Wer das Cover von "Blackout" nicht kennt, der sitzt hier sicherlich im falschen Kino! Gottfried Helnweins Selbstportrait, für die Scorpions in leicht modifizierter Version neu gestaltet, sollte zweifelsohne jedem musikalisch auch nur halbwegs beschlagenen Menschen geläufig sein. Aber nicht nur das Cover rangiert weit oben in der Liste berühmter Plattenhüllen, auch das Album an sich steht auf den höchsten Sprossen der Leiter. Es gilt in Fachkreisen als eines der ganz wichtigen im Genre des Hard Rock, das 1982 von Meine, Schenker, Jabs, Buchholz und Rarebell eingespielt und veröffentlicht wurde.
Mehrfach ist diese Scheibe im Laufe der vergangenen dreiundreißig Jahre neu aufgelegt und wiederveröffentlicht worden. Aktuell liegt uns ein SACD-Exemplar vor, das via Audio Fidelity in limitierter Auflage höchsten Klanggenuss verspricht, vorausgesetzt, man hat einen Player, der es ermöglicht, Super Audio Compact Discs abzuspielen. Wenn das (noch) nicht der Fall ist, dann läuft dieses Hybrid-Exemplar auch in jedem anderen x-beliebigen CD-Spieler.
"Blackout", obwohl bereits das achte Studioalbum, markiert den endgültigen Durchbruch der Band, besonders jenseits des großen Wassers. Wenngleich auch schon die zuvor erschienene "Lovedrive" für heute immer noch äußerst bekannte und ständig wieder gespielte Songs sorgte, knallte es mit "Blackout" richtig. Das Album schoss bis in die Top Ten der Billboard-Charts und die Single-Auskopplung von "No One Like You" erreichte sogar Platz 1.
Dabei standen die Aufnahmen unter keinem guten Stern, denn Sänger Meine bekam massive Stimmbandprobleme, musste mehrfach operiert werden, wollte zwischenzeitlich sogar das Handtuch werfen und musste nach der Reha das Singen komplett neu erlernen - nicht zu seinem Nachteil, sagt man. Und hört man sich allein "Blackout" an, das als krachender Opener fungiert, dann mag man kaum glauben, dass er kurz zuvor noch kein Wort herausbringen konnte. In höchste Höhen schwingt er sich, getrieben von den peitschenden Gitarren, und lässt sich sogar zu den falsettartigen Schreien eines Rob Halford hinreißen.
Auch alle anderen der insgesamt neun Tracks auf diesen rund sechsunddreißig Minuten zeugen von Spitzenleistungen im Gesangsbereich und zudem lässt die Instrumentierung keine Wunsche offen. Schenker und Jabs jagen einander um die Wette, riffen und solieren, wie es seinerzeit nicht unbedingt alltäglich war. Buchholz und 'Herman ze German' 'rhythmisieren' dazu nicht minder engagiert um die Wette und so kommen selbst aus heutiger Sicht einige richtig coole Läufe zustande, wie z. B. bei dem Kracher "Dynamite". Auch "Now!" braucht sich dahinter keinesfalls zu verstecken und zählt für mich nach wie vor zu einem der besten Klassiker der Band: typisch Scorpions mit einer feisten Boogie Rock-Note.
Gleichwohl wartet die Band natürlich auch mit dem unverwechselbar Balladesken auf, das die Hannoveraner wie einen roten Faden durch ihre Karriere ziehen. "No One Like You" ist das Paradebeispiel dafür, wie die Jungs es immer wieder verstanden haben, hunderttausende von (weiblichen) Fans auf ewig in den Bann ihrer Power-Balladen zu ziehen. Wahrscheinlich ist aber auch genau das der Punkt, weshalb sich besonders im weiteren Verlauf ihrer Karriere die Geister so unglaublich schieden.
Im unmittelbaren Anschluss folgt direkt noch eine zweite Nummer ähnlichen Kalibers. "You Give Me All I Need" muss sich nicht wirklich hinter dem vorgenannten Song verstecken und kann ebenfalls meisterlich mit allen balladenhaften Klischees aufwarten.
Nach den bereits erwähnten Krachern "Now!", "Dynamite" und auch "Arizona" folgt das mit seinem ein wenig an die Stahlkocher aus Birmingham erinnernden zähen Riffing "China White" und das Album schließt mit einem der besten 'slow songs' der Scorpions überhaupt ab: Spätestens mit "When The Smoke Is Going Down" haben sie sich zweifelsohne einen Platz auf dem Treppchen im Balladen-Olymp verdient.
Ich persönlich freue mich, mit diesem Release "Blackout" nun wieder in meinem Regal stehen zu haben, war die Vinylfassung doch vor etlichen Jahren schon den Weg alles Irdischen gegangen. Klasse Scheibe, im zeitlichen Umfeld betrachtet, sogar unverzichtbar, in der SACD-Version zudem klanglich voll auf der Höhe!
Line-up:
Klaus Meine (vocals)
Rudolf Schenker (guitars, backings)
Matthias Jabs (guitars)
Francis Buchholz (bass)
Herman Rarebell (drums)
Tracklist |
01:Blackout
02:Can't Live Without You
03:No One Like You
04:You Give Me All I Need
05:Now!
06:Dynamite
07:Arizona
08:China White
09:When The Smoke Is Going Down
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