Lange Zeit war es sehr ruhig um die norwegischen Gothic-Metaller
The Sins Of Thy Beloved gewesen. Nun melden sich
Stig Johansen und
Anders Thue mit der neuen Sängerin
Carmen Elise Espenæs auf den Plattentellern und Bühnenkanten zurück.
Savn (zu deutsch: Entbehrung) haben sie ihr neues Projekt getauft, das (gleichnamige) Debütalbum mit einer ganzen Riege sehr namhafter Musiker eingespielt, ein Streichorchester samt
Victor Smolski als Dirigent und Arrangeur dazugeholt und sich mit
Alex Krull die Dienste eines erfolgreichen Aufnahmeleiters und Produzenten gesichert. Kann da eigentlich noch etwas schiefgehen?
Oh ja, es kann... wenn man vielleicht etwas überengagiert zur Sache geht. Zumindest ICH habe ein Problem mit "Savn" - zu gleichförmig ist das Ausgangsmaterial, das mit einem enormen Aufwand in bombastische, episch breitestmöglich angelegte Atmosphären transferiert wird. Allerdings derart kleistrig im großen Schwung und Bogen, dass man gelegentlich auf den Player schauen muss, um sich zu vergewissern, ob man nun wirklich dem nächsten Track lauscht. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen! Zunächst mal die Reduktion auf das Wesentliche und dann die Songs vom Kern her individuell aufzubauen, statt das gesamte Material in ein imaginäres, möglicherweise vorkonstruiertes Korsett zu pressen - das wäre sicherlich der 'bessere' Weg gewesen.
Stilistisch mixt das Trio den ursprünglichen Gothic Metal mit sehr vielen Epic- und einigen überaus aparten Folk Metal-Elementen.
Stig Johansen baut sehr massive 'Gitarrenwände' und
Anders Thue fächert seine Keyboards eher auf, anstatt sie punktuell-dezent einzusetzen.
Von der Tonlage ist
Carmen Elise Espenæs' Stimme im angenehmen Mezzosopran angelegt, allerdings mangelt es ein wenig an einer kraftvolleren Intonation. Somit kommt es sehr zupass, wenn gelegentlich männliche Growls - wie die von
Michelle Darkness - für etwas Abwechslung sorgen oder, wie in "I Am Free",
Carmens Schwester -
Liv Kristine, jeder kennt sie - als Duettpartnerin für frischen Wind sorgt.
Als erfrischend darf der Einsatz des Lingua Mortis (Streich-)Orchesters, ebenso wie die beiden Sologeiger (s. Line-up), gewertet werden. Diese sorgen für sehr organische Töne inmitten eines wahren Meeres von Synthesizern und Mellotron-Chören. Der mir zur Besprechung vorliegenden Promo-Fassung war leider kein Booklet beigefügt, es sollte mich aber wundern, wenn die Drum- und Bassparts nicht - zumindest überwiegend - aus der Konserve kämen. Hier liegt ein weiterer Malus von "Savn", denn es fehlen meist der notwendige Biss und Druck hinter dem Groove!
Ansonsten fällt es mir (ausnahmsweise) mal wirklich schwer, Anspieltipps hervorzuheben - zu gleichförmig, zu monumental-bombastisch präsentiert sich "Savn" auf gut vierzig Minuten. Als Bonus werden noch Alternativtakes von "Hang On" und "The Demons In Me" angehängt, die mir wegen der Growls (aus den genannten Gründen) etwas besser als die Originalversionen gefallen.
"Savn" hat seine schaurig-schönen, gelegentlich auch durchaus spannende Momente und ich will keineswegs verleugnen, dass eingefleischte Gothic-Metaller Gefallen an diesem Album finden könnten. Mir persönlich ist da allerdings etwas zu wenig Fleisch in der Suppe...