Marty Stuart, ein Countrymusiker, der stets versuchte, Country, Hillbilly, Bluegrass, Honky Tonk und Rockabilly unter einen Hut zu bringen, hatte hierbei meistens ein glückliches Händchen. Der 1958 im Bundesstaat Mississippi Geborene soll bereits früh von Countrymusik besessen gewesen sein. Schon im Alter von zwölf Jahren spielte er mit der Band The Sullivans Bluegrass. Durch die Profimusiker Roland White und Lester Flatt wurde er gefördert und arbeitete mit Flatt einige Jahre bis zu dessen Tod zusammen. Der erst im Mai diesen Jahres verstorbene Doc Watson und auch Johnny Cash waren einige weitere Stationen, die bei ihm viele Spuren hinterließen. So heiratete er 1983 auch die Tochter von Mr. Cash, Cindy - fünf Jahre dauerte die Ehe.
Seit 1985 ist Marty Stuart als Solokünstler aktiv, mit dem Ergebnis des im Folgejahr erschienenen Debütalbums. Nach einem Labelwechsel zu MCA - vier Jahre später - stellte sich dann vermehrter Erfolg ein. Er wurde oft mit seinem Kollegen Dwight Yoakam verglichen - in der Tat ähneln sich die beiden Musiker bei vielen Songs. Nun folgt mit "Nashville Volume 1: Tear The Woodpile Down" ein neues Album.
Rockend startet es in die erste Runde, eine Spur Gospel scheint sich auch eingeschlichen zu haben. Knackige Gitarren à la Albert Lee bestimmen den Sound, das Schlagzeug treibt unerbittlich und der Zug fährt mit 'klackerndem' Gitarrenbeiwerk gleich weiter in Richtung Bakersfield. Dazu setzt die Fiddle ein und der Sonnenuntergang in Nashville, der hier beschrieben wird, geht alles andere als beschaulich über die Bühne. Ein kleines, eingeworfenes Gitarrensolo lässt mich unwillkürlich an den großartigen Clarence White denken - die gute Laune lässt sich fast nicht mehr vermeiden. Der Schlagzeuger federt dazu elegant, hier werden wirklich alle Register gezogen, die man für eine perfekte Countryscheibe braucht - aber eine abseits des allgegenwärtigen Mainstreams. Ja, auch hier wieder - angenehm altmodisch, folgt der im leichten Walzertakt schunkelnde Song "A Matter Of Time", der den Geist vergangener Zeiten atmet. Angesichts all der Profis in der Begleitmannschaft dürfte es ein Leichtes gewesen sein, diese Musik zu präsentieren, denn sie wirkt ganz einfach locker aus dem Ärmel geschüttelt. Instrumental kostet die Band das dann beim "Hollywood Boogie" aus, wo sich erneut zeigt, welch großen Einfluss Gitarristen wie James Burton und Albert Lee auf diese Musik hatten. Anklänge an Chris Isaak höre ich auf "The Lonely Kind" und bei "A Song Of Sadness" fühle ich mich mit diesem unwiderstehlich herrlichen Harmoniegesang in die Atmosphäre des einen oder anderen Titels der Zusammenarbeit zwischen den Musikern Chris Hillman und Herb Pedersen versetzt.
Überhaupt spielt der Gesang eine wichtige Rolle, denn Stuart trägt die Songs mit Überzeugung und leidenschaftlichem Ausdruck vor.
Wie gesagt, der Band scheint es Spaß gemacht zu haben und bei mir als Hörer springt der Funke sogleich über. Das ist aus meiner Sicht noch 'echte', moderne Countrymusik, handwerklich vorzüglich vorgetragen. Als Sahnehäubchen obendrauf bietet der letzte Track ein ergreifendes Duett mit dem Enkel des großen Stars Hank Williams, hier als Hank III aufgeführt. Dieser hat sein Erbe auf großartige Weise fortgeführt und trägt es hier mit knarziger Stimme stilecht vor.
'Klassisch' ist übrigens auch die Titelzahl mit zehn Songs und die knapp über dreißig Minuten liegende Spielzeit!
Line-up:
Marty Stuart (acoustic guitar, electric guitar, mandolin, vocals)
Kenny Vaughan (electric guitar, acoustic guitar)
Harry Stinson (drums, snare, tambourine, vocals)
Paul Martin (electric bass, upright bass, tic tac guitar, piano, organ, vocals)
Gary Carter (steel guitar)
Robby Turner (steel guitar)
Kenny Lovelace (fiddle)
Hank Singer (fiddle)
Buck Trent (electric banjo)
Hank 3 (acoustic guitar, vocals)
Brian Glenn (bass)
Lorrie Carter Bennett (vocals)
Tracklist |
01:Tear The Woodpile Down (Stuart) [with Buck Trent]
02:Sundown In Nashville (Warwick)
03:A Matter Of Time (Stuart) [with Kenny Lovelace]
04:Hollywood Boogie (Stuart, Vaughan, Stinson, Martin)
05:Holding On To Nothing (Chesnut) [with Buck Trent]
06:Truck Driver's Blues (Stuart)
07:Going, Going, Gone (Stuart)
08:The Lonely Kind (Stuart)
09:A Song Of Sadness (Stuart) [with Lorrie Carter Bennett]
10:Picture From Life's Other Side (Hank Williams, Hiram Hank Williams) [with Hank III]
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