Screamfeeder / Delusions Of Grandchildren
Delusions Of Grandchildren Spielzeit: 27:01
Medium: EP
Label: Good Cop Bad Cop Records, 2005
Stil: Indie Rock

Review vom 04.05.2008


Tom Machoy
Da kommen also Kellie Lloyd (Bass und Gesang, manchmal auch an den Tasten), Tim Steward (Gitarre und Gesang) und Dean Shwereb (Schlagzeug) aus Australien mit ihrer letzten EP aus dem Jahre 2005 daher. Sieben Titel in knapp 30 Minuten, um mich hören zu lassen, dass es in Australien auch richtigen Indie Rock/Pop gibt - gut so!
Auf deren Homepage erfahre ich viel über die Aktivitäten der Band, die bereits bis ins letzte Jahrtausend zurück reichen. So zum Beispiel erste Veröffentlichung unter dem Namen Screamfeeder im Jahre 1992 (LPs), danach Single-Auskopplungen und CD/LP-Produktionen in aller Herrgott-Länder.
Tim Steward hält aber auch sehr viel von Soloprojekten. Bevor Screamfeeder 1991 gegründet wurde, spielte er unter dem Bandnamen The Madmen, als Tim Steward, aber auch als The Whats, die sich dem Indie, Hip Hop und Punk verschrieben haben. Reichlich Projekte heißt reichlich Arbeit. Und es scheint Spaß zu machen.
Auch Kellie ist nebenbei mit The Warm Guns nicht untätig (die Band hat übrigens 'ne witzige MySpace-Seite).
Für Ihre Live-Auftritte spielten sie zunächst ab dem Jahre 2000 mit zusätzlichen Gitarristen (Mike Squire, später mit Darek Mudge). Doch ab 2004 fanden sie sich in ihrem »classic 3 piece line up« zusammen. Ich bin gespannt, was ich so zu hören bekomme und nach den ersten Takten weiß ich's auch schon: Es ist Indie Rock. Erinnert ein klein wenig an The Cure, ein ganz klein wenig und den Sound haben sie aus den alten 90er Jahren rübergerettet, schöne Gitarrenarbeit, schepperndes, hämmerndes Schlagzeug, ein alles markierender Bass.
Die Vocals finde ich ab und zu etwas unstimmig, vielleicht ist es aber auch so gewollt, dass sich die Stimme manchmal leicht überschlägt? Vielleicht bellen die Hunde auch deshalb am Schluss des ersten Titels bis in den nächsten Titel hinein, der sich musikalisch anschließt? Das Schlagzeug wird hier jedoch aggressiver und vordergründiger gespielt, haucht "Blue" noch mehr Leben ein. Dazu gibt es einen sehr schönen Chorus als Abgesang.
Ein feines, sehr ruhiges Stück ist der Titeltrack. Eine mit Hall unterlegte Stimme trifft auf eine ferne, verzerrte, flirrende Gitarre, die wiederum vom Schlagzeug, das sehr akzentuiert eingesetzt wird, Unterstützung erhält und mit wenig Text nach einer Minute 40 Sekunden leider viiieeel zu früh zu Ende ist! Für mich das beste Stück dieser EP.
Was nun versucht wird, ist zwar lobenswert, hätte dessen jedoch überhaupt nicht bedurft! Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit sagen will: Eine weitere Variante von "Time After Time". Also, Cyndi Lauper war grandios, The Hooters konnte ich mir gut anhören und jetzt Kellie... nun, ich denke, dass diese Variante einer spontanen Pausenaktion entsprungen sein muss. ABER: Absolut gut anzuhören ist der zweistimmige Refrain-Chor-Gesang, dafür großes Lob, der Rest ist - Geschmackssache!
Es wird wieder rockiger! Screamfeeder finden zum Stil der ersten beiden Tracks zurück. Dean Shwereb trommelt sich sehr vordergründig auf den tiefen, die Bassboxen beanspruchenden, Fellen durch den Titel und gibt "Summer Rat" eine besondere Geschwindigkeit, die aber abrupt abbricht - der Song mit einem Break am Ende.
Die längste (mit über fünf Minuten!!) und für mich zweitbeste Nummer ist "Modern Morning". Es ist eine kleine Geschichte, die stilistisch zu dem schon Gehörten passt, sich gesanglich anschließt und zunächst noch sehr sparsam gespielt wird. Dann gibt es einen Refrain, in dem alle auftrumpfen: Eine Cure'sche Gitarre, das Schlagzeug z.T. wütend stampfend, der Bass geradlinig durchgespielt. Dieses Spiel rundet den Refrain in sich ab und nun gibt es einen stilistischen Break. Wieder dieses ruhige, besänftigende Spiel, wabernde Gitarre, Screamfeeder zaubern etwas, das nach einer
Miles Davis-Trompete klingt.
Titel sieben ist rein instrumental, klingt wie aus einer Dub-Box mit Keyboard-Geklimper. Das Beste hier ist das Bassspiel, denn das dröhnt schön sachte aus den Boxen.
Mittendrin der Cut - und Schluss!
Das sollte auch nicht unerwähnt bleiben: Die Covergestaltung von Tess McCabe hat mir bei dieser EP gut gefallen; die Musiker/In einfachst mit ihren Instrumenten inmitten großer Blumen und Blüten gezeichnet, die den Bandnamen umranken. Zwischen Comic und Jugendstil - fein! (P.S. ein paar Kappenpilze dazu und es sieht dem 2008er Herzberg-Plakat sehr ähnlich).☺
Die CD hat sich vom ersten Hören - hmmmm, nun ja - bis zum Verfassen der Rezension als 'doch ganz hörenswertes Material' entwickelt, für Indie-Fans sicherlich noch mehr als das.
Tracklist
01:All The Other Times
02:Blue
03:Delusions Of Grandchildren
04:Time After Time
05:Summer Rat
06:Modern Morning
07:Nuts To This
Externe Links: