Gemischte Gefühle ..., so gemischt, wie mein Höreindruck sie vermittelt.
Von nahezu annähernd 'Schlagermelodien', etwas härter gespielt, über Heavy Metal-Anklänge, typischem Mainstream-Rock à la Achtziger (oder AOR), Popmusik - ein wildes, wirres Durcheinander … Mein erster Eindruck war gar nicht mal so weit her geholt, denn der Musiker erklärt hierzu im Booklet:
»Ich hatte schon immer zwei Herzen in meiner Brust schlagen: sowohl der melodiöse Hardrock - als auch Heavy Metal (vor allem melodiöser Speedmetal) haben es mir angetan. Je nach Laune zieh ich mir das ein- oder andere rein. Auch als Komponist und Musiker schwanke ich mal zwischen soft und hart, darum gehört "Demons" genauso zu meiner zweiten Solo-CD wie auch die anderen Songs. So bekommt dann auch der Albumtitel "All In" eine Doppelbedeutung! Schnallt Euch an, drückt auf Play and 'Play It Loud'!«
Jetzt wissen wir es genau.
Mächtig Druck, inklusive Backgroundchören und verzerrtem Gitarrensound, so rockt das los mit "Line Of Fire". Klingt gut, doch, doch. Aber irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, das Ganze hätte auch etwas mit der deutschen Band Pur zu tun, denn »Wo sind all die Indianer hin? « ("Indianer" von Pur) werde ich nicht los...
Spätestens mit dem kurzen Gitarrensolo verschwindet dieser Eindruck, ein wenig bleibt dennoch eine, hinsichtlich der Harmonien, bestimmte Ähnlichkeit zur ebenfalls deutschen Band Münchener Freiheit.
Das ändert sich dann jedoch bei "Why Do You Hate Me" mit Ähnlichkeiten zu Bands wie Kiss. Wie auch immer, das ist für mich guter, druckvoller Bombast-Power-Rock, voller Harmonien und mit 'Ohrwurm-Charakter'. Warum hieraus nicht eine Single basteln???
Sehr gefühlvoll dann die erste Ballade, "Still Alive", da wurde schon mit ordentlich 'Zuckerguss' gearbeitet, fast schon wieder Richtung Münchener Freiheit. Das soll jetzt kein Werturteil von mir darstellen, sondern lediglich eine Beschreibung der Atmosphäre, wie ich sie hier empfinde.
Und nun 'Neue Deutsche Welle': "Gimme A Sign", da höre ich irgendwie den "Major Tom" von Peter Schilling »völlig losgelöst« zu Beginn. Dann knallt der rockende Sweeney dieses Ambiente in den Orbit, jedoch nicht ohne den teilweise keyboardlastigen Sound mit Harmonien ohne Ende zu spicken. Nun gut, Gitarren sind noch genug da, aber sollten aus meiner Sicht lieber allein bleiben. Ja, schön und eingängig klingt das auch, doch haben viele der Nummern eine hohe Verbrennungs- oder Verpuffungstemperatur. Oft fehlt einfach eine gewisse Tiefe, zu viele Versatzstücke aus vielfach Gehörtem machen noch keinen eigenständigen Sound.
"Leave It All Behind", eine feine schleppende Ballade mit Gaststar Pearl am Gesang, ist beileibe nicht die Erfindung des Rades. Doch Freunde solcher Titel können sich freuen, das ist nett gemacht, nicht mehr, nicht weniger. "Sinner" passt hier überhaupt nicht hinein, ein versuchter Hauch von 'Motown-Atmosphäre' hinsichtlich des Rhythmus' wirkt auf mich eher nervend denn innovativ. Letztlich bleibt ein harmonischer Popsong, wäre auch was für die Charts.
Tracks dieser Art gibt es gar viele - ich kann nicht umhin, Vergleiche mit Bands wie Asia, GTR oder Boston zu ziehen, wenngleich die Genannten etwas hatten, das hier fehlt: mehr Tiefe. Interessant sind allenfalls solche Stellen, an denen innerhalb der Songs doch etwas Wechsel in den Strukturen stattfindet ("Another Day" z. B.) oder die wirklich schöne Ballade mit akustischer Gitarre, "Stare At The Sun", die für mich erstmalig ein gewisses Profil zeigt, hier erscheint mir der Musiker am Überzeugendsten.
"Too Late", das ist so eine der Nummern, die den Hauch Asia haben, ein wenig "Heat Of The Moment" vielleicht, vorliegend mit einem harmonischen Gitarrensolo, das ich gern etwas länger und aus- und aufgebauter gehört hätte. Dieses Stück gefällt mir allerdings auch vom Aufbau, und es ist auch von mehr Ausdruck als viele andere Stücke geprägt. So jedenfalls mein Empfinden.
Nun Robin Beck als Gast: Auf "Moments" reißt sie den Titel auch nicht raus, mehr eine '08/15-Ballade', 1000 mal gehört, und 1000 mal ist nichts passiert. Und dann hat's Boom gemacht. Bretternder Metalsound mit Stefan Kaufmann an der Gitarre, eine Nummer ("Demons"), die mich jedoch den Eindruck gewinnen lässt, dass auch das nicht Sweeneys Musik sein kann. Als Shouter bei den Metallern Crystal Ball passt das dann auch. Als Sänger auf diesem knüppelnden Song überzeugt mich Sweeney überhaupt nicht, er scheint eher unterzugehen.
Und so verweise ich dann lieber auf "Chance", denn hier sehe ich eine Chance, in diesem Umfeld. Es beginnt mit mysteriös-sakralen Gesang (das kenne ich doch schon lange von den Yardbirds mit "Heart Full Of Soul"), und schreitet fort mit rockend-bombastischem Rhythmus, der schleppend und versetzt die Gitarren jaulen lässt. Auch der Gesang passt und hierhin sollte meiner Meinung nach die Reise gehen: Mit diesem Song ist eine gelungene Synthese aus hartem Rock, Pop, Harmonie und Innovation geschaffen worden. Weiter so, bitte.
Line-up:
Mark Sweeney (vocals)
Scott Leach (guitar)
Marcel Sardella (drums)
Hungi Berglas (guitar)
Sven Sieber (bass)
Philipp Meier (keyboard)
Tracklist |
01:Line Of Fire (3:30)
02:Why Do You Hate Me (3:23)
03:Still Alive (4:00)
04:Gimme A Sign (4:11)
05:Leave It All Behind (4:38)
06:Sinner (3:48)
07:Another Day (3:18)
08:Stare At The Sun (3:35)
09:Too Late (3:39)
10:Moments (3:37)
11:Chance (3:48)
12:Demons [Bonus Track] (5:43)
(all songs and lyrics written by Mark Sweeney)
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