Matt Stone / Northern Lights
Northern Lights Spielzeit: 59:00
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Singer/Songwriter, Folk


Review vom 24.09.2013


Wolfgang Giese
Die einfachen Dinge im Leben, die einfach selbstverständlich sind, übersehen wir oft. Davon handelt der erste Song des kalifornischen Singer/Songwriters:
»Sun comes up over the hill
And climbs in the kitchen window
Coffee on the stove
Six a.m. again
It's the simple things you know
It's the simple things you know
I can't find a better way
Starting each and every day
With the simple things.«
Genauso einfach ist das Stück auch aufgebaut, mit leicht shuffelndem Rhythmus in Richtung eines J.J. Cale zieht es unbeschwert seine Kreise. Doch so recht typisch ist dieses Stück nicht für die Musik der ganzen Platte, denn hier geht es eher beschaulich zu, mehr folkig und ruhig im Ausdruck. Dabei hilft der Drummer Dave Johnstone bei jedem Titel auf sehr einfühlsame Weise und prägt den Grundcharakter jeweils mit.
Mit oft verhaltener, leicht rauchiger Stimme, auch fast schon flüsternd ("Land Of Broken Dreams") stellt uns der Künstler - so auch in diesem Stück - eine kleine Insel voller melancholischer Momente in den Hörraum. Das Cello unterstreicht diese Stimmung dabei noch enorm:
»This is the land of broken dreams
This is what losing finally means
You reached for it all, but you just couldn't hold the gleam.«
Sehr angenehm für meine Ohren und Seele ist der Titelsong. Der Einsatz der Pedal Steel und des Chores veredeln diese grundlegende Harmonie und Wärme noch auf ganz besondere Weise. Welch ein wundervolles Lied! Allerdings besitzt jeder Song auf seine Weise eine besondere Ausprägung. "Time Into Gold" besticht mit seinem sehr schönen Arrangement in ganz leicht schwingendem Walzerrhythmus. Hier erinnert mich die Musik sehr stark an jene von Allan Taylor. Gelegentlich setzt auch die elektrische Gitarre einige Akzente innerhalb der meist akustischen Ausrichtung, etwa beim etwas flotteren "Fifty Two".
Ganz besonders angenehm empfinde ich auch "Apogee", fast haucht Matt den Text, dazu streicht der Schlagzeugbesen dezent die Felle, wieder die Pedal Steel, eine verhallte E-Gitarre und die Stimmung ist perfekt. Ganz gemütlich kann einem dabei werden, ein feines Tässchen Tee dabei, etwas Gebäck. Wirklich sehr gelungen ist diese in Töne gekleidete Stimmung.
Auch die Natur ist Thema, der Geist des Wolfes wird auf Track Zehn beschworen, dazu die Flöten, die das Heulen der Wölfe zu imitieren scheinen. Insgesamt betrachtet Matt Stone im Text das Schicksal der Indianer auf bewegende Weise. Hier bekomme ich Gänsehaut, das bewegt mich sehr, wie der Songwriter auf recht melancholische Weise, ohne einen erhobenen Zeigefinger, auf ganz leise und lyrische Weise ein solch wichtiges Thema anfasst - eines, das immer gern unter den Tisch gekehrt wird.
Ich komme nicht umhin, erneut einen dicken Tipp zu vergeben. War auch der erste Song für mich noch nicht in der ersten Liga, so entwickeln sich Stimmung und Eindringlichkeit im Laufe der Platte und eilen von Höhepunkt zu Höhepunkt. Und, man bedenke: Dies ist das Debütalbum des Künstlers, der es vermocht hat, viele kleine Geschichten auf seine eindringliche und dennoch zurückhaltende Art so zu erzählen, dass sie schnell die Seele erreichen. Denn so viel Ausdruck, so viel Leidenschaft - auch wenn der Gesang nicht immer perfekt sitzt - habe ich schon lange nicht mehr bei einem Erstling gehört. Hoffentlich macht Matt Stone dort weiter, um noch mehr Geschichten vorzustellen, denn diese haben die Fähigkeit, mit ihrer poetischen Kraft in die Herzen der Menschen einzudringen. Dann wird man in etlichen Textpassagen sicher auch einiges aus dem eigenen Leben entdecken und eine solche Identifikation tut schließlich immer gut.
Line-up:
Matt Stone (lead vocals, baritone guitar)
Dave Blackburn (acoustic and electric guitars, strings, percussion)
Hank Easton (slide and lead guitar, rhythm electric - #7)
Rick Schmidt (pedal steel)
Dan DiPietro (bass)
Dave Johnstone (drums)
Dennis Caplinger (mandolin and fiddle - #1,2,4,11,12)
Chris Kokesh (fiddle - #8,12)
Dayan Kai (wood and silver flutes - #10)
Radoslav Lorkovic (piano - #8, 10, accordion - #4,11)
Rob Whitlock (piano - #5,12, Wurlitzer - #2)
The Aurora Choreali: Robin Adler, Chris Kokesh, Dave Blackburn (backing vocals)
Tracklist
01:The Simple Things (4:34)
02:Sweet Barcelona (3:19)
03:Northern Lights (5:13)
04:Brown Dog (4:20)
05:Time Into Gold (5:51)
06:China Clipper (6:20)
07:Fifty Two (4:57)
08:Land Of Broken Dreams (4:49)
09:Apogee (4:38)
10:Spirit Of The Wolf (6:01)
11:Orion (4:32)
12:Trabuco (4:23)
(all songs by Matt Stone)
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