Seit über fünfundzwanzig Jahren sind Saxon neben Iron Maiden die erfolgreichste Band der 'New Wave Of British Heavy Metal' (Def Leppard mal ausgeklammert, denn die wehren sich ja noch immer vehement, jemals dieser Bewegung angehört zu haben), auch wenn sie verkaufstechnisch weit hinter den 'eisernen Jungfrauen' zurückliegen.
Zudem gehört das Quintett aus dem nordenglischen Barnsley unumstritten zu den heißesten Live-Acts der Welt. Wer Sänger Biff Byford und seine Jungs schon einmal auf der Bühne erlebt hat, wird mir zustimmen. Ich habe sie mittlerweile schon so oft live erlebt, dass ich es nicht mehr zählen kann, und noch nie sah ich sie in durchschnittlicher oder gar schlechter Form. Es gibt wohl kaum eine andere Band, die Saxon in einer Konzerthalle oder auf einem Open Air-Festival das Wasser reichen kann.

Natürlich stellten die Briten ihre Live-Qualitäten im Laufe ihrer langen Karriere auch auf diversen Konzertmitschnitten unter Beweis. Das 1982 veröffentlichte "The Eagle Has Landed" dürfte wohl zu den besten und populärsten Heavy Metal-Live-Alben aller Zeiten zählen. Leider erschien es damals nur als einzelne LP, so dass längst nicht alle Klassiker darauf enthalten waren, die man seinerzeit gerne gehört hätte. 1996 erschien "The Eagle Has Landed Part II", welches eher durchwachsen ausfiel, da zu viel aktuelles Material aus den Neunzigern präsentiert wurde und sich die alten Stücke teilweise mit denen des ersten Teils überschnitten.

Nun landet der Adler dieser Tage zum dritten Mal und lässt besonders für Fans der ersten Stunde absolut keine Wünsche offen. Die Doppel-CD wurde auf zwei verschiedenen Tourneen aufgenommen, bei denen sich die Setlists komplett voneinander unterschieden. Die Aufnahmen der ersten CD entstanden im letzten Herbst, als Saxon anlässlich des fünfundzwanzigsten (na ja, genau genommen schon das sechsundzwanzigste) Jubiläums der 'New Wave Of British Heavy Metal' unter dem Motto 'One Night Out With The Boys' durch europäische Konzerthallen zogen. Für diese zusammen mit dem 'Rock Hard'-Magazin organisierten Tour stellten die englischen Metal-Veteranen ein ganz spezielles Programm auf die Beine, dass sich jeder Saxon-Fan auf der Zunge zergehen lassen muss. Die Band spielte nur Songs aus den frühen Achtzigern, also der Zeit, als sie sich auf ihrem kreativen Höhepunkt befand und die größten Klassiker entstanden.

Neben den unverzichtbaren Gassenhauern, die schon auf "The Eagle…Part I" verewigt wurden, gab es vor allem Titel zu hören, die teilweise schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr live gespielt wurden. So kamen mit "Backs To The Wall", "Frozen Rainbow" und "Stallions Of The Highway" endlich mal wieder eine Reihe Songs des Debüts von 1979 zum Einsatz, die ebenso zu den Live-Raritäten zählen wie "This Town Rocks", "Redline" und "Warrior" vom "Power & The Glory"-Album von 1983. Gerade diese Scheibe wurde, obwohl sie die bis heute kommerziell erfolgreichste Saxon-Veröffentlichung sein dürfte, in den letzten zwanzig Jahren von der Band sträflich vernachlässigt. Damit aber noch nicht genug. Es wurde noch tiefer in die Trickkiste gegriffen, und mit "Suzie Hold On", "To Hell And Back Again" oder "Stand Up And Be Counted" noch weitere Schätze zu Tage gefördert, die mit Sicherheit kein Fan erwartet hätte. Kurzum: es sind all jene Kracher vertreten, die man auf den bisherigen Live Alben vermisst hatte.

Die zweite CD wurde 2004 auf der Tour zum "Lionheart"-Album überwiegend in London, Paris und Kiel mitgeschnitten und enthält fast ausschließlich neueres Material, das nach 1990 veröffentlicht wurde. Die Songs können es logischerweise nicht ganz mit den alten Klassikern aufnehmen, trotzdem möchte ich Titel wie "Solid Ball Of Rock", die großartige King Crimson-Coverversion "Court Of The Crimson King" oder "Dragon's Lair" bei keinem Saxon-Konzert missen.
Sehr erfreulich finde ich zudem, dass die Band mit "Broken Heroes" einen weiteren raren Leckerbissen mit ins Programm genommen hat, denn dieses Stück gehört für mich zu den besten Saxon-Songs überhaupt.

Die alten englischen Haudegen haben mit "The Eagle Has Landed Part III" ein mehr als erstklassiges Live-Album vorgelegt, welches diese Bezeichnung auch wirklich verdient.
Der Sound klingt absolut authentisch, es wurde scheinbar nichts nachgebessert, denn die Spielfehler der Band wurden genauso wenig glatt gebügelt wie Sänger Biffs stimmlichen Aussetzer bei einigen Songs. Und obwohl die Aufnahmen aus verschiedenen Städten stammen, klingt das Album wie aus einem Guss, ohne die lästigen Ausblendungen, die man von vielen anderen Live-Scheiben kennt.

Fazit: "The Eagle…Part III" braucht sich zu keiner Sekunde hinter dem ersten Teil von 1982 zu verstecken, im Gegenteil, es stellt eine erstklassige Ergänzung zu dem Klassiker dar.

Saxon-Fans MÜSSEN hier zuschlagen.