Wer schon vor ausverkauften Häusern im Vorprogramm von Gary Moore, Johnny Winter, Robert Cray oder B.B. King agieren durfte, der hat tolle Referenzen vorzuweisen. Sein Name: Philip Sayce. Der gebürtige Waliser, im kanadischen Toronto aufgewachsene Gitarrist, dürfte Insidern auch durch das Musizieren mit dem leider schon verstorbenen Jeff Healey († 02.03.2008) bekannt sein. Außerdem verhalf er mit seinem genialen Geklampfe 2001 Uncle Kracker bei der "No Stranger To Shame"-CD zu einem tollen Album.
Dass er ein Verehrer solch großartiger Gitarristen wie Stevie Ray Vaughan oder Eric Clapton ist, lässt schon mal den Schluss zu, dass es sich bei "Peace Machine" um eine reine Blues Rock-Platte handelt. Doch Vorsicht! Was einem in den folgenden, nicht allzu üblichen, aber sehr kundenfreundlichen, fünfundsiebzig Minuten um die Ohren bläst, geht schon mehr in die Abteilung Heavy Blues Rock. Philip hat sich beim Einspielen des Tonträgers sicherlich die Fingerkuppen abgewetzt und etliche Saiten dünn gespielt.
Schon beim Opener "One Foot In The Grave" beackert Sayce das Griffbrett rauf und runter, dass man meinen könnte, er wird im Akkord entlohnt. Fängt folgender Song, "Save Me From Myself", noch recht soft an, folgt bald wieder ein Gitarrengewitter, wie es der legendäre Hendrix hätte kaum besser machen können. Zeit zum Luftholen bietet "Slip Away", aber nur anfänglich! Zwischendurch droht mir gar ein Ohren-Flash! Ich rieche förmlich den Qualm seiner versengten Saiten, an denen er schonungslos zieht, zupft und schreddert. Seine Rhythmiker müssen wohl an ihre Grenzen gehen, um mit der Schlagzahl des Frontmannes mithalten zu können. Ich glaube, hier werden soviel Kalorien verbrannt, dass der Combo kein Übergewicht droht.
"Angels Live Thing" und "Dream Away" wirken gegenüber den vorherigen Tracks schon fast schmusig und Philips Gesang kommt entsprechend soft rüber. Sehr melodisch die beiden Teile, die dem Zuhörer eine traumhafte Entspannungsphase gönnen. Stop! Nach Track Nummer sieben "Sweet Misery", erinnere ich mich, diese Setliste zu kennen. Und tatsächlich, die CD, die sich in meinem Player befindet, ist von der Songauswahl identisch mit dem bereits 2005 eingespielten Album, das vom Cover her ebenfalls mit "Peace Machine" betitelt wurde! Muss ich das verstehen? OK, beim aktuellen 2009-Album gibt's zum Schluss noch den Bonus mit "Arianhod". Soll das wirklich ausreichen, um eine 'neue' Platte auf den Markt zu werfen?
Auch im beigefügten Info-Blatt ist das Release Date mit 29. Juni 2009 angegeben. Nun gut, bleiben wir zunächst beim Musikalischen, bei dem mich "Cinnamon Girl" wieder so richtig anturnt, denn er hat den Track von Neil Young & Crazy Horse mit eigenen Inspirationen toll eingespielt. Bei "Over My Head" lässt Philip ziemlich heftig seine Muckis spielen und präsentiert extrem aggressive Gitarrenläufe. Ein Song, der keine Mittelmaß duldet, entweder man liebt, oder hasst ihn.
Wow, nun folgt mein Anspieltipp! "Alchemy" ist ein astreiner instrumentaler Song, der durch das beeindruckende Gitarrenspiel Sayces geprägt ist und mich voll überzeugt! Note Eins für dieses wunderschöne Stück! Doch Philip besitzt auch eine sehr rockige Ader, die er beim Titelsong "Peace Machine" unter Beweis stellt, das er in guten elf Minuten in allerbester Hendrix-Manier aus der Woodstock-Zeit herunterbügelt. Hier werden dem Konsumenten alle Facetten des Gitarrenwirbels geboten.
Uff, der Song hat gesessen und es bedarf eines starken Beruhigungstees, um das Gehörte erstmal sacken zu lassen. Der Finaltrack "Arianhod" gehört mit siebeneinhalb Minuten zu den längeren Stücken. Hier holt Philip wieder seine Gitarrenaxt raus und gibt dem Zuhörer noch eine volle Breitseite an Eindrücken mit auf dem Weg!
Für mich stellt sich nur die Frage, warum es nun zu einer Neuauflage des bereits 2005 erschienenen Silberlings kommt? Allein der Bonussong "Arianhod" erscheint mir als Begründung zu mager. Selbst Internetrecherchen halfen mir nicht weiter. Egal, die CD betrachte ich als gelungen und empfehlenswert. Fans von Gitarrenpower kommen voll auf ihre Kosten, auch wenn es sich hierbei um einen 'Wiederholungstäter' handelt.
Line-up:
Philip Sayce (guitar, vocals)
Mark Browne (bass)
Roger Bueno (bass - #15)
Fred Mandell (organ, keyboards)
Kenny Aronoff (drums)
Joey K (drums - #15)
Tracklist |
01:One Foot In The Grave
02:Save Me From Myself
03:Slip Away
04:Powerful Thing
05:Angels Live Thing
06:Dream Away
07:Sweet Misery
08:Blood On Your Hands
09:Cinnamon Girl
10:Over My Head
11:Alchemy
12:All I Want
13:Morning Star
14:Peace Machine
15:Arianhod
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