Peter 'Biff' Byford mit John Tucker
Saxon - Der Adler ist gelandet
Saxon - Der Adler ist gelandet 256 Seiten
Broschiert
Medium: Buch
Iron Pages Verlag, 2008
ISBN: 978-3-931624-49-1,
21,90 € (D)



Review vom 17.03.2009


Stefan Gebauer
Wenn es um die New Wave Of British Heavy Metal geht, kommt man um eine Band einfach nicht herum: SAXON. Ihr Sänger Peter Rodney Byford, besser bekannt als Biff, ist für mich die größte Gallionsfigur dieser Bewegung (auch auf die Gefahr hin, mir den Zorn vieler Maiden-Fans zuzuziehen) und zugleich einer der charismatischten Frontmänner überhaupt.
Mittlerweile hat er gut vierzig Jahre als Musiker auf dem Buckel, allein dreißig davon mit Saxon. Mit Hilfe des englischen Journalisten John Tucker, der mich schon mit seinem großartigen Buch "Suzie Smiled-The New Wave Of British Heavy Metal" schwer begeisterte, brachte Biff nun endlich seine Memoiren zu Papier. Der deutsche Titel "Saxon - Der Adler ist gelandet" ist für meine Begriffe etwas unglücklich gewählt, denn es geht hier nicht nur allein um Saxon. Wer in den letzten dreißig Jahren die Geschichte der Band anhand von Interviews und Storys in diversen Magazinen verfolgt hat, dürfte festgestellt haben, dass der gute Biff zwar immer ein sehr redseliger Geselle war, sich aber über sein Privatleben immer sehr bedeckt hielt. Nun zeigt er sich von einer völlig anderen Seite. Man lernt hier einen teilweise sehr nachdenklichen und sensiblen Menschen kennen. Vor allem wenn es um seine Kindheit und die Zeit als Jugendlicher in Süd Yorkshire geht, in der er mit verschieden harten Jobs zunächst seinen Vater, der bei einem Arbeitsunfall einen Arm verlor, und später, noch nicht mal ganz volljährig, seine eigene Familie mit zwei kleinen Kindern versorgen musste. Besonders diese Schilderungen seiner Jungen-Jahre geben dem englischen Originaltitel "Never Surrender" einen Sinn und helfen dabei viele von Biffs Songtexten, die bisher missinterpretiert wurden, richtig zu verstehen.
Überraschenderweise outet sich Biff privat eher als schüchterner und introvertierter Zeitgenosse, der abseits der Bühne den Kontakt zu fremden Menschen eher meidet. Für jeden Fan, der den Sänger einmal live erlebt hat, eigentlich unerklärlich.
Der überwiegende Teil des Schmökers dreht sich natürlich um Saxon, die ja nun mal den Großteil seines bewegten Lebens ausfüllten. Mit witzigen Anekdoten aus der frühen Bandgeschichte, die allein zwei Drittel des Buches einnimmt, wird wahrlich nicht gegeizt. Nach Skandalen und wilden Exzessen sucht der Leser allerdings vergeblich. Den hemmungslosen 'Sex, Drugs & Rock'n Roll'-Lifestyle schienen die Briten nicht so sehr zu pflegen.
Okay, der Autor selbst prahlt zwar für meinen Geschmack etwas zu sehr und zu oft mit seinen horizontalen Abenteuern, aber ansonsten waren und sind die Briten verglichen mit anderen Acts wohl eher Klosterschüler. Dafür weiß Biff viel über das Geschehen hinter den Kulissen des Musikgeschäftes zu berichten. So lässt er Saxons erster Plattenfirma Carrere Records und auch ihrem alten Management, ohne deren Misswirtschaft und Fehlentscheidungen die Truppe mit Sicherheit viel größer sein könnte, wenig Ehre. Und auch einige gehässige Seitenhiebe gegen seine ehemaligen Mitstreiter Steve Dawson und Graham Oliver konnte er sich nicht verkneifen. Besonders Graham Oliver, der Mitte der Neunziger aus der Band flog und später zusammen mit Dawson versuchte, ihnen den Namen streitig zu machen, bekommt mehr als einmal sein Fett weg.
Die Autobiografie bietet dank der lockeren, mit viel trockenem, typisch britischem Humor gespickten Erzählweise des Autors einen extrem unterhaltsamen und kurzweiligen Lese-Spaß. Zudem enthält sie Unmengen von Fakten, die auch für einen Fan der ersten Stunde wie mich völlig neu sind. Für jeden Anhänger der Band ein absoluter Pflichtkauf.
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