Ich gebe es zu: In einem Plattenladen wäre ich mit Sicherheit an den CDs der Band vorbeigegangen, denn der Name ist für Rockohren doch recht ungewöhnlich. Aber manchmal muss man weiterdenken oder den
alten Spruch, "Namen sind Schall und Rauch" ausgraben; will sagen, was sind schon Namen.
Nachdem ich die Musik der Band aber glücklicherweise doch kennengelernt habe, ist der Name irgendwie treffend. Unvorstellbar der Gedanke, die Band würde anders heissen.
Schluff Jull, der Name ist laut Band ein Bekenntnis zur Provinz und deren Langsamkeit. Die Schluffs stehen zu diesem unzeitgemäßem Konzept und blieben daher von kurzlebigen Trends verschont. Keine Anbiederung
an den Zeitgeist, der statt guter Musik nach kurzlebige Trendtrallalas verlangt, keine Ambitionen an die großen Charts, um mal schnell über Nacht reich zu werden. Dieser Band nimmt man es ab, dass sie Musik auch für die eigene Seele macht.
Begonnen hat es im Frühjahr 1985 mit einer Sechs-Mann-Band, in einer für eine Rockband ungewöhnlichen Besetzung: Es war schon damals ein Trompeter mit an Bord. Viele Konzerte im Grenzland zwischen Deutschland und den Niederlanden, sowie am tiefsten Niederrhein ließen der Band Zeit, ihren eigenen Stil zu entwickeln.
Weg vom psychedelischen Garagensound zu einem eigenen Stil aus Blues, Rock und Soul mit Elementen aus Jazz und Folk. Immer offen für neue Ideen und einen Song nie bis ins Letzte festgelegt, kristallisierte sich so
der typische Schluff-Sound heraus.
"Die baumlangen Songs leben vom großen technischen Können und viel Improvisationsfreude", so das "GoodTimes"-Magazin.
Innerhalb eines Jahres wuchs Schluff Jull auf neun Musiker an. Von diesen neun, gehören heute noch sieben der mittlerweile 12-köpfigen Band an, die sich selbst als Rock'n'Roll Band im uramerikanischen Sinn, in
der Tradition der Allman Brothers Band, The Band oder den Grateful Dead vesteht. Ergänzt hat die Band die typische Rockbesetzung durch Percussion und eine Bläsersection.
Musikalisch und menschlich zusammengewachsen erschien dann 10 Jahre nach Gründung die erste CD: live, während eines dreistündigen Konzertes in Viersen an Weihnachten eingespielt. Und: keine Overdubs, just pure as it was.
Mittlerweile besteht das Repertoire der Band neben einigen wenigen unbekannten Covers aus mehr als 60 eigenen Songs, was der Band die Möglichkeit gibt, bei Auftritten verschiedene Sets zu spielen, um weder das Publikum, noch sich selbst zu langweilen. Feste Überzeugung der Band ist es, an Songs festzuhalten und sie manchmal über Jahre zu verändern: "Dinge brauchen nun einmal Zeit um zu reifen. Wer wirklich lebendige Musik spielen will, spielt immer den Moment. Vergangenheit und Zukunft sind bloße Fiktion."
Das amerikanische Szeneblatt "Relix" und die britische Deadheads-Vereinigung kürten sie u.a. sogar mit dem Prädikat der musikalischen Nähe zu solch berühmten Künstlern wie Van Morrison und den Allman Brothers.
"Gritz", die amerikanische Southern Rock-Seite, hat eine Rubrik mit dem Namen "Dixie International" und auch dort findet Schluff Jull Erwähnung, sowie auf der kanadischen "Classicrockpage", wo sie zur
"New Classic Rock Band des Monats Mai 2000" wurde.
Was die deutsche Deadhead Szene anbelangt, da sind die Schluffs schon seit langem zur "Hausband" avanciert.
Schluff Jull, das sind:
Michael Arndt - sound, bg vocals
Michael Becker - percussion
Karl-H. "Kalla" Bockholt - drums
Thomas Holtschoppen - keyboards, bg vocals
Olaf Kalemba - guitar, vocals
Jürgen Liebert - tenor sax
Georg "Schorsch" Rikken - trumpet, flugelhorn
Horst Schulz - sopran sax, alt sax
Detlef Jacobs - bass
Heinz Wiskozil - guitar, bg vocals
Schluff Jull - Jam aus Germany
Ulli Heiser, 08.03.2001
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