Michael Stanley / Just Another Night
Just Another Night Spielzeit: 75:47
Medium: CD
Label: Line Level, 2008
Stil: Heartland Rock

Review vom 28.11.2008


Wolfgang Giese
Der 1948 in Ohio geborene Stanley wurde einst von Bill Szymczyk (Zusammenarbeit u.a. mit
The Eagles, The Who) entdeckt und zu seinem ersten Plattenvertrag verholfen. Szymczyk hilft auch bei dieser aktuellen Platte beim Mix aus.
Seit 1973 veröffentlicht er unter seinem eigenen Namen oder als Michael Stanley Band (MSB) regelmäßig Schallplatten, so dass dieses neue Album hinsichtlich der VÖs bereits jenseits der Zahl 20 liegt.
Auch auf "Just Another Night" gibt es wieder hochklassige Musik, typisch klassischen Heartland-Rock, gespickt mit kraftvollen Songs und feinen Balladen, mit Texten, die sich aus dem (amerikanischen) Alltag rekrutieren, und das ganze Spektrum zwischenmenschlicher Beziehungen wird dargestellt (»...oh but you gotta go girl, but the dog can stay...«, auf "Did Somebody Order A Heartache"), (»....but now your touch is colder, and I'm afraid I'm 'bout to freeze...«, auf "Throwing Shadows", übrigens ein Vokalduett mit Jennifer Lee).
Sehr viel Harmonie ist es, die so packend auf den Hörer übergehen kann. Wenn Stanley z.B. den "Tupelo Rain" besingt, dann überzeugt er mich musikalisch im Ausdruck mehr als Springsteen, mit dem man ihn bereits verglichen hat. Aber mir fällt gelegentlich auch Russ Ballard, wenn ich denn schon Vergleiche anstellen müsste, ein, z.B. auf "Angelina". Oder Bob Seger wäre noch einer, in dessen musikalischem Umfeld Stanley angesiedelt werden könnte.
Bei Balladen wie "Any Time I Try" erinnert er mich gesanglich und atmosphärisch an Gene Clark; ein wirklich schönes Stück ist das - ich habe mich sofort darin "verliebt".
Die von Clark oft vorgebrachte Wehmut... auch in "Any Time I Try" geht es um gebrochene Herzen. Stanley scheint in seinen selbst geschriebenen Stücken viel Autobiografisches zu verarbeiten, so authentisch kommt die Stimmung jeweils herüber.
Wo wir gerade bei Autobiografie sind: Stanley arbeitete in den 60er-Jahren mit einer Folkband zusammen, SILK, und auf dem letzten Stück der Platte, "Winter", wo schon wieder der 'Wind so kalt durch gebrochene Herzen bläst', setzt der Musiker einen folkbeeinflussten Schlusspunkt, der dann plötzlich an Fahrt und Druck gewinnt, mit einem dem "Bolero" ähnelnden, sich stets steigerndem Aufbau schließlich in Track 14 übergeht und irisch anmutend ausklingt.
"Just Another Night" ist eine abwechslungsreiche Platte mit bewegender, ehrlicher, druckvoller, teils melancholischer Musik, die stets sehr harmonisch ist.
Das ist alles sehr professionell vorgetragen und mich wundert es wirklich, dass Stanley noch nicht auf den großen Bühnen der Welt zu Hause ist.
Woran liegt es?
Line-up:
Michael Stanley (vocals, guitars, bass)
Danny Powers (guitars)
Marc Lee Shannon (guitars)
Bob Pelander (keyboards)
Eroc Sosinski (bass, vocals)
Tommy Dobeck (drums)
Rodney Psyka (percussion)
Jennifer Lee (duet vocal - #4)
Tracklist
01:Just Another Night In America
02:Lap Dogs Dance
03:Tupelo Rain
04:Throwing Shadows (Duet with Jennifer Lee)
05:Did Somebody Order A Heartache
06:Any Time I Try
07:Somebody Do Something
08:The Only Time That Matters
09:Pay Me Now
10:Angelina
11:The Real Thing
12:Kensington Place
13:Winter
14:(Hidden Track)
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