freude zu haben.
Auch hier finden viele Samples, unter anderem auch opernhafte Gesangsparts, Verwendung, die diese Suite zur wohl einer der vielschichtigsten des Musikers machen.
Anzumerken ist noch, dass auch diese Musik die technische Entwicklung jener Zeit widerspiegelt, und man insofern nicht mit dem, was heutzutage mit Computern möglich ist, zu produzieren, vergleichen sollte. Schulze jedenfalls war stets auf der Höhe der Zeit und so hat er großartige Musik geschaffen, die auch die hier vorliegenden Aufnahmezeiten 1993 und 1994 brillant repräsentieren.
Line-up:
Klaus Schulze (all instruments)
Tracklist
CD 1 Machine De Plaisir:
01:The Machinery Of Night (5:40)
02:Träume Ich? (2:50)
03:Leaves Of Grass (3:48)
04:Peyote Poem (2:51)
05:No Funky Blues (7:07)
06:Verblüffung des Volkes (8:34)
07:Le Carillon (8:28)
08:Hellenistische Mechanik (8:32)
09:Das Ende der Nashörner (8:33)
10:Don't Be Afraid, The Clown's Afraid, Too (8:32)
11:Die Ehrwürdige Flüssigkeit (6:30)
12:The Answer? (7:07)
CD 2:
01:Tag des Offenen Denkmals (0:30)
02:Himmel und Erde (Remix) (7:07)
03:Vas Insigne Electionis (9:47)

Arthur Stanley Jefferson
04:A Perfect Day (5:42)
05:Double Whoopee (4:22)
06:Rouge Song (2:06)
07:Beau Hunks (2:07)
08:Oliver Norwell H (6:45)
09:Sons Of The Desert (16:52)
10:Big Business (4:10)
11:Call Of The Cuckoo (4:13)
12:God Bless All Clowns (10:38)
CD 3 Borrowed Time :
01:Schöne Seelen, Kühne Flügel (5:42)
02:Die Staunenden Barbaren (13:37)
03:An des Jahrhunderts Neige, Pt 1 (9:41)
04:Castafiore (1:05)
05:Hätt ich Schwingen, Hätt ich Flügel (7:44)
06:Die Gunst des Augenblicks (11:10)
07:An des Jahrhunderts Neige, Pt 2 (3:47)
08:Der Liebe Geheimnis (20:28)
09:An des Jahrhunderts Neige, Pt 3 (3:58)
 
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