Es ist nun wirklich keine Überraschung: Michael Schenker lädt zu Aufnahmen abseits seiner Michael Schenker Group ein und die Helden dieses Rockuniversums geben sich die Klinke in die Hand - doch dazu im Folgenden mehr.
Über den talentiertesten aller Scorpions-Gitarristen braucht man keine großen, einleitenden Worte mehr zu verlieren. Seine Höhenflüge, seine tiefen Abstürze und das Beinahe-Scheitern an sich und seinem Talent dürften euch hinlänglich bekannt sein.
Wenn so ein Gitarrenrecke nach zweiundvierzig Jahren im Rampenlicht ein neues Album präsentiert, darf man bei "Temple Of Rock" mit einem routinierten Werk rechnen. Was auffällt, ist eine Art 'Full Circle': Eine Vielzahl von aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der MSG waren an den Aufnahmen beteiligt. Zur ersten Gruppe sind Bassist Neil Murray und Keyboarder Wayne Findlay zu rechnen; zur Zweiten dürfen sich Don Airey, Chris Glen (Bass), Paul Raymond, der unkaputtbare Pete Way und Chris Slade zählen. Mit Robin McAuley aus den Zeiten der McAuley Schenker Group (1986 - 1993) gibt es ebenfalls ein Wiedersehen. Herman ze German traf er 1979 bei seinem kurzzeitigen (Wieder-)Einstieg bei den . Besonderes Augenmerk richtet sich natürlich auf den Sänger (fast) aller Songs, den Mad Max-Shouter Michael Voss. Sein Organ ist für meine Ohren gewaltig gewöhnungsbedürftig, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Gerade die schöne, bluesige Ballade "With You" 'zerknödelt' er merkwürdig gepresst. Da ist es regelrecht eine Erholung, wenn Doogie White bei "Before The Devil Knows You're Dead" - nebenbei bemerkt der stärkste unter vielen guten Songs auf "Temple Of Rock" - zum Mikro greift!
Mir liegt hier eine limitierte Edition mit zwei 'Zugaben' vor: "Remember" von der japanischen Ausgabe (den hätte man sich schenken können!) und einer Radio-Edit der Vorab-Single "Miss Claustrophobia" vor. Eine satte Stunde mit weitgehend richtig zupackendem Hardrock!
Kein Geringerer als William Shatner alias Captain Kirk, in jüngerer Vergangenheit mit einem Metal-Album erfolgreich, eröffnet mit einem gesprochenen Intro den Reigen der fünfzehn Songs. Es folgt mit "How Long" ein erstes, richtig knalliges Highlight, das über sensationell eingängige Hooks verfügt und bei dem Schenker gleich mehrere inspirierte Soli 'reitet'. Der Song übertrifft sich später selbst, wenn drei Generationen von Spitzenklampfern, Leslie West, Michael Amott und the Master himself, sich die Soli aufteilen und fröhlich um die Ohren schlagen. Hammer!!
Zur Höchstform läuft Schenker zwischen den Tracks sechs und zehn auf. Das sind die gewaltigen 'Grundfesten' des 'Tempel des Rocks'. Das bereits erwähnte "Miss Claustrophobia" eröffnet diese 'Perlenkette' mit einem irren Gitarrenlauf zu dem Wayne Findlays Hammond wütend faucht. Der Refrain dreht sich in schöner Regelmäßigkeit unwiderstehlich in die Gehörgänge und hakt sich dort hartnäckig fest - den bekommt man so schnell nicht mehr aus den 'Ohrwaschln'. Die Ballade "With You", bei der Bruderherz Rudolf zusätzlich in die Saiten greift, ist derart seelenvoll, dass selbst die verunglückte Voss'sche Vokalakrobatik sie nicht beeinträchtigen kann. Im krassen Kontrast hierzu steht Doogie Whites gesangliche Höchstleistung in "Before The Devil Knows You're Dead", ein Song, für die er selbst die Lyrics schrieb. Diese Nummer hat das Zeug zu einer echten Hymne! Im Bereich Hardrock habe ich in diesem Jahr bislang nix besseres gehört!
"Storming In" beginnt fast wie ein klassisches Barockstück und steigert sich von einem dampfend-stampfenden Rocker in einen Uptempo-Reißer. Der Break bei Minute 1:09 ist dermaßen schön, dass ich ihn gerne öfter gehört hätte. "Scene Of Crime" ist das wohl abwechslungsreichste Stück: Das 'fiebrige' Riff wird immer wieder von überraschenden Passagen unterbrochen. Einmal mehr glänzt der blonde Deutsche mit seinen Soli und stellt nebenbei zur Schau, dass er auch die Querflöte recht passabel bläst.
Weil aber bekanntlich nicht alles Gold ist, was glänzt, so ist auf "Temple Of Rock" beim genauen Hinhören der eine oder andere Füllstoff dabei. Allein schon die Titel von "Fallen Angel" und "Saturday Night" deuten an, was hier bedient wird: jedes platte Rock-Klischee. "Lover's Sinfony" und "Speed" sind da nur unwesentlich inspirierter.
Unterm Strich bleibt hier allerdings ein sehr erfreuliches Hardrock-Album, das in seinen allerbesten Momenten (allerdings auch nur dort) das Zeug zur Kultscheibe hat. "Temple Of Rock" rockt im Allgemeinen sehr griffig und packend - Michael Schenker hat's immer noch drauf: kompositorisch wie gitarristisch...
Line-up:
Michael Schenker (guitars)
Michael Voss (vocals)
Herman Rarebell (drums)
Pete Way (bass)
Wayne Findlay (keyboards)
Additional Musicians:
Doogie White, Robin McAuley (vocals)
William Shatner (voice - #1)
Rudolf Schenker (rhythm guitar)
Leslie West, Michael Amott (guitars - #14)
Don Airey, Paul Raymond (keyboards)
Chris Glenn, Neil Murray, Elliot 'Dean' Rubinson (bass)
Carmine Appice, Simon Phillips, Chris Slade, Brian Tichy (drums)
Tracklist |
01:Intro [Speech] (1:13)
02:How Long (3:57)
03:Fallen Angel (4:11)
04:Hanging On (4:02)
05:The End Of An Era (3:58)
06:Miss Claustrophobia (4:48)
07:With You (4:46)
08:Before The Devil Knows You're Dead (4:39)
09:Stormin' In (4:44)
10:Scene Of Crime (3:57)
11:Saturday Night (3:29)
12:Lovers Sinfony-Speed (4:17)
13:Speed (4:12)
14:How Long [3 generations guitar battle version] (5:51)
Bonus Tracks:
15:Remember (2:33)
16:Miss Claustrophobia [Radio Edit]
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Externe Links:
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