Saxon
Same/Wheels Of Steel/Strong Arm Of The Law
Saxon Spielzeit: 79:07 (Saxon), 77:00 (Wheels Of Steel), 77:22 (Strong Arm Of The Law)
Medium: CD
Label: EMI, 2009 (1979/1980)
Stil: NWOBHM


Review vom 31.03.2009


Stefan Gebauer
Diese Wiederveröffentlichungen waren längst überfällig, denn bis heute gab es ärgerlicherweise noch keine wirklich zufriedenstellenden CD-Versionen der ersten drei Saxon-Alben. Bei den bisher erhältlichen Silberlingen handelte es sich entweder um billig aufgemachte 'Special Price Editions' oder um sauteure Japanimporte. Keine Variante konnte den geneigten Fan in Sachen Klangqualität und Aufmachung hundertprozentig überzeugen. Eigentlich eine Affenschande, wenn man den musikhistorischen Status der Band einmal bedenkt.
Diesem widrigen Umstand wird nun Abhilfe geschaffen. EMI, das Label, bei dem Saxon für einige Jahre unter Vertrag standen, erwarb Mitte der Achtziger den Backkatalog der Band von deren alter Plattenfirma Carrere und bringt die Scheiben endlich in angemessener Form auf den Markt. Komplett remastert und mit tonnenweise rarem Bonusmaterial versehen, erstrahlen die drei Klassiker in neuem Glanz und bieten besonders für jüngere Fans eine gute Gelegenheit, sich mit der frühen Schaffensphase der Metal-Legende, die auch gleichzeitig ihre erfolgreichste war, zu befassen.
Das 1979 passend zu Beginn der New Wave Of British Heavy Metal auf dem französischen Label Carrere Records erschienene, schlicht "Saxon" betitelte Debüt war härtetechnisch noch sehr weit von späteren Glanztaten entfernt. Die Band, die sich bis kurz vor Veröffentlichung der Scheibe noch Son Of A Bitch nannte, spielte damals noch recht biederen aber keinesfalls schlechten typischen Seventies-Hard Rock. Hier waren auch einige leicht progressive Anklänge herauszuhören, wie zum Beispiel beim grandiosen, von den frühen Rush beeinflussten Eröffnungsepos "Rainbow Theme/Frozen Rainbow" oder auch "Militia Guard". Saxons größte Stärke waren allerdings damals wie heute straighte eingängige Rocker wie "Still Fit To Boogie", "Backs To The Wall" und "Stallions Of The Highway", die wirklich gut nach vorne losgehen. Leider nahm die etwas zu glatte, mit Chören auf kommerziell getrimmte Produktion des ehemaligen Argent-Gitarristen John Verity den Songs ein wenig die Dynamik, aber live versetzen sie dem Hörer einen mächtigen Tritt in den Allerwertesten, wovon man sich auf den als Bonustracks enthaltenen Versionen vom Monsters Of Rock Festival 1980 und den BBC Friday Rock Show-Sessions bestens überzeugen kann. Man konnte auf jeden Fall damals schon hören, wie viel Potential in der Band steckte.
Trotz einer erfolgreichen Tour im Vorprogramm von Motörhead blieben die Verkaufszahlen der LP hinter den Erwartungen der Plattenfirma zurück und wurden von dieser sogar als Flop gewertet. Da Biff und seine Jungs damals nur einen Vertrag über zwei Alben mit Option auf eine Dritte hatten, sollte der Nachfolger das 'Make It Or Break It' werden.
So verschanzte sich das Quartett unter der Obhut ihres Förderers Pete Hinton im Winter 1979/80 in einem abgelegenen Landhaus in den verschneiten Bergen von Wales, um an neuen Songs zu feilen. Mit Erfolg. Das im März 1980 veröffentlichte zweite Werk "Wheels Of Steel" schlug ein wie eine Bombe. Die Band hatte während des Songwriting-Prozesses alles richtig gemacht. Überflüssiger Ballast wurde über Bord geworfen und stattdessen auf simple, gradlinige Songstrukturen mit prägnanten, knallharten Riffs und eingängigen Gesangslinien und Refrains gesetzt. Das Album ist auch heute noch ein Lehrstück klassischen Heavy Metals. Saxon haben vor allem mit Krachern wie "Motorcycle Man", "747 (Strangers In The Night)" oder dem Titeltrack Klassiker für die Ewigkeit geschaffen, die aus keiner Liveshow mehr wegzudenken sind.
Aber auch die restlichen Songs stehen ihnen in nichts nach. Die Power der gesamten Scheibe ist scheinbar endlos und blies die damalige alles andere als schwache Konkurrenz (abgesehen von Iron Maiden) einfach an die Wand. Und auch die Produktion von Pete Hinton passte wie die Faust aufs Auge zu den energiegeladenen Songs der Nordengländer. Sie klingt schön roh und vor allem sehr lebendig, und der Gitarrensound ist einer der geilsten, die ich je auf einer Metal-Platte gehört habe. "Wheels Of Steel" ist schlicht und ergreifend ein Meisterwerk, das mich heute noch genauso maßlos begeistert wie 1980. Nicht ohne Grund gingen Saxon verkaufstechnisch ab wie eine Rakete, sicherten sich Plätze in vorderen Positionen der Charts, und durch die enormen Erfolge der Singleauskoppelungen des Titelsongs und "747 (Strangers In The Night)" traten Saxon sogar mehrmals in der bekannten britischen TV Show Top Of The Pops auf. Für eine Heavy Metal Band heute undenkbar.
Anstatt die Band ausgiebig touren zu lassen, um "Wheels Of Steel" anständig zu promoten, wurde sie nach wenigen Konzertreisen, u.a. im Vorprogramm von Judas Priest, Rainbow und Nazareth bereits wieder ins Studio geschickt, sodass schon im November 1980 "Strong Arm Of The Law" herauskam.
Eigentlich sollte man glauben, dass es sich hierbei um einen Schnellschuss handelt, aber weit gefehlt. Die Kreativität der Musiker schien keine Grenzen zu kennen, denn das Songmaterial war dem des genialen Vorgängers in allen Belangen mehr als ebenbürtig, wenn nicht sogar noch stärker, und es wurde teilweise noch an Härte und Geschwindigkeit zugelegt. Ausfälle oder Lückenbüßer sucht man wie auf "Wheels Of Steel" vergeblich. Ein Klassiker von denen die Hymne "Strong Arm Of The Law", die brachialen "Heavy Metal Thunder" und "20,000 Feet" sowie der vom Kennedy-Attentat handelnde "Dallas 1 PM", um mal die bekanntesten zu nennen, jagt den nächsten. Diese Stücke sind einfach zeitlos. Besser kann man diese Musik einfach nicht spielen. Grandios.
Jeder Heavy Metal-Fan sollte diese Juwelen sein Eigen nennen. Die drei CDs bieten dem Käufer wirklich 'Value For Money'. Beim Bonusmaterial wurde wahrlich nicht gegeizt und die Spielzeit der CDs bis aufs Letzte ausgereizt. Biff und Co. haben nochmal ihre alten Archive geplündert und so manchen Schatz zu Tage gefördert. So gibt es die alten "Son Of A Bitch"-Demos von 1978, die wohl selbst dem größsten Fan unbekannt sein dürften, zu hören, sowie alternative Versionen von "To Hell And Back Again" und "Sixth From Girls" und natürlich die bereits erwähnten BBC-Sessions und die Liveaufnahmen vom legendären ersten Monsters Of Rock-Festival. Warum die Monsters-Mitschnitte auf zwei CDs verteilt wurden ist mir allerdings mehr als schleierhaft.
Abgerundet wird die ganze Sache noch durch die mit Linernotes und vielen raren Fotos versehenen Booklets. Hier wurde in jeder Hinsicht geklotzt und nicht gekleckert. Für das Fehlen der Texte gibt es allerdings Abzüge in der B-Note. Ansonsten bieten die drei Silberlinge alles, was das Fan-Herz begehrt und stellen einen absoluten Pflichtkauf dar. Ich hoffe, dass auch die folgenden Saxon-Alben in dieser vorbildlichen Form erscheinen.
ESSENZIELL!
Line-up
Peter 'Biff' Byford (vocals)
Paul Quinn (guitars)
Graham Oliver (guitars)
Steve Dawson (bass)
Pete Gill (drums)
Tracklist
Saxon:
01:Rainbow Theme
02:Frozen Rainbow
03:Big Teaser
04:Judgement Day
05:Stallions Of The Highway
06:Backs To The Wall
07:Still Fit To Boogie
08:Militia Guard
09:Big Teaser (Son Of A Bitch Demo 1978) [Bonus Track]
10:Stallions Of The Highway (Son Of A Bitch Demo 1978) [Bonus Track]
11:Backs To The Wall (Son Of A Bitch Demo 1978) [Bonus Track]
12:Rainbow Theme (Son Of A Bitch Demo 1978) [Bonus Track]
13:Frozen Rainbow (Son Of A Bitch Demo 1978) [Bonus Track]
14:Backs To The Wall (Tommy Vance's Friday Rock Show Session 1980) [Bonus Track]
15:Stallions Of The Highway (Tommy Vance's Friday Rock Show Session 1980) [Bonus Track]
16:Motorcycle Man (Tommy Vance's Friday Rock Show Session 1980) [Bonus Track]
17:Still Fit To Boogie (Tommy Vance's Friday Rock Show Session 1980)[Bonus Track]
18:747 (Strangers In The Night) (Tommy Vance's Friday Rock Show Session 1980) [Bonus Track]
19:Jugement Day (Live, B-Side Of Suzie Hild On Single) [Bonus Track]
20:Still Fit To Boogie (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
21:Backs To The Wall (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
22:Stallions Of The Highway (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
Wheels Of Steel:
01:Motorcycle Man
02:Stand Up And Be Counted
03:747 (Strangers In The Night)
04:Wheels Of Steel
05:Freeway Mad
06:See The Light Shining
07:Street Fighting Gang
08:Suzie Hold On
09:Machine Gun
10:Suzie Hold On (1980 Demo Rehearsal)
11:Wheels Of Steel (1980 Demo Rehearsal)
12:Stallions Of The Highway (1980 Demo Rehearsal)
13:Motorcycle Man (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
14:Freeway Mad (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
15:Wheels Of Steel (Live At Monsters (Live At Monsters Of Rock Festival 1980)
16:747(Strangers In The Night) (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
17:Machine Gun (Live At Monsters Of Rock Festival 1980) [Bonus Track]
Strong Arm Of The Law:
01:Heavy Metal Thunder
02:To Hell And Back Again
03:Strong Arm Of The Law
04:Taking Your Chances
05:20,000 Feet
06:Hungry Years
07:Sixth From Girls
08:Dallas 1PM
09:20,000 Feet (Studio B15, BBC Session 1982) [Bonus Track]
10:Dallas 1PM (Studio B15, BBC Session 1982) [Bonus Track]
11:The Eagle Has Landed (Studio B15, BBC Session 1982) [Bonus Track]
12:747 (Strangers In The Night) (Studio B15, BBC Session 1982) [Bonus Track]
13:To Hell And Back Again (Alternate Version) [Bonus Track]
14:20,000 Feet (Abbey Road Mix2009) [Bonus Track]
15:Many (Early Version Of Sixth From Girls) [Bonus Track]
16:Heavy Metal Thunder (Abbey Road Mix2009)
 
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