Das sind doch mal gute Nachrichten für die Freunde 'handgemachter' Musike: Analoghaus, ein junges Frankfurter Label und sein Macher, der szenebekannte Singer/Songwriter Tom Ripphahn, legen seit kurzem - nomes est omen - analog und direkt produzierte Musik vor. Mitten in Zeiten mediengehypter Plastik-Mucke wird offenbar an allen Fronten von besonnenen Musikfreunden zurück gerudert. Vorbei die Zeiten des 'anything goes' - freiwillige Selbstbeschränkung, um der Seele, dem Wesen der Songs wieder mehr Geltung zu verschaffen, ist wieder angesagt. Mit großer Freude und bereitwillig nimmt sich RockTimes solcher Initiativen von Künstlern für Künstler an.
Eine der ersten Akteure dieses Labels sind zwei wohlbekannte deutsche Blueser: Georg Schroeter und Marc Breitfelder, beide lange Jahre als Pianist bzw. Harp-Player in Diensten des deutschen Blues-Gurus Abi Wallenstein. Nun 'schwimmen' sich die Beiden 'frei'... und wie! Nicht nur bei der "Baltic-" und der "German-Blues-Challenge" belegten sie beide ersten Plätze - nein, es winkte auch eine Nominierung für allerhöchste Bluesweihen: Die "26. International Blues Challenge" in Memphis/TN im Januar dieses Jahres. Auch wenn dort kein Sprung aufs Siegertreppchen gelang, ist alleine schon die Nominierung in der Kategorie "Solo/Duo 2009" ein riesiger Achtungserfolg und gleichzeitig Ansporn für unsere deutsche Bluesszene.
"Sugar & Spice" sprengt den Rahmen eines gewöhnlichen Blues Rock-Albums. Hier wird nicht nur klassischer Blues, Boogie-Woogie, R'n'R und Blues Rock geboten, sondern ebenso Balladen, die sich bester Singer/Songwriter-Traditionen verpflichtet fühlen, und sogar dezentes Country-Flavour. Als sehr gelungen kann man auch die Einschübe einiger Live-Aufnahmen inmitten der Studio-Tracks bezeichnen. Unterstützt werden Schroeter und Breitfelder von dem auch aus Kiel stammenden Gitarristen Jan Mohr, ebenso einfühlsam wie ausdrucksstark in seiner Spielweise, der beide schon ein ganzes Wegstück begleitet hat.
Neben einigen Eigenkompositionen werden zwei tolle Interpretationen von Creedence Clearwater Revival-Songs, "Long As I Can See The Night" und "Who'll Stop the Rain", sowie Klassiker von Willie Dixon, Sonny Boy Williamson und Don Nix aus dem Hut gezaubert. Gerade diese beiden CCR-Nummern erweisen sich als die Cremeschnittchen von "Sugar & Spice", wobei besonders "Who'll Stop the Rain" durch Tom Ripphahns rauchige Stimme veredelt wird.
Überhaupt - um jetzt ein Schlückchen Wasser in den Wein zu gießen - sind es vor allem die Songs, die von den Gastsängern und -innen interpretiert werden, die zu überzeugen wissen. Georg Schroeters Organ könnte ruhig für meinen persönlichen Geschmack noch etwas mehr 'Dreck'n'Speck' vertragen, was ich jetzt nicht falsch verstanden wissen möchte. Beide Hauptakteure agieren glanzvoll an ihren Instrumenten. Egal welche Tasten Schroeter drückt, jeder Ton prägt die Grundstimmung der Songs. Breitfelder zeigt an seiner 'Hoochie-Coochie', welche Facetten man aus diesem kleinen Stück Metall hervorzaubern kann.
Stilistisch bewegen sich Georg Schroeter & Marc Breitfelder auf einem Fluss, der so breit wie der Mississippi scheint. Los geht's mit klassischem Boogie Woogie und Shuffle bevor mit der bereits angesprochenen CCR-Nummer "Long As I Can See The Night" sentimental-melancholische Americana-Töne angeschlagen werden. Ein Hammersong! Es folgen ein mit Albie 'Mr. Cleanhead' Donellys charismatischem Sax veredelter Rock'n'Roll und Willie Dixons "I Just Wanna Make Love To You" (herrlich: Abi Wallensteins Vocals) in geradezu magisch-meditativen Tönen. Für "Here And Now" haben sich die Beiden die Dienste der Wiener Singer/Songwriterin Anna Kaiser gesichert, die dieser tollen Ballade viel Creme und Schmelz verleiht. Pures Mississippi-Delta-Feeling vermittelt der nur mit Piano und Harp interpretierte "Blue Bird Blues". Knalligen Rock bringt "Little Piece Of Paper", bei dem der Fuß heftigst zu zucken beginnt, auf die Rille. Die stilistische Odyssee ist allerdings noch keinesfalls beendet, denn "The Rose" ist wieder so eine stille Ballade, die einen atemlos zurück läßt. Wenn dann mit dem bereits zitierten "Who'll Stop the Rain" die Scheibe im Stil eines Jackson Browne ausklingt, ist man von "Sugar & Spice" erstmal verzaubert.
Süß und feurig-scharf wie der Titel des Albums ist Georg Schroeters & Marc Breitfelders neue Scheibe geworden. Bei soviel Abwechslungsreichtum ist kein Platz für Längen oder gar Langeweile ... und bei Schroeters Stimme kann ein Fässchen besten Tennessee-Whiskeys sicherlich Abhilfe leisten. Freunde guter, handgemachter Bluesmusik können hier bedenkenlos zugreifen.
Line-up:
Georg Schroeter (vocals, piano, Hammond B3, Fender Rhodes)
Marc Breitfelder (harmonica)
Gäste:
Abi Wallenstein (vocals, dobro - #3, 7, 10)
Tom Ripphahn (vocals - #10, 14, acoustic & electric guitar, bass, drums, percussions)
Anne Kaiser (vocals - #8, backing vocals)
Jan Mohr (electric & acoustic guitar)
Lars Vegas, Dirk Vollbrecht, Seven Zimmermann (bass)
René Detroy, Tim Engel, David Herzel, Martin Röttger, Klaas Wendling (drums)
Albie Donnelly (sax)
Sönke Liethmann (cajon)
David Herzel (percussions)
Tracklist |
01:Sugar & Spice (3:24)
02:Can't Be Satisfied (4:05)
03:Palace Of The King (3:34)
04:Long As I Can See The Light (3:53)
05:Rock'n'Roll Queenie (4:15)
06:Respect Yourself (4:30)
07:I Just Wanna Make Love To You (7:03)
08:Here And Now (4:39)
09:Shake Your Boogie (3:33)
10:Blue Birds Blues (8:23)
11:Little Peiece Of Paper (5:48)
12.The Rose (5:47)
13:Session @ Linnemann's (2:25)
14:Who'll Stop The Rain (4:00)
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Externe Links:
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