Sanctuary / Refuge Denied
Refuge Denied Spielzeit: 39:47
Medium: LP
Label: Epic Records, 1987
Stil: Power Metal


Review vom 18.12.2011

  
Jens Groh
Das 87er Debüt dieser Band wird immer etwas ganz Besonderes für mich sein.
Anfangs hatte ich zu dieser Scheibe fast schon eine gewisse Hassliebe, konnte ich mich bei den ersten Durchläufen nicht mit den High-Pitch-Vocals ihres Sängers Warrel Dane so wirklich anfreunden, wollte mich irgendwas in diesen knappen vierzig Minuten dennoch in seinen Bann ziehen.
Und das schaffte dieses Mach(t)werk tatsächlich nach einiger Zeit, damals wie heute!
Klar, weiß ich genau was zu jeder Sekunde passiert, aber dennoch ist und bleibt "Refuge Denied" immer noch unerreicht, und sorgt mit schöner Regelmäßigkeit für Gänsehaut. Selbst der Nachfolger "Into Mirror Black", der zwar wesentlich professioneller und progressiver ausfiel, kann nicht mit dem Erstling dieser Band mithalten. Obwohl auch bei deren Songs so manche Mucker einige Gliedmaßen hergeben würden, könnten sie auch nur ansatzweise solche Riffs schreiben!
An dieser Scheibe stimmte und stimmt immer noch alles. Sei es das geniale Ed Repka-Cover, die total geniale Produktion, an der kein geringerer als Megadeths Dave Mustaine beteiligt war. Prangte doch ein großer Aufkleber auf dem Cover »Produced by Megadeth's Dave Mustaine«, bis auf die Songs. Hier war alles, ausnahmslos alles genial! Ich frage mich allerdings, warum 'MegaDave' sich nicht öfter hinters Mischpult gesetzt hat, denn die Produktion braucht sich auch noch heute nicht hinter moderneren, oder Produktionen namhafter Produzenten zu verstecken!
Gut, mein damaliges Ich hat zwar etwas gebraucht, das einzusehen, aber dann zum Glück richtig.
Schon der Opener zeigt alle Stärken dieser leider nur kurzlebigen Formation.
Nach der zweiten Scheibe nannte man sich in Nevermore um und wurde wesentlich proggiger bzw. thrashiger, aber das ist ein anderes Stück der Geschichte und vielleicht nächstes Jahr ein Weihnachtsklassiker, wer weiß?
Upps, wo war ich? Ach ja, beim Opener "Battle Angels", jener beginnt mit einem besonders harten Galopp-Riff, nur um in einen wütenden Stampfer überzugehen. Über allem thronen die wirklich hohen Schreie des damals Anfang-Zwanzig-Jährigen Warrel. Mann, diese Vocals wurden eigentlich nur von wenigen übertroffen, wie z. B. King Diamond und Co.
Aber es wird noch besser, man kann fast schon sagen, diese Scheibe ist wie ein Orkan, mit jedem Song wird sie heftiger, stürmischer, einfach besser!
Jedenfalls fängt der zweite Song ruhig, fast schon bedrohlich an um flugs in eine Abrissbirne umzuschlagen, wie sie damals nicht mal Savatage hinbekamen, und das soll was heißen, denn jene waren für mich auf dem Zenit ihres Schaffens angelangt (Ja ja, meckert nur. Mir war deren späteres Musical-Gedöhns zu... lassen wir das!)
Ich könnte jetzt jeden Song hier sezieren, jedes noch so geniale Riff des Gitarren-Doppels Blosl, Rutledge oder jede Melodielinie auseinandernehmen, aber es würde nichts bringen, denn "Refuge Denied" ist und bleibt ein gesamtes Überwerk. Egal welchen Song man auswählt, nicht eine einzige Sekunde bleibt langweilig, selbst das Jefferson Airplane-Cover "White Rabbit" ballert fulminant und in metallisierter Weise aus den Boxen und klingt, als stamme es aus der Feder dieser Götterformation.
Auch die Texte, die später bei Sanctuary und danach bei Nevermore wesentlich persönlicher bzw. depressiver wurden sind absolut lesenswert, guggst du:
»And by the moonlight flow visions born from darkness
The answer shall now be found
And by the moonlight
All will be revealed, wisdom of the ages falls like rain
I am of the future, take my fire and release your flame

And so I leave this world, never to return
My candle has been burned, for deliverance I yearn
Time cannot erase the mark I leave on time and space
Sanctuary burns, raging grace

I will live on, pure energy and perfect knowledge
The eye of the storm, judgment now awaits for me
Am I born to darkness or to light?

I'm flying to the sun, wings are stained with blood
My journey has begun, am I blessed or am I damned
Years will melt away, my mortal shell left to decay
The Sanctuary learns your love and hate

I will live on, pure energy and perfect knowledge
The eye of the storm, judgment now awaits for me
Am I born to darkness or to light?

And so I leave this world, never to return
I am the new life form, I have seen and you will learn
Time cannot erase, my passage through this sacred place
The Sanctuary's hand, this is your fate«
So bleibt nur zu sagen, wer diese Scheibe nicht kennt, hat definitiv eine kilometergroße Lücke in seiner Power Metal-Abteilung!!!
Ach ja, seit diesem Jahr sind die Jungs aus Seattle wieder zusammen, hoffen wir mal, dass sie diesem übergroßen Erbe selbst auch gerecht werden. Mich würde es freuen, diese Songs mal wieder live zu erleben. In diesem Sinne bleibt wie ihr seid - "Soldiers Of Steel", Sanctuary und ihr Metaller da draußen!
Line-up:
Warrel Dane (vocals)
Sean Blosl (guitars)
Lenny Rutledge (guitars)
Jim Sheppard (bass)
Dave Budbill (drums)
Tracklist
01:Battle Angels
02:Termination Force
03:Die For My Sins
04:Soldiers Of Steel
05:Sanctuary
06:White Rabbit (Jefferson Airplane)
07:Ascension To Destiny
08:The Third War
09:Veil Of Disguise
Externe Links: