Sarcasme / Mirage
Mirage Spielzeit: 43:54
Medium: CD
Label: Musea Records (Musea Parallèle), 2006
Stil: Prog Rock

Review vom 09.02.2007


Ulli Heiser
»A typical French music, with a very pleasant Seventies feeling and nice melodies«, lese ich in den wenigen Infos, die in den Weiten des Netzes über diese Band aus Lyon zu finden sind. Sarcasme gründeten sich vor ca. 10 Jahren und "Mirage" ist ihre erste CD.
Hmm, eigentlich ist bei mir die Definition von »A typical French music« anders und bereits final besetzt. Zumindest, wenn ich unter allen Musikstilen den einen, typisch französischen wählen müsste. Sarcasme spielen jedoch Prog Rock und ja, »with a very pleasant Seventies feeling« und auch die »nice melodies« gehen voll in Ordnung.
Prog Rock und keine Keyboards? Ja, das ist nicht nur kein Problem, ich behaupte, dass die Querflöte den Songs, bzw. deren Intention, Fantasiewelten musikalisch zu kreieren, viel mehr Feeling und Verspieltheit mitgibt. In Verbindung mit den beiden Gitarren, die mal kraftvoll, dann zurückgenommen akustisch (und auch beides gleichzeitig) agieren, ergibt das eine äußerst stimmungsvolle Angelegenheit. Wobei die Stimmungen unterschiedlicher nicht sein können: Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, unendliche Sehnsucht, Unerreichbarkeit dessen, was man sich gerade wünscht...
Im fast 10-minütigen Progjam "Sérénité" kommt das wunderbar zu Geltung. Der akustische Start von "Reviens Tu Vers Moi?" leitet über zu verzweifelt klingenden Vocals, die erst von zaghaftem Gitarrenspiel begleitet werden, bis, einem Aufbäumen gleich, die Saiten härter beansprucht werden.
Harte Bassanschläge und eine Klarinette, die wie 'nicht von dieser Welt' klingt, erzeugen im Titeltrack eine Art orientalische Stimmung. Hier scheint das algerische Frankreich durchzuscheinen.
Wah, Wah-Wah und Talkbox sind Effekte, die mir jedesmal wohlige Schauer bereiten und davon gibt es reichlich in "Un Instant De Pose" und "Clair-Obscur". Was einen aber nicht stören darf, ist der französische Gesang. Ich finde, das macht die Musik noch spannender, geheimnisvoller. Zumindest für die nicht französisch Verstehenden.
Logisch, es gibt auch typische Prog Add On's, wie z.B. Vogelgezwitscher, Grillengezirpe usw. und wie die Zutaten gemischt sind zeigt, dass Sarcasme ihr Prog-Handwerk verstehen. Vergleiche mit Pink Floyd, Deep Purple und Ange werden gezogen. Nun ja, Pink Floyd ist immer eine gute Wahl, wenn man schöne Melodien, Geräusche und Musik zum Abdriften mit einem Bandnamen, den jeder kennt, verpacken soll. Purple? Uh, wenn überhaupt, dann vielleicht ansatzweise die "Shades" oder "The Book of Taliesyn". Eher noch Jon Lords "Gemini Suite". Aber eigentlich suche ich jetzt nur nach eventuellen Parallelen, da der Name in Verbindung mit "Sarcasme" genannt wird. Ich zumindest höre die Genannten eher weniger. Ange kenne ich nicht und kann daher nichts dazu sagen.
Wenn Ange so klingen, dann muss auch diese Band mit wunderschönen, mehrstimmigen Vokalpassagen aufwarten, muss Spannung plus eine perfekt abgestimmte Mischung aus zart gespielter Akustikgitarre und fetziger Elektrischen bieten und ohne Hänger über die komplette Distanz eines Albums musizieren.
Line-up:
David Thomas (electric & acoustic guitar, clarinet, lead vocals, samples)
Guillaume Thomas (lead guitar, acoustic guitar, lead vocals, samples)
Marléne Bouchisse (transverse flute, vocals)
Julien Guerry (bass, vocals, samples)
Romain Moreira Silva (drums & percussion, vocals)
Tracklist
01:Tempête
02:Sérénité
03:Reviens Tu Vers Moi?
04:Mirage
05:Un Instant De Pose
06:La Douce Chateur Du soleil
07:L'infinie
08:Renaissance
09:Clair-Obscur
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