Am 09. August 2002 verstarb mit dem englischen Gitarristen
Paul Samson eine der größten Ikonen der New Wave Of British Heavy Metal. Mit seiner nach ihm benannten Band
Samson gehörte er zu den Wegbereitern dieser für den heutigen Heavy Metal so wichtigen Bewegung. Die Alben "Head On" und "Shock Tactics", auf denen noch der heutige
Iron Maiden-Sänger
Bruce Dickinson mitwirkte, werden noch immer in einem Atemzug mit Genre Klassikern wie dem genialen
Iron Maiden-Debüt,
Saxons "Wheels Of Steel", oder "Wild Cat" von den
Tygers Of Pan Tang genannt. Aber auch die von dem schwergewichtigen
Dickinson Nachfolger
Nicky Moore eingesungenen Scheiben "Before The Storm" und "Don't Get Mad…Get Even" gehören in jede gut sortierte Plattensammlung. Trotz dieser überragenden Tonträger teilte
Samson das gleiche Schicksal vieler anderer NWOBHM-Bands: sie verschwanden gegen Ende der Achtziger Jahre in der Versenkung.
Ende der Neunziger kam es zu einer unerwarteten Reunion. Im Rahmen des Wacken Open Airs 2000 durfte auch ich einen mitreißenden Auftritt der Briten erleben. Während dieser Show kündigten Samson ein neues Album an, das den Namen "Brand New Day" tragen sollte, und stellte zudem einen neuen Song vor. Leider sollte die Platte nie erscheinen, da Paul Samson im Jahr 2002, kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag, überraschend einem Krebsleiden erlag. Nach Pauls Tod machten zwar immer wieder Gerüchte von einer postumen Veröffentlichung die Runde, aber vier Jahre lang passierte gar nichts. Es sah fast danach aus, als würden die Bänder für immer in den Archiven verschwinden.
Doch nun macht das englische Label Angel Air Records die Aufnahmen endlich der Öffentlichkeit zugänglich. Es wäre auch eine echte Schande, diese großartigen Songs den Fans vorzuenthalten. "P.S...." wäre in den Achtzigern ein würdiger Nachfolger zu "Before The Storm" und "Don't Get Mad…Get Even" gewesen. Die elf Kompositionen, die in Zusammenarbeit mit Sänger Nicky Moore, Bassist Ian Ellis sowie Samson Ur-Bassist Chris Aylmer entstanden sind, verfügen wirklich über alle Markenzeichen, die den Stil der Formation so einzigartig gemacht haben und klingen als hätte es die knapp fünfzehn Jahre Pause zwischen den genannte Scheiben nie gegeben.
Die Band spielt noch immer klassischen Heavy Rock aus dem Lehrbuch, mit kernigen Riffs und packenden Hooklines. Besonders Paul Samsons Gitarrenspiel und Nicky Moores bluesige Reibeisenstimme harmonieren noch immer auf eine Weise miteinander, die man schon fast als magisch bezeichnen muss. Vielen jungen Hörern mag der überwiegend groovige, leicht bluesige Sound der Briten zu antiquiert und nicht hart genug erscheinen, aber die alten Anhänger der Band werden mit Sicherheit ihre helle Freude daran haben. Diese Musik ist einfach zeitlos und keinesfalls altmodisch. Es ist wirklich mehr als bedauerlich, dass wir Samson in dieser Form nie mehr auf der Bühne erleben werden.
Das Einzige, was ich an dieser CD bemängeln könnte, ist der recht schwache Sound, der leider keinesfalls modernen Ansprüchen genügt. Die von dem langjährigen Freund
Paul Samsons, Ex-
Gillan-Bassist
John McCoy nachbearbeiteten Aufnahmen klingen höchstens wie ein ungemasterter Rough Mix, aber aufgrund des überragenden Songmaterials sollte jeder Fan über solche Kleinigkeiten hinweghören. Ich für meinen Teil bin jedenfalls sehr glücklich doch noch in den Genuss dieser Scheibe gekommen zu sein.
Ein schönes Vermächtnis eines einzigartigen Musikers. Prädikat: Besonders wertvoll!