The Saints, eine Band, die sich 1976 gründete, liegt heute auf meinem Tisch. Die Jungs kommen aus Australien und verstanden sich in den früheren Jahren als Antwort auf die Sex Pistols. Punkrock ist die Musikrichtung, rau, ungeschliffen und dreckig, keine Chance auf Top Ten Plätze in den Hitlisten der Superstars. Schade, denn dann wäre endlich mal wieder was los im Radio. Zwischendurch nahmen sich die Jungs eine längere Auszeit um dann frisch gestärkt den Wurzeln ihrer Musik wieder Leben einzuhauchen. Ein wenig moderner, was den Sound und ein wenig experimentierfreudiger, was die Songs anbelangt. Das Cover ist leider ziemlich spartanisch ausgefallen. Vier Seiten Booklet sind mir persönlich etwas zu wenig.
Die Band besteht in der heutigen Besetzung aus Chris Bailey, Marty Willson Piper, Caspar Wijnberg und Peter Wilkinson.

Für mich ist "Porno Movie", der Opener, eines der Highlights auf dieser CD. Stampfender Rhythmus, abgedrehter Gesang und eine Gitarre, die mit ihrer Kraft Betonwände einreißen kann. So muss Punkrock im Jahre 2005 klingen. "A Madman Wrecked My Happy Home" behält die Richtung des Openers bei. Wilde Drums, immer genau auf den Punkt. Der Sound ist rau und kraftvoll. Die Gitarrenriffs sind echt abgefahren.

Der Titeltrack "Nothing Is Straight In My House" ist etwas ruhiger und wirkt ausgereift. Der rauchige Gesang gefällt mir hier besonders gut. Selbst ein Gitarrensolo, das für diese Art von Musik eher untypisch ist, gibt es hier zu hören.
Untypisch geht es mit "Digging A Hole" weiter. Der Song ist für dieses Genre ziemlich ruhig. Noch ruhiger wird es bei "I Couldn't Help Myself". Das Stück lebt von diesem rauchigen Gesang. Die Gesangslinien sind teilweise recht ausgefallen, dann aber schmiegen sie sich wieder an den Song. Seltsame, aber nicht unangenehme Mischung.

"Paint The Town Electric" ist ein weiteres Highlight auf dieser Scheibe. Als eingängigen Rock würde ich das Teil katalogisieren. Die Gitarre hämmert den Rhythmus durch den Song, dass die Füße anfangen mitzuwippen. Würde ich eine Single aus diesem Album auskoppeln, wäre dies das Richtige.

Bei "Nylon Pirates" kommt eine akustische Gitarre zum Einsatz. Man fängt ruhig an und steigert seine Energie im Laufe des Stücks ins Ekstatische mit wild jaulenden Gitarrenfills. "Band On", ein weiterer Rocksong ohne Anspruch auf Punk: das Schlagzeug treibt voran, die Gitarre überzeugt mit einem kurzen Solo und dem treibenden Rhythmus.
"Taking Tea With Aphrodite" (welch ein Titel) reiht sich ebenfalls nahtlos in die Platte ein.

Außergewöhnlich wird es bei "Passing Strange" ein akustisches Stück im Stil von "Knockin' On Heavens Door". Nur der Gesang lässt den alten Dylan Klassiker nicht die Oberhand gewinnen. Ein klasse Song, der die Vielfalt dieser CD wiederspiegelt. Die akustische Gitarre dominiert auch "Garden Dark". Der Gesang erinnert hier ein wenig an den guten alten Mick Jagger wie man ihn aus seinen früheren Tagen kennt. Die Sologitarre umspielt alles gekonnt

"Where Is My Monkey?", ein Song, der mich immer an die frühen Werke von Steve Harley erinnert. Abgedrehte Synthesizer Klänge und teilweise mit elektronischen Drums. Alles andere als Punkrock, der Gesang ist teilweise recht harmonisch. "Nothing Is Straight (Slight Return)" hätte man sich auf diesem Album sparen können. Das Teil hätte sich als Hidden Track vielleicht noch geeignet und ist nur was für Leute, die das total abgedrehte Gitarrengemetzel mögen. Obwohl…

Fazit: ein rundum gelungenes, abwechslungsreiches Album. Allerdings kommt der Punk doch ein wenig zu kurz. Ich würde es eher als gutes Rockalbum bezeichnen, wobei die Ansätze aus der guten alten Zeit des Punk im ersten Drittel der Scheibe teilweise zu hören sind.