Die in einer musikalischen Familie aufgewachsene Sarah Straub schrieb bereits im Alter von zwölf Jahren ihre eigenen Songs. Zwischen 2008 und 2010 konnte man die Künstlerin bei einer Reihe von Solokonzerten erleben, und nach dem Abschluss des Studiums widmet sie sich ausschließlich der Musik.
Nun erscheint ihre erste Platte, laut Infoblatt des Produktionsteams 'creativeJAM' hat sich die Presse offensichtlich euphorisch über die Musik und einige Auftritte ausgelassen. Da bin ich hinsichtlich dieser Vorschusslorbeeren selbst gespannt, ob ich diese Euphorie werde teilen können.
Es ist die Rede vom »Charme ihrer Auftritte«, »einer effektvollen Mischung von souveräner Professionalität und sympathischer Natürlichkeit«, und, dass »ihre Stimme auch die schwierigen Passagen mühelos meistert«.
Der erste Track rollt an, "The Box". Auffällig ist die volle und ausdrucksstarke Stimme, die für mich klar in Richtung Charts-orientierter Popmusik schielt. Die eine oder andere, mir nicht unbedingt namentlich bekannte Dame fällt mir irgendwie ein. Das soll nichts Schlechtes aussagen, sondern ich möchte gleich herausstellen, dass Potential vorhanden ist. Dies gilt ebenso bezüglich der Komposition, die durchaus mit 'Hooklines' aufwarten kann. Etwas, das mir beim Tippen des Line-ups voreingenommen etwas übel aufstieß, ist die dort zu erblickende Masse an sogenanntem Programming. Bis auf Ausnahmen bin ich eigentlich gar kein Freund davon. Zu oft mangelt es der Musik dadurch an Flexibilität. Geht das beim ersten Track noch relativ gut über die Bühne, so trifft mich dieser dumpfe, elektronische Schlagzeugsound beim zweiten Titel wie ein Keulenschlag. Der im Prinzip schöne Song bekommt dadurch aus meiner Sicht laufend 'fette patschende Watschen', kann man das nicht herausmischen?? Leider ist nur ein Titel ist von dieser Unsitte verschont geblieben, "Confessions".
Doch unabhängig von dem aus meiner Sicht erheblichen Minuspunkt wende ich mich wieder der Musik zu. "You Don't Listen" atmet viel gute und harmonische Atmosphäre, bei der ich Sarah Straub gern noch etwas intensiver und packender im Gesang erlebt hätte, da ist doch noch Luft nach oben, oder? Schön das integrierte Cello, weniger dagegen das 'Nicht-Schlagzeug', das eben einer Maschine gleich dahinplätschert und keine Einheit mit dem ansonst so anmutigen Lied finden will und kann. Ach, der ist eigentlich wirklich super, dieser gefühlsmäßig packend-ausdrucksstarke Titel.
Weiterhin wird noch Abwechslung geboten: Bei "Stronger" geht es etwas mehr ab, hier sind gar leichte Spuren von Funk und Disco eingebunden. Dann plötzlich mein persönlicher kleiner 'Schock', "Not Cold Just Cooled", blubbert so etwas von künstlich und synthiemäßig... das sollte die Künstlerin wirklich lassen, das hat sie nicht nötig! Einzig der Vokalbeitrag ist vortrefflich. Leute, bettet diese Stimme doch bitte ein 'naturbezogenes' Umfeld!
Dann folgt der Titel mit echtem Schlagzeug und plötzlich swingt es fein jazzmäßig, dieses "Confessions". Dazu eine Pianobegleitung, das wirkt alles schon viel lockerer, viel engagierter, ein Highlight der Platte für mich! Mein Vorschlag, diese Richtung sollte unbedingt weiter verfolgt werden, dazu noch etwas Singer/Songwriter-Ambiente, das wäre es doch! Genau dies wäre ein Metier, das der Dame gut zu Gesicht stehen würde. Hier könnte sie ihre ausgedrückten Emotionen gut zur Schau stellen. Man höre sich nur einmal das vortreffliche "The Story" an - das ist Gefühl pur, wenn sie sich stimmlich über der Pianobegleitung in die Höhe schraubt. Dies ist übrigens ein weiterer Lieblingstitel. Hier passt auch durchaus das künstliche String-Arrangement, das sich im Laufe des Titels auftürmt (nur die Drums hätte ich in dieser Form weggelassen). Treffend auch der ganz kurze Gitarrenausbruch, den man gern hätte ausbauen können und sollen!
Ein weiteres meiner Lieblingsinstrumente als 'Jazzer', das Saxofon, hält bei "Bliss" Einzug, das anfangs abermals mit dieser Kombination 'Stimme/Piano' punkten kann. Auch eine zukünftige Platte in genau dieser Besetzung stelle ich mir äußerst spannend vor, also eine weitere Bitte! Der Saxofoneinsatz unterstreicht den lyrischen Charakter des Songs sehr gut, auch ruhig und beherrscht kann dieses Instrument viel Charme verbreiten!
Es gibt also durchaus einige aus meiner Sicht berührende Songs auf "Say What You're Missing", die ich für eine durchaus erfreuliche Neuerscheinung auf dem Plattenmarkt halte, bis auf die erwähnten Einschränkungen, kann man gute Musik erleben.
Ach ja, wie eine zweite Buchstütze ist das Gesamtwerk durch eine Balladenversion des Eröffnungstitels eingerahmt. Auch hier wird wieder viel Emotion verströmt - das ist die Stärke Sarah Straubs. Ausflüge in allzuviel Pop sollte sie vermeiden, das wird ihr aus meiner Sicht nicht gerecht.
Line-up:
Sarah Straub (vocals, piano, background vocals)
Thomas Mrzyglod (programming - #1, drum programming - #1, additional programming - #2, 3, 5, 6, 9, 10, string arrangement - #3, 5, 6, 9, 10)
Martin Knopf (drum programming - #1, 11, drums - #8)
Christoph Komposch (background vocals - #2, guitar - #2-9, drum programming - #2-4, 7, 9, 11, additional programming - #2, 4, 7)
Christian Schmerder (piano - #3, 8, Rhodes - #11)
Jonas Gronde (guitar - #3, 8, 11)
Thomas Bittl (bass - #3, 4, 7, 8, 11)
Deborah Finck (cello - #3, 6, 12)
Christian Doss (saxophone - #10)
Tracklist |
01:The Box
02:I'm Right There
03:You Don't Listen
04:Stronger
05:Not Cold Just Cooled
06:Untitled
07:Something About Me
08:Confessions
09:The Story
10:Bliss
11:My Own Tragedy
12:The Box (Ballad Version)
|
|
Externe Links:
|