Richie Sambora
22.06.2014, Huxley's Neue Welt, Berlin
Rocktimes Konzertbericht
Richie Sambora
Huxley's Neue Welt Berlin
22. Juni 2014
Konzertbericht
Stil: Melodic Rock


Artikel vom 28.06.2014


Holger Ott
Richie Sambora Gerade acht Monate ist es her, seit Ex-Bon Jovi-Gitarrero Richie Sambora unserer schönen Stadt einen Besuch beschert hat. Es hat ihm anscheinend so gut gefallen, dass er dieses Mal gleich mehrere Tage verweilt und unter anderem die
David Bowie-Ausstellung besucht. Auch eine Autogrammstunde im Hardrock Café ist angesetzt und bei diesem Anlass spendiert er der Restaurantkette eine Gitarre, die er während der Show spielt.
Richie Sambora Man kann den Ausstieg bei Bon Jovi sehen wie man will. Viele werden darüber erzürnt sein, andere wird es nicht mal im Entferntesten interessieren. Ich sehe es so, dass sich Richie nun endlich wieder dem widmen kann, was einmal seine Berufung war, nämlich puren Rock zu spielen, ohne im Glitzerkostüm eine theatralische Show abziehen zu müssen. Sicher wird der Rubel nicht mehr so rollen wie in den vergangenen dreißig Jahren zuvor, aber sind wir mal ehrlich, wenn er es bis heute nicht geschafft hat, genug für seine Rente vorzusorgen, dann hat er definitiv etwas falsch gemacht. Somit kann er sich ruhig nach hinten lehnen und völlig entspannt die Musik spielen, die ihm am Herzen liegt.
Richie Sambora und Orianthi Mein Kollege Mike und ich wohnen somit diesem 'Back to the Roots'-Gefühl in Huxley's Neuer Welt bei und sind etwas überrascht, dass Sambora es anscheinend immer noch nicht schafft, sich von seinen alten Songs zu lösen. Deshalb streut er in seine Show mehrere Gassenhauer und Schmachtfetzen von Bon Jovi ein und ich gestehe, dass es nicht nur mir gefällt. Da das letzte Konzert an gleicher Stelle, wie erwähnt, erst kurze Zeit zurückliegt, hält sich der Besucherandrang in Grenzen. Um dem entgegenzuwirken, hat sich der Gitarrist etwas Besonderes einfallen lassen. Neu in seiner Band, und somit ein gutes Argument, die Show zu besuchen, ist Gitarrengöttin und 'Queen Of Shred' Orianthi, bekanntermaßen die Augenweide in der ehemaligen Band von Michael Jackson, sowie an der Seite von Alice Cooper. Zudem hat er sie nicht nur in seine Band geholt, sondern ist seit kurzem sogar mit ihr liiert.
Richie Sambora Die nächste Überraschung bildet das Vorprogramm. Auch dort zeigt Sambora Einfallsreichtum, besonders darin, ein Programm zu gestalten, das ihn keinen Pfennig Geld kostet. Über einen lokalen Radiosender wurde ein Aufruf gestartet, bei dem sich Singer/Songwriter vorstellen sollten, die als Support auftreten möchten. Dass der Andrang groß war, muss nicht noch ausführlicher erwähnt werden. Fünf Kandidaten haben die Endrunde erreicht und da sich Sambora nicht für einen entscheiden konnte, wurden alle der Reihe nach auf die Bühne gebeten, durften jeweils einen Song performen und während der ersten Zugabe "Lean On Me" gemeinsam mit Sambora und seiner Band auf der Bühne spielen. Ja, es waren sehr gute Künstler darunter, aber ob die dadurch einen Quantensprung erleben werden, denke ich nicht.
Richie Sambora Sambora fängt sein Programm ganz locker an. Als Solist eröffnet er mit dem Leon Russell-Cover "A Song For You". Kaum beendet verschwindet auch die schicke Jacke und darunter kommt der echte Rocker zum Vorschein. Derb, geradlinig, offen heraus und mit einer hervorragenden Stimme ausgestattet, rockt er erst einmal das ehrwürdige Gemäuer. Sambora steht im Mittelpunkt und selbst seine neue Partnerin bleibt lange Zeit im Schatten der Bühnenstrahler. "Lay Your Hands On Me", der erste Bon Jovi-Song ertönt, die Fans bleiben noch verhalten. Es folgen einige ruhige Nummern - zu ruhig, wie ich finde. Richie macht den Eindruck, als sei er etwas verpeilt als er nicht weiß, welchen Titel er spielen soll, sich lange Zeit mit seinem Keyboarder bespricht, um dann das Publikum zu fragen, was sie hören möchten. Er spielt einen Song an, während seine Musiker ratlos daneben stehen und nicht wissen, was sie spielen sollen. Endlich rettet sein hervorragender Drummer die Situation, als er einfach irgendeinen Groove aus der Tasche zaubert. Auch die Kommunikation mit dem Publikum lässt zu wünschen übrig. Oftmals nuschelt er im Ami-Slang seine Ansagen herunter, wirft Fragen und Erklärungen in die Menge und als darauf so gut wie nie Antworten kommen, fällt ihm auf, dass nach seinen Worten eigentlich niemand kapiert, wovon er überhaupt redet. Gut so, denke ich mir und will mich lieber auf die Musik konzentrieren.
Orianthi Nach der langweiligen Ruhephase ist endlich Orianthi an der Reihe. Sie gibt sich wie gewohnt schüchtern und zurückhaltend, spielt aber wie immer eine perfekte Gitarre und singt ab und zu den Background. Dass die Dame aber deutlich mehr kann, erleben die Zuschauer, als sie mit "You Don't Wanna Know" ein eigenes Stück performt. Ein Wunder geschieht, sie spricht und sie singt und das mit einer außergewöhnlich schönen Stimme. Das ist wirklich einmal ein Highlight und völlig unerwartet. Zwar muss sie Sambora ständig ins Rampenlicht zurückwinken, aber als sie dann noch mit ihm im Duett singt, ist das Eis gebrochen und sie weicht ihm fortan kaum noch von der Seite.
Richie Sambora "I'll Be There For You", die nächste Nummer seines Ex-Arbeitgebers. Inzwischen ist auch die Stimmung im Saal gestiegen. Richie rockt jetzt wieder deutlich mehr und lauter, legt ein paar eigene Songs nach, bevor er sich erneut an Cover-Songs ergötzt: »Habt ihr mich jemals Reggae spielen hören?« und legt mit Bob Marleys "Get Up, Stand Up" los. Grandios dabei der Drummer, der aus seinem minimalen Set, die absoluten Rasta-Klänge herausholt. Nahtloser Übergang zu "These Days", dem letzten Song des Hauptprogrammes.
Richie Sambora Es vergehen auch keine drei Minuten, bis er den ersten Zugabenblock einläutet. "Lean On Me" von Bill Withers, zusammen mit den Finalisten, die den Support spielten. Natürlich darf - wenn schon, denn schon - der Bon Jovi-Kracher "Livin' On A Prayer" auch nicht fehlen, der ja aus seiner Feder stammt. Endlich tobt das Publikum und im zweiten Block setzt Richie Sambora noch einen oben drauf, als er Bad Company huldigt und zum Abschluss "Wanted Dead Or Alive" bringt.
Richie Sambora Ja, im Großen und Ganzen ist es ein sehr gelungener Konzertabend. Sambora war gut drauf. Orianthi hat ihn hervorragend ergänzt. Die Band war gut. Die beiden Keyboarder sind zwar etwas untergegangen, dafür ist der Drummer eine echte Granate. Ich muss die Band nicht zwingend im nächsten Jahr wiedersehen, aber wenn Sambora so weitermacht wie jetzt, ist ein Besuch in ein paar Jahren sicher wieder das Geld wert.
Vielen Dank an Concert-Concept und Redcarpet für die Akkreditierung.
Setlist Richie Sambora:
01:A Song For You
02:Burn The Candle Down
03:Nowadays
Richie Sambora 04:Lay Your Heads On Me
05:Stranger In This Town
06:Rosie
07:Every Road Leads Home To You
08:Sugar Daddy
09:You Don't Wanna Know
10:Storybook Love
11:I'll Be There For You
12:Seven Years Gone
13:Learning How To Fly With A Broken Wing
14:Get Up, Stand Up
15:These Days

Encore 1:
01:Lean On Me
02:Livin' On A Prayer
03:Taking A Chance On The Wind

Encore 2:
01:The Answer
02:Bad Company
03:Wanted Dead Or Alive
Externe Links: