Unglaublich, wie diese beiden Bluesmänner sich jahrelang an mir vorbei geschummelt haben. Die Union
Schröter & Breitfelder war bis dato für mich kein Begriff. Jetzt konnte ich meine Wissenslücke bei einem gepflegten Konzert, quasi in Wohnzimmeratmosphäre, in der Kniestedter Kirche in Salzgitter schließen. Die beiden Protagonisten aus Kiel sind schon seit siebenundzwanzig Jahren in der Musikszene aktiv. Sie spielten u. a. bei (mit)
Albie Donnelly,
Richie Arndt und
Abi Wallenstein. Ihren größten gemeinsamen Coup landeten sie, indem sie den Blues Challenge 2011 in Memphis als erste Europäer abräumten. Hut ab vor dieser Leistung.
Nach einer launigen Ansage von
Antje Fischer, der Vertreterin der Stadt Salzgitter, begann das Konzert pünktlich um 20 Uhr. Zur Einstimmung wurde ein Slow Blues angestimmt, der schon mal das Können der Akteure an ihren Instrumenten aufzeigte.
CCRs "Long As I Can See The Light" wurde als eine wunderschöne Ballade dargeboten. Im nächsten Stück zeigte
Marc Breitfelder sein wahrhaft exzellentes Können auf der Bluesharp. Er bestritt die Nummer solo und führte das Publikum in ferne Kontinente. Man fühlte sich nach Australien versetzt, wo die Aborigines auf dem Didgeridoo musizieren. Ich habe mich an diesem Abend etliche Male gefragt, wo und wie holt der Mann die Töne her.
In dem angekündigten Gespräch zwischen Mann (
Schröters Piano) und Frau (
Marcs Harmonika) kam wieder der Facettenreichtum der Harp zum Ausdruck - mal flehend, mal wispernd und dann wieder kreischend und fordernd. In der
Muddy Waters-Nummer "Can't Be Satisfied" konnte der dritte im Bunde,
Tim Engel, seine Fähigkeiten in einem Drumsolo hören lassen. Es brauchte mitunter keiner Felle, auch Kessel und Spannringe kann man mit den Sticks traktieren.
Nach der Pause ging es mit einer Mischung von eigenen Nummern und Coverversionen (u. a. "Cocaine", "Further Up On The Road) weiter. Es wurde eine ganz starke Version von
George Gershwins "Summertime" geboten. An der Nummer haben sich ja auch schon viele Interpreten versucht, aber was die drei Musiker daraus machten, war schon einmalig.
Das von
Georg Schröter geschriebene "Rockin USA" machte noch mal richtig Dampf, ein schöner Rocker mit Honky Tonk-Piano und ausdrucksstarker Stimme. Das Publikum war (wie immer) sehr gut drauf und erklaschte noch drei Zugaben. Hier wurde noch mal das ganze Spektrum des Trios, vom gefühlvollen "Amazing Grace" über einen flotten Boogie bis zum gejammten Jazz, gespielt. Ich war zu diesem Konzert mit einer etwas kritischen Einstellung, bezüglich der Minimalbesetzung angereist, war dann schon mal erleichtert, als ich das Drumkit auf der Bühne sah. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich Gitarre und Bass nicht unbedingt vermisst habe, aber das Schlagzeug MUSS schon sein. Es war, um mit der Konkurrenz zu sprechen, 'ein geiler Nachmittag'!!!
Vielen Dank an
Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die, wie immer, problemlose Akkreditierung.