Rod Stewart
24.06.2014, O2 World, Berlin
Rocktimes Konzertbericht
Rod Stewart
O2 World, Berlin
24. Juni 2014
Konzertbericht
Stil: Melodic Rock


Artikel vom 30.06.2014


Holger Ott
Rod Stewart Rod Stewart, bekennender Fußballfan, ist während der Fußball-WM auf Tour. Das wundert sicherlich nicht nur mich. Er wird doch wohl nicht eine Vorahnung gehabt haben, dass Großbritannien das größte Fußball-Debakel zustoßen würde, welches das Königreich je erlebt hat. Schottland, Stewarts Favoriten, sind ist erst gar nicht dabei und England geht sang- und klanglos unter. Welch ein Albtraum für das Land, in dem dieser Sport erfunden wurde.
Rod Stewart Damals, als er noch Rod 'The Mod' Stewart war, hätte er sich bestimmt auf diese Nummer mit seinen ehemaligen Kumpeln Ron Wood und Ronnie Lane die Kante gegeben, während sie von Pub zu Pub gezogen sind. Heute ist er Rod 'the Gentleman' Stewart und erscheint sogar pünktlich in der Berliner O 2 World, nachdem das Team von England etwa zeitgleich im TV um ihre Rest-Ehre gekämpft hat.
Rod Stewart Ohne Support beginnt die Show. Die Bühne ist hell erleuchtet und sieht sehr aufgeräumt aus. Jedes Instrument wird ohne Kabel gespielt und selbst sein weißes Handmikrofon verschwindet in einem Fach im Bühnenboden, wenn er denn mal lieber mit dem großen Stativ spielen möchte. Stewart ist sehr adrett gekleidet. Weiße Jacke, dunkle Hose, weißes Hemd und Lackschuhe. Die Menge im Innenraum springt sofort von den Stühlen auf, als er die ersten Töne singt. Es beginnt ein Hit-Feuerwerk, gespickt mit ein paar Songs seiner aktuellen CD. Rod ist in die Jahre gekommen. Auf einer Leinwand über ihm, die ihn oft hautnah und in Lebensgröße zeigt, ist deutlich jede Altersfalte zu erkennen. Im Hintergrund findet sich eine weitere Leinwand über die gesamte Bühnenbreite, die Videoeinspielungen und Bilder aus seinem Leben zeigt. Drehbare Säulen schaffen mal Rod Stewart Wohnzimmeratmosphäre oder sorgen für zusätzliche Beleuchtung. Die Bühne sieht schon einmal sehr nach Las Vegas aus, wo er im Herbst ein Dauergastspiel beginnt. Zur Zeit ist er, neben dieser Tour, noch mit Santana in den großen Stadien unterwegs. Welch eine ungewöhnliche Kombination.
Seine Begleitband, die aus neunzehn Männern und Frauen besteht, ist ein Volltreffer und ein Augen- und Ohrenschmaus. Besonders die Frauen haben es in sich und entpuppen sich zum großen Teil als Multiinstrumentalistinnen. Da wird Percussion in Perfektion gespielt, Saxofone und Trompeten geblasen, Mandolinen und Harfen gezupft und, nicht zu vergessen, die hervorragende Violinen-Virtuosin und natürlich der Background-Chor. Stewart lässt ihnen sehr oft den Vortritt. Während die beiden Gitarristen am Bühnenrand ihre Soli spielen, bleibt er meist dezent im Hintergrund, um seinen klasse Musikern den Szenenapplaus zu gönnen, eben Rod, The Gentleman.
Rod Stewart Er und die Band beginnen sehr rockig. Schnelle Nummern sind angesagt, um das Publikum in Fahrt zu bringen. Es gelingt problemlos. An vorderer Front der Fanclub, gekleidet in den Farben grün und weiß, dem Trikot seines Vereins Celtic Glasgow. Selbst das Club-Logo prangt auf dem Schlagzeug, das in einen Käfig aus Plexiglas verbannt ist. "This Old Heart Of Mine", "Rhythm Of My Heart" - alte Klassiker, die er mit Inbrunst singt. Oft sind es Cover-Songs von Künstlern, die in den sechziger Jahren berühmt waren. Man merkt deutlich, dass er an alten Dingen hängt. Oft erzählt er kleine Anekdoten aus der Jugend und zeigt dazu Bilder von damals.
"Forever Young" beendet den ersten Block von zehn Titeln, ausschließlich mit flotterer Musik. Mitten im Song ein Drumsolo in Begleitung der Percussion-Gruppe. Stewart nutzt die Zeit für einen Kleidungswechsel. Dunkle Hose und ein blaues Jackett mit einem ungewöhnlichen Muster, dazu ein schwarzes Hemd. Die Jacke könnte glatt ein Relikt aus der Carnaby Street in London sein, sieht aber extrem stylish aus.
Rod Stewart Ein akustischer Block beginnt. In Windeseile wird die Bühne bestuhlt. Alles, was ein Instrument bedienen kann, findet sich ein. Die Mannschaft ist komplett angetreten und beginnt mit "I Don't Want To Talk About It", gefolgt von "Have I Told You Lately" und "Brighton Beach", welches aus seiner aktuellen CD "Time" stammt und von Jugenderinnerungen handelt, die er im englischen Badeort erlebt hat. Stewart schwelgt in Nostalgie.
Nach diesem ruhigeren Block kommt der Rock'n'Roller zum Vorschein. Schnelle Tanzeinlagen bestimmen "Sweet Little Rock & Roller" von Chuck Berry. Natürlich ist er durchgeschwitzt und braucht eine kleine Pause, um die Wäsche erneut zu wechseln. Das ist die große Stunde der Damenriege. Das Publikum macht eine weitere Zeitreise und befindet sich nun mitten in einer der großen Shows von Ike & Tina Turner. Für mich ist es einer der beeindruckendsten Momente des Konzertes, als die Band und besonders die Sängerinnen "Proud Mary" darbieten. Jede Bewegung, jeder Ton, jedes Kleid, einfach alles in Kopie der Turners. Ein großartiger Auftritt und unerwartetes Highlight des Abends.
Rod Stewart Zurück auf der Bühne gibt sich Rod locker und lässig. Turnschuhe, Jeans, offenes Hemd, legere Jacke und somit auf in den Endspurt. "You're In My Heart" und "Hot Legs", bei dem er mindestens fünfzig handsignierte Fußbälle ins Publikum schießt. Ich gehe leider leer aus, obwohl einige Bälle dicht einschlagen. Allerdings kann ich von meinem Platz hervorragend beobachten, wie doch die Menschen zu Hyänen mutieren, sobald ein Ball in ihre Richtung fliegt. "Maggie May" und "Baby Jane", die letzten beiden Klassiker des Hauptprogrammes, bevor sich der Vorhang im tosenden Applaus senkt.
Rod Stewart Keine dreißig Sekunden später ist der Vorhang wieder oben. "Sailing" darf natürlich nicht fehlen. Untermalt mit Bildern aus der Zeit der Titanic, einfach nur herzzerreißend. Gefolgt von der musikalischen Frage "Da Ya Think I'm Sexy"? Ja, natürlich, kann die Antwort nur lauten. Er ist es und er kann es noch. Im Luftballon-Regen gehen knapp zwei Stunden Rod Stewart zu Ende. Es hätte, nach meinem Empfinden, ruhig etwas länger sein können. Ist ja eher selten, dass man die Halle verlässt und draußen noch Tageslicht herrscht. Dennoch, das Konzert war einfach super und gehört in die Kategorie 'Diesen Mann sollte man wenigstens einmal im Leben gesehen und erlebt haben'.
Vielen Dank an Janine Lerch, das Concertbuero Zahlmann und Go-On-Promotion für die Akkreditierung.
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