Schelmish / Persona Non Grata
Persona Non Grata Spielzeit: 64:46
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Mittelalterrock

Review vom 02.06.2010


Sabine Feickert
Ein halbes Jahr nach dem Erscheinen ihres rockigen Albums "Die hässlichen Kinder" bringt Schelmish nun mit "Persona Non Grata" einen Silberling heraus, der unter der Devise 'zurück zu den Wurzeln' aufgenommen wurde.
Die Bonner Spielleute fanden sich schon 1999 zusammen, damals anlässlich der Geburtstagsfeier der Mutter von Gründungsmitglied Desdemonia, eine von drei heute noch Aktiven aus der Anfangszeit.
Spielten sie zu Beginn ihrer Karriere ausschließlich traditionelle Mittelaltermusik, so begannen sie ab 2006 auch rockige Elemente in ihre Musik einfließen zu lassen und ab der CD "Mente Capti" E-Gitarren, Schlagzeug und E-Bass und Rockelemente dazuzunehmen.
Mit dem neuesten Schelmenstreich knüpfen sie an das Studioalbum "Igni gena" an und verkünden, dass sie mit der 'unerwünschten Person' »das beste Mittelalteralbum das Schelmish in den 11 Jahren ihres Bestehens produziert« haben. Gewidmet haben sie das Album allen, die damals für ihre Freiheit oder ihren Glauben kämpften und dafür ihr Leben lassen mussten. Selbst wenn das Thema hier eine verklärte Mittelalterromantik wiedergeben könnte, stellt es doch in anderen Teilen der Welt die tagesaktuelle Realität dar, man denke nur an China, Afghanistan oder Thailand, wo auch im Jahr 2010 noch tagtäglich Menschen für ihre Überzeugung sterben.
Doch nun zur Musik - überwiegend instrumental gehalten, leben die 'Schelme' auf der "Persona Non Grata" ihre Stärken voll aus - Dudelsäcke und sonstige Pfeifen, ein bisschen Drehleier und Bouzouki, eine mandolinenähnliche Langhalslaute, sorgen für den typischen Mittelaltersound.
Sind im Intro noch Weltmusikankläge zu hören, dominiert auf der restlichen Scheibe der traditionelle, akustische und doch flotte Tanz, mit viel Spielfreude und Spaß an der Sache vorgetragen.
Das Schlagwerk sorgt dabei für ordentlich Tempo und Druck, so dass in dem rein akustischen Album trotzdem eine leicht punkige Note mitschwingt.
Mir persönlich fehlt ein wenig die Unverwechselbarkeit der einzelnen Lieder, das Gesamtgefüge ist aber sehr stimmig und passend. Der Rhythmus geht ins Blut und stillsitzen oder -stehen ist nicht möglich, mindestens ein Fuß oder die Finger auf dem Lenkrad geht mit.
Sehr passend ist die Unterstützung durch die Gastmusiker auf diesem Silberling. Tobias 'B. Deutung' Unterberg, der beispielsweise Deine Lakaien, Subway To Sally oder Eric Fish&Friends immer wieder unterstützt, legt mit seinem Cello einen atmosphäregebenden Klangteppich unter die Lieder und sorgt so für eine ganz eigene Stimmung.
Auch Maite Itoiz, die normalerweise mit ihrem Mann John Kelly - ja, genau, von der gleichnamigen Family (aber nicht erschrecken, sie bringt ja das restliche Dutzend nicht mit) - als Elfenthal auftritt und die Amsel von Nydeggen fügen sich gut ins Gesamtbild ein.
Für Liebhaber der reinen Mittelalterschiene dürfte dieser rundum gelungene Silberling ein absolutes Muss sein.
Line-up:
Dextro (Sackpfeifen, Bouzouki, Flöten, Drehleier, Bombarde, Schalmei, Gesang, E-Gitarre)
DesDemonia (Sackpfeifen, Schalmei, Bouzouki, Gesang)
Rimsbold von Tiefentann (Gesang, Sackpfeifen, Schalmei, Flöten, Harfe, Percussion)
Luzi das L. (Sackpfeifen, Schalmei, Bouzouki)
Okusa der Bullige (E-Gitarre, Schlagwerk, Gesang)
Picus von Corvin (Davul, Percussion, Sampling)
Der Zahl (Bass)
Samtron (Drums, Percussion)
Als Gastmusiker:
Tobias 'B. Deutung' Unterberg (Cello)
Amsel von Nydeggen (Flöte und Gesang)
Maite Itoiz (Gesang)
Tracklist
01:Intro
02:Illuminatio
03:Lux lucet in tenebris
04:Abends wenn die Fremden beten
05:Via sacra
06:Vasilis, Tanz der Völker
07:Non de falsis argumentis
08:Aurora
09:Muscipulum
10:Candida hora.
11:Ouwe war
12:C'est la vie
13:Luna pernocte
14:Saltarello No. 666 ½
15:Persona non grata
16:Quo vadis
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