Scarlet Anger / Freak Show
Freak Show Spielzeit: 49:36
Medium: CD
Label: Hänsel & Gretel / MIG Music, 2016
Stil: Thrash Metal

Review vom 17.06.2016


Andrea Groh
Zu einer "Freak Show" laden uns die Luxemburger Thrasher Scarlet Anger ein, klar, warum nicht… Kurz zu den Fakten: 2007 gegründet gab es 2009 eine EP ("La Realidad Es Triste…"), 2011 eine weitere EP ("Kill The King") und 2012 das Debüt "Dark Reign". Im gleichen Jahr folgte wieder eine EP ("Stupid Boy") und nach einer Pause 2016 "Freak Show".
Ein Blick auf die Trackliste macht neugierig, denn die Songtitel scheinen von Filmen und/oder Comics/Büchern beeinflusst. Der Eindruck wird verstärkt vom Bandfoto, auf dem mich ein Star Wars-Stormtrooper von einem Shirt anschaut.
Das könnte interessant werden… also mit Vorfreude die CD eingelegt… und mal hören, was die Freaks in ihrer Show so veranstalten…
Der Fünfer beginnt recht melodisch damit, die alten Götter aufzuwecken ("Awakening Of The Elder God"). Die Gitarrenleads werden immer riffiger und nach gut einer Minute setzt die Stimme ein. Diese ist zum Glück nicht so nervig wie manche Genrekollegen, die immer in der gleichen, relativ hohen Tonlage stressen, sondern liegt irgendwo zwischen Keifen und leichtem Growlen. Insgesamt ist der Song für Thrash-Verhältnisse recht harmonisch ausgefallen, dabei dennoch groovig.
Das nachfolgende "Attack Of The Insidious Invader" zieht das Tempo ein wenig an und wirkt dadurch etwas aggressiver und erinnert dabei an neuere Kreator. Eine Assoziation, die auch im weiteren Verlauf der Scheibe noch öfters vorkommt. Fans der Ruhrpott-Thrasher um Mille, denen die neueren Werke gefallen, sollten also mal ein Ohr für Scarlet Anger riskieren.
"The Haunted Place - House Of Lost Souls" - hier ist sie wieder, die Kombination aus melodischen (in diesem Falle sogar leicht düsteren) Leads und gefällig gespielten Riffs. Auch das gedrosselte Tempo passt zum Titel/Inhalt des Stückes, das im Mittelteil mal kurz sogar recht unheimlich wird (leider zu kurz - finde ich).
Das Titellied "Welcome To The Freak Show" ist wieder schneller, kantiger und aggressiver.
Fast könnte ich schreiben, und so geht es weiter… wenn da nicht "An Unbelievable Story Of A Stupid Boy" wäre - düster, schleppend - das Highlight der Scheibe für mich, weil es eine gewisse Horror-Atmosphäre erzeugt. "The Thing Without A Name" hat ebenfalls starke Stellen.
Damit komme ich zu meinem Kritikpunkt an "Freak Show": Nach dem Titel/Cover habe ich irgendwie mehr Abgefahrenes bzw. Ausgefallenes erwartet, was vielleicht einfach mein Fehler war. Es gibt zwar diverse interessante Momente, das Songwriting ist durchaus durchdacht und die Jungs können spielen, doch zu vieles finde ich zu unspektakulär (zu viele Thrash-Standards, die keine neuen Impulse setzen können) bzw. es packt mich einfach nicht. Dabei haben Scarlet Anger einige gute Ansätze/Ideen, beispielsweise die bereits erwähnten melodischen Leads oder wenn sie in die Horror-Richtung gehen.
Fans von neuerem Thrash sollten sich von meiner Meinung nicht abhalten lassen, sich ihr eigenes Urteil zu bilden….
Line-up:
Joe 'Mutz' Block (vocals)
Alain 'Skeelo' Flammang (drums)
Fred Molitor (guitars)
Vince Niclou (bass)
Jeff Buchette (guitars)
Tracklist
01:Awakening Of The Elder God (5:50)
02:Attack Of The Insidious Invader (3:52)
03:The Haunted Place - House Of Lost Souls (6:12)
04:Welcome To The Freak Show (4:50)
05:The Abominable Master Gruesome (4:31)
06:Through The Eyes Of The Sufferer (4:40)
07:The Thing Without A Name (4:41)
08:On The Road To Salvation (4:24)
09:An Unbelievable Story Of A Stupid Boy (4:22)
10:Deadly Red Riding Hood (6:14)
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