Sear Bliss / Glory And Perdition
Glory And Perdition Spielzeit: 38:21
Medium: CD
Label: Vic Records, 2004/2009
Stil: Black Metal


Review vom 17.03.2009


Jens Groh
Ein brutales und doch wunderschönes Stück Black Metal kommt da aus dem Osten Europas.
Die ungarischen Black-Metaller Sear Bliss gründeten sich im Jahre 1993 und waren von dort an immer diversen Besetzungswechseln unterworfen. András Nagy ist die einzige Konstante, das allerdings machte die Band aber nicht im Geringsten schwächer, sondern lies sie zu einer ganz besonderen Perle im Schwarzwurzel-Zirkus werden.
Von Anfang an unterschieden sich Sear Bliss von so manch anderer Black Metal-Band, indem sie Blechblasinstrumente benutzten. Zugegeben, das klingt jetzt nicht so aufregend, wurde so was ja schon öfters von Gruppen wie Emperor und Konsorten benutzt - dort allerdings nur aus der Konserve bzw. vom Keyboard erzeugt. Sear Bliss hingegen setzen auf einen Posaunenquäler aus Fleisch und Blut, was sie zu einem Novum der Szene macht!
Auch textlich unterschied man sich von den im Black Metal so oft vorkommenden Themen, wie dem plakativen Huldigen des Gegenspielers Gottes. Man besann sich lieber darauf, das Individuum Mensch im Kampf mit sich selbst, seine Naturverbundenheit und dessen spirituelle Zugehörigkeit zum Kosmos darzustellen. Gut, das sind nun auch nicht sooo neue Themen, aber beides zusammen legt die Basis für etwas ganz Besonderes, nämlich jenen majestätischem Black Metal wie ihn nur ganz wenige Bands hervorbringen bzw. nur Sear Bliss ihn entstehen lassen können.
Die Reise, auf die uns die Ungarn auf ihrer sechsten CD mitnehmen ist zwar eine recht kurze, dafür aber umso intensivere.
Schon im ersten Song, "Birth of Eternity", wird man förmlich aus den Pantoffeln gehauen (oder in diesem Falle eher aus den in der BM-Szene so oft getragenen Armystiefeln).
Furios legen sie los, die Mannen um Herrn Nagy, es werden gleich alle Register der schwarzen Zunft gezogen: Von ultrabrutalem Highspeed bis zu atmosphärischen Parts, Midtempo, Melodien, die einem schon nach dem ersten Hören so unbändig in ihren Bann schlagen, dass einem gar keine andere Möglichkeit mehr bleibt, als sich in hingebungsvoller Weise der Welt von Sear Bliss zu unterwerfen. All das wird von dem recht kurzen Instrumental "Ode To A Dying Star" unterbrochen.
Im ersten Song und bei "Shores Of Death" bekommt Sänger András Unterstützung vom zeitweiligen Front-Weirdos der Norweger Mayhem, namentlich Attila Csihar.
Damit dürfte wohl auch der letzte BM-Fan etwas anfangen können, wenn nicht: Setzen - sechs! Zumindest wenn es um Black Metal-Grundwissen geht.
Allerdings wäre das nicht unbedingt die einzige Verbindung zu den norwegischen Schwarzheimern. So mancher Gitarrenpart auf "Glory To Perdition" lässt auf die Anfang der Neunziger wegweisenden Mayhem schließen, allerdings nicht als billiger Rip-off, sondern als Fortsetzung des zu Beginn eingeschlagenen Weges.
Wirkliche Highlights hervorzuheben ist ein sehr schweres Unterfangen. Man sollte sich die Zeit nehmen und die CD am Stück genießen und nicht einzelne Songs für sich alleine hören, denn das wird dem Schaffen dieser Band nicht gerecht und es vermittelt auch ein falsches Bild von Sear Bliss, deren Lieder zwar ruhig beginnen können und zu so manchem Gewitter ausarten - und umgekehrt.
Wahre Epen sind Sear Bliss hier gelungen, die auch nicht vergessen, dass im Midtempo die wahre Boshaftigkeit am schönsten zur Geltung kommt, und die immer wieder durch die Posaune oder das Keyboard bereichert werden.
Hinausbegleitet aus der Welt Sear Bliss' wird man von einem weiteren, sehr kurzen Instrumental. Die CD läuft nun schon den ganzen Nachmittag und lässt mich immer wieder zur Play-Taste greifen, ein wirklich starkes Stück schwarzer Tonkunst.
Abgerundet wird diese, wie ich schon sagte, schwarze Perle der Ungarn von einem sehr stimmungsvollen Cover, so wie man es in der Vergangenheit von Sear Bliss schon gewohnt war, und einer wirklich guten Produktion, die die Waage aus Rumpeligkeit und Druck hält.
Wer also nach etwas ganz Besonderem sucht und Bands wie Negura Bunget oder die Slowenen Dekadent in sein schwarzes Herz geschlossen hat, der sollte sich schleunigst diese Wiederveröffentlichung aus dem Jahre 2004 ins heimische CD-Regal stellen.
Line-up:
András Nagy (bass, vocals, keyboard)
István Neubrandt (guitars)
Péter Kovács (guitars)
Zoltán Schönberger (drums)
Zoltán Pál (trombone)
Tracklist
01:Birth of Eternity
02:Reverie
03:Night Journey
04:Glory to Perdition
05:Two Worlds Collide
06:Ode to a Dying Star
07:Shores of Death
08:Dream Spectre
09:Blood Serenade
10:Lacus Somniorum
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