Mitte der Achtziger war für so manche englische Heavy Metal Band das Wasser ziemlich seicht unter dem Bug geworden. So auch für das Schlachtschiff Sachsen.
Hatte man noch am Anfang des für die New Wave of British Heavy Metal wichtigsten Jahrzehnts unglaublich rohe und ungeschliffene Stahlgeschosse über den Ärmelkanal gejagt, so wurden die Scheiben der einstigen Kreuzritter immer seichter und man traut es sich fast gar nicht zu sagen: poppiger.
Hätte die Band nicht ihren Frontmann und Kapitän Biff mit an Bord gehabt, "Destiny" wäre doch glatt als Def Leppard-Klon durchgegangen.
Aber es sollte ja nicht nur Saxon so ergehen, auch Steve Harris von Iron Maiden drang mit seiner Band in seichtere Gewässer vor und benutzte erstmals Gitarren-Synths auf deren "Somewhere In Time"-Platte. Allerdings erschuf dieser damit einen zeitlosen Klassiker, etwas was Biff und seinen Mannen nicht wirklich glückte.
Damals wie heute lässt es mich schon zu Beginn der Scheibe mit dem Kopf schütteln, dass man den 88er Output gerade mit einer Christopher Cross-Coverversion eröffnete.
Kopfschütteln - allerdings vor purer Fassungslosigkeit, denn begeistertem Headbangen.
Mann, eine Band, die Hymnen wie "747 (Strangers In The Night)", "Wheels Of Steel", "Heavy Metal Thunder", "Dallas 1PM", "Denim And Leather", Power & The Glory" und eben "Crusader" in die Hirnrinden der Banger gemeißelt hatte, kam nun, 1988, mit einem Album um die Ecke gebogen, das manch einem Kuttenträger sauer aufstieß.
Softe, nur selten an jene Großtaten erinnernde, höchstens als Rock zu bezeichnende Mucke bekam man hier um die Löffel geschmalzt.
Das sollten Saxon sein? Himmel hilf, oder sollte man eher sagen, euch sollte der Crusader köpfen?
Was war mit der Band geschehen?
Fragen über Fragen.
Eine Sinnkrise, oder schielte man nach dem Markt in den USA, wo gerade Truppen wie Bon Jovi und Co. Millionen scheffelten? Wohl eher Letzteres. Saxon gelang das allerdings nicht.
Gut, katastrophal ist "Destiny" jetzt zwar nicht, aber auch nichts Besonderes, damals wie heute nicht.
Okay, es sind und waren dennoch ein paar gutklassige Songs mit an Bord und es mag sogar sein, dass ich heute - über zwanzig Jahre später - etwas geduldiger bin (damals flog das Ding nach einmaligem Hören in die Ecke). Aber heutzutage finde ich sogar oben erwähnte Coverversion ganz gut. Auch "S.O.S." und "Where The Lightning Strikes" sind nicht schlecht, aber….
Nach zweiundzwanzig Jahren kommt nun "Destiny", remastert mit Bonustracks und Linernotes von Jerry Ewing (Metal Hammer), erneut auf den Markt.
Als echtes Schmankerl seien eben jene Bonustracks erwähnt, die mit Liveversionen oder anderen Mixen bzw. 12"-Versionen angekuschelt kommen. Besonders die 12" von "I Can't Wait Anymore" ist in der langen Variante noch kuscheliger….Brrrr.
Na ja, als Fan stellt man sich das Teil auf jeden Fall noch mal ins Regal, um die Lücke zu füllen, die sonst zwischen all den anderen Wiederveröffentlichungen klaffen würde. Gelegenheits-Saxon-Hörer oder Neueinsteiger machen eher einen Bogen um diese Pop-Entgleisung und greifen zu echten Perlen dieses Jahrzehnts wie "Wheels Of Steel" oder "Denim And Leather" oder lauschen neueren Veröffentlichungen der Band. Dort hat Kapitän Biff seinen Panzerkreuzer wieder in tiefere, sprich härtere Gewässer geführt.
Toll aufgemacht sind die remasterten Versionen auf alle Fälle, was drinnen steckt ist halt Geschmackssache…CRUSADER!!!!!!!!!!!
Line-up:
Biff Byford (vocals)
Paul Quinn (guitar, synth guitar)
Graham Oliver (guitar)
Nigel Durham (drums)
Paul Johnson (bass)
Tracklist |
01:Ride Like The Wind
02:Where The Lightning Strikes
03:I Can't Wait Anymore
04:Calm Before The Storm
05:S.O.S.
06:Song For Emma
07:For Whom The Bell Tolls
08:We Are Strong
09:Jericho Siren
10:Red Alert
Bonusmaterial:
11:I Can't Wait Anymore (12" Mix)
12:Rock The Nations (Live At Hammersmith) (B-side Of Ride Like The Wind)
13:Broken Heroes (Live In Madrid) (B-side of I Can't Wait Anymore)
14:Gonna Shout (Live In Madrid) (B-side of I Can't Wait Anymore)
15:Ride Like The Wind (Monitor Mix-Previosly Unreleased)
16:For Whom The Bell Tolls (Monitor Mix-Previosly Unreleased)
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Externe Links:
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