Es scheint langsam in Mode zu kommen - Blues, einseitig scharf angebraten mit Funkglasur, die andere Seite leicht angerockt und in der Mitte roh und blutig. Scarlet Runner, ein neuer Name auf der Blues-Speisekarte, bestehend aus Jason Leroy an der Gitarre und als Shouter, stellt ein heißes Menü aus diversen Jahrzehnten Blueshistorik zusammen. Einflüsse gibt es genug und Leroy bastelt an seiner Gitarre, dass die Funken nur so sprühen. Twanggitarre mit viel Soulfeeling garniert, bei dem die Zutaten von Stevie Salas oder Anthony Gomes sein könnten.
Die Stücke sind von staubtrockenem Funk derartig infiziert, dass die Bässe manchmal ein Eigenleben führen. Zitiert werden fast alle Saitendehner, die Rang und Namen haben:
Robin Trower mit "Peace O' Mine", dann wird es topaktuell mit
Eric Gales' "Let Me Be" und "Grinder", fiebrige Coverversionen von
Jimi Hendrix ("Manic Depression" und "Who Knows…Power Of Soul") folgen, die Gentlemen
Philip Sayce und
Alan Mirikitani vom
Gentlemen's Blues Club im Verbund mit den
Buddaheads mit "South Chain Gang" und "Me" dürfen keinesfalls fehlen und dann geht es weiter zu den
Bihlman Bros., die dem "State Of Affairs" eine Funk-Veredelung mit vier Sternen verpassen und nicht zu vergessen,
Lance Lopez, der mit "Crazy Chimpanzee" aufwartet.
Und um den Braten noch die richtige Garnierung zu verpassen, wirkt noch
Craig Erickson als Gastgitarrist mit, um "Groove Thang" und "Who Knows…" die instrumentale Absolution zu verleihen.
Jason Leroy an der Blues-Axt weiß, wie man der schillernden Auswahl an hochkarätigen Tracks einen eigenen Stempel verpasst. Hoch motiviert und emotional groovt das Trio im Funk-Gang sich spontan durch ihre bisher dritte Veröffentlichung. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Der Titelsong "Groove Thang", ein Instrumental mit Double Leads und extravaganten Soli, kann als Musterbeispiel für Spielfreude auf höchstem instrumentalem Niveau herhalten. Nichts wirkt verkrampft, alles kommt easy und mit einer Lässigkeit, die ihresgleichen sucht. 'Hot House Funk Blues' wäre vielleicht die richtige Bezeichnung für dieses Subgenre des Blues. Mit Feuer und fiebriger Energie setzt
Leroy seine Töne, wobei auch Improvisationen im Retro-Mantel bis zu heavy bluesigen Versionen, eine enorme Bandbreite sehen lassen. Vollgas-Gitarren münden in Funk-Geschredder und trotz allem bleibt das Stilspektrum auf eben diese Spielart beschränkt. Einzig
John Lee Hookers "Dimples" bleibt etwas einseitig und wirkt nicht so ausgereift, so als ob es als Bonustrack gedacht war.
Alles in allem, eine ausgereifte Produktion, bei der die Erfahrungen der Musiker klar und deutlich zu hören sind. Komplexe und rasant aufgebaute Songs, die den Zuhörer durch ihren Rhythmus einfach nicht zur Ruhe kommen lassen und das ist eigentlich das beste Kompliment, das man für eine Veröffentlichung aussprechen kann.