Obwohl die Band Sadus bereits 1984 formiert wurde und somit zu den Mitbegründern der Bay Area Thrash Szene gehört, war ihnen nie der Erfolg vieler ihrer Weggefährten wie Exodus oder Testament beschieden und sie kamen nie über einen Insider-Status hinaus. Einzig der Bassvirtuose Steve DiGiorgio machte sich durch seine Zusammenarbeit mit Größen wie Death, Control Denied, Iced Earth, Vintersorg oder eben Testament einen Namen.
Zum einen dürfte es daran gelegen haben, dass ihr Debütalbum "Illusions" erst 1988 erschien, zudem noch in Eigenregie veröffentlicht wurde und dadurch nicht für jeden Fan erhältlich war, und zum anderen, dass sich Sadus noch um einiges härter, schneller und brutaler präsentierten als die meisten anderen Truppen. An mangelnder musikalischer Qualität hat es jedenfalls nicht gelegen, wovon man sich nun noch einmal auf drei hervorragenden Re-Releases der ersten Scheiben überzeugen kann.
Das polnische Label Metal Mind Productions hat eine ganze Reihe vergessener Klassiker aus dem Programm der Firma Roadrunner in limitierter Auflage als aufwendige Digi-Packs wieder veröffentlicht, darunter auch die frühen Alben von Sadus, die mittlerweile alle nicht mehr erhältlich sind und bei eBay teilweise astronomische Preise erzielen.
Die drei Re-Releases vermitteln dem geneigten Hörer einen guten Überblick über die beeindruckende musikalische Entwicklung der Kalifornier. Auf ihrem Erstling "Illusions", das vom damaligen Metal Church-Gitarristen John Marshall produziert wurde und hier unter dem Titel "Chemical Exposure" vorliegt, gingen Sadus noch sehr ungestüm und direkt zu Werke. Das Material wurde größtenteils mit einem Tempo heruntergeknüppelt, das sich jenseits der Schallgeschwindigkeit bewegte. Einige Titel wie "Sadus Attack", "And Then You Die" und "Twisted Face" erreichten nicht einmal die Zweiminutengrenze, was aber die Ausnahme war.
Die Musik von Sadus unterschied sich doch sehr vom typischen Bay Area Sound, da sie um einiges brutaler und unmelodischer klangen, was ihnen auch etliche Anhänger bei der Death Metal-Fraktion bescherte. Leichte Parallelen zu Slayer, Dark Angel und den deutschen Kreator (vor allem wegen des Gesangs) sind nicht von der Hand zu weisen.
Durch ihre damals schon recht erstaunlichen musikalischen Fähigkeiten schafften sie es, ihren Songs eine persönliche Note zu verleihen und ihren eigenen Stil zu kreieren. Die Platte lässt bereits gut erkennen, wozu die Band in Zukunft noch in der Lage sein sollte, was sie auf dem Album "Swallowed In Black", welches 1990 bei Roadrunner Records erschien, bewiesen.
Mit dieser Platte machten die vier Musiker einen gewaltigen Schritt nach vorn. Sie hatten sich sowohl spieltechnisch als auch songschreiberisch weiterentwickelt, sodass das Ganze um einiges ausgereifter und kompakter als auf dem Vorgänger klang. Zwar dominierte nach wie vor eine hohe Geschwindigkeit und große Brutalität, aber die Stücke kamen wesentlich abwechslungsreicher und anspruchsvoller daher. Die druckvolle und transparente Produktion von Michael Rosen, der auch schon Tonträger anderer Bay Area Helden wie Forbidden und Death Angel klangtechnisch veredelte, unterstrich zusätzlich die gewachsene Spieltechnik des Quartetts. Besonders gut zur Geltung kommen hier die wahnwitzigen Bassläufe von Steve DiGiorgio, der später, wie bereits erwähnt, eine steile Karriere als Sessionmusiker machen sollte. "Swallowed In Black" entwickelte sich zu Recht sehr schnell zum Kultalbum und gilt noch heute (auch für den Rezensenten) als beste und beliebteste Veröffentlichung der Formation.
Auf der 1992 erschienenen und unter der Obhut von Bill Metoyer produzierten CD "A Vision Of Misery", konnte man dann einige Veränderungen im Stil von Sadus ausmachen. Die Kompositionen wirkten um einiges progressiver und technischer als auf den beiden ersten Scheiben. Für diese progressiven Einschübe dürfte ganz klar Bassist Steve DiGiorgio verantwortlich sein, der ein Jahr zuvor mit den legendären Death deren Album "Human" einspielte, das als Meilenstein des progressiven Extrem-Metals gilt. Diese Zusammenarbeit hatte zweifellos seine Spuren bei ihm hinterlassen. "A Vision Of Misery" war durchsetzt mit Tempiwechseln, Breaks und waghalsigen, technischen Kabinettstückchen und auch einige Death Metal-Elemente waren herauszuhören. Trotz des unheimlich komplexen Songwritings hatten Sadus nichts von ihrer Härte und Aggressivität eingebüßt, sie klangen halt nur etwas 'erwachsener'. "A Vision Of Misery" stellte das bis dato ausgereifteste Werk der Amis dar.
Mit der Wiederveröffentlichung dieser drei Klassiker hat Metal Mind Productions ganze Arbeit geleistet. Alle Digi Packs sind prächtig aufgemacht. Die Booklets enthalten neben informativen Liner Notes auch sämtliche Lyrics. Zudem wurden die CDs noch durch Bonustracks ergänzt, die von den "Certain Death"- und "Fuck Poser"-Demos stammen. So lobe ich mir das!
Freunde anspruchsvollen Thrash Metals sollten hier sofort zugreifen, zumal die Teile auf zweitausend Stück limitiert sind. Vorbildlich!
Tracklist |
Chemical Exposure (1991)
(1988 unter dem Titel Illusions erstmals veröffentlicht):
01:Certain Death
02:Undead
03:Sadus Attack
04:Torture
05:And Then You Die
06:Hands Of Fate
07:Twisted Face
08:Fight Or Die
09:Illusions
10:Chemical Exposure
11:Desolator (Bonus Track)
12:Torture (Bonus Track)
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Swallowed In Black (1990):
01:Black
02:Man Infestation
03:Last Abide
04:The Wake
05:In Your Face
06:Good Rid'nz
07:Fatal Incarnation
08:Images
09:Powers Of Hate
10:Arise
11:Oracle Of Obmission
12:Kill Team (Bonus Track)
13:Fight Or Die (Bonus Track)
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A Vision Of Misery (1992):
01:Through The Eyes Of Greed
02:Valley Of Dry Bones
03:Machines
04:Slave To Misery
05:Throwing Away The Day
06:Facelift
07:Deceptive Perceptions
08:Under The Knife
09:Echos Of Forever
10:Hands of Fate (Bonus Track)
11:Number One (Bonus Track)
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