seedcake / Melancholia
Melancholia Spielzeit: 55:48
Medium: CD
Label: Timezone, 2010
Stil: Progessive Alternative Rock

Review vom 27.09.2010


Mike Kempf
Bekomme ich letztens von RockTimes-Chefin Ilka mit "Melancholia" die neue Platte von der für mich völlig unbekannten Band seedcake zugesandt. Beim Begutachten des Booklets, das sich sehr ausführlich und stilvoll präsentiert, freu ich mich diebisch, dass es sich hierbei um eine Band aus heimatlichen Gefilden handelt. Dadurch werden meine patriotischen Gefühle aktiviert, erst Recht wenn ich schon nach kurzem Checken erkenne, dass hier eine vielversprechende Band was zu reißen versucht! Ihre Biografie verrät erfolgreiche Tourneen in Polen, Finnland und Deutschland und ihre Diskografie liest sich auch nicht schlecht. Denn seit 2002 haben sie neben einigen Tonkonserven 2006 mit "Everything's Not Live" sogar eine DVD auf den Markt geschmissen. Ich verrate schon mal so viel: Das Teil werde ich mir besorgen!
Ausschlaggebend sind die zwölf Songs, die die Niedersächsische Kapelle für ihr neustes Werk produzierten und die ich eben mehrmals durch meine Lauscher gefiltert habe. In der Tat kommt der Opener "The Walls" ziemlich druckvoll aus den Boxen, besticht mit Progessive Rock made in Germany und setzt gleich positive Akzente! Folgendes "Slaves To The Sun" ist ein ganz starkes Teil und versprüht internationales Flair. Erstklassige Textvorträge Jan Hagerodts, abwechslungsreiche Rhythmen, ansprechende Stromgitarre, röhrendes Bassgezupfe und hammerharte Drums lassen mich Song Nummer zwei als Anspieltipp bewerten. "Anymore" ist ebenfalls eine starke Nummer mit tollen Keyboard-Einlagen und erinnert mich ein wenig an die Glanzzeit von Duran Duran. Es ist aber nur ein kurzer Vergleich, denn die Truppe demonstriert eindrucksvoll ihre eigene Handschrift! So darf sich z. B. Drummer Julian Walter bei "Dime Novel" vordergründig an den Fellen austoben und treibt seine musikalischen Mitstreiter gefühlvoll voran.
Apropos Gefühl: Sänger Hagerodt beweist das ganze Album, dass er nicht einfach drauflos zwitschert, sondern genau weiß, wie er seine Stimmbänder einzusetzen hat, damit diese beim Konsumenten wohlwollend haften bleiben. Klasse Jan! "Parallel Lines", "Pulse" und "Free" sind Songs, die keinerlei Verdauungsschwierigkeiten hervorrufen, sich mit hochwertiger Qualität angenehm ins Hirn reinfressen und sehr entspannend rüberkommen. Weitere Hörproben? Bitte schön! "Everything Must Go" und "Precious Time" heißen die Stücke, die durch erstklassige Gesangseinlagen, tolle Stromklampfensoli, druckvolle Drums und gekonnte Tastenelementen beeindrucken! Auch bei den restlichen Liedern bleiben sie ihrer Linie treu und bewegen sich ausschließlich in einer Mischung aus Progessive- und Alternative Rock. Warum auch nicht? Die Scheibe hat mich überzeugt und kann auch außerhalb Deutschlands für Furore sorgen.
Fazit: Die Chemie der Band stimmt, wirkt eingespielt und braucht den Vergleich mit internationalem Standard nicht scheuen. Hagerodt ist ein toller Sänger, der auch am Sechssaiter seine Qualitäten unter Beweis stellt. Die Walter-Brothers und Machel unterstützen ihren Frontmann sehr gut und sorgen für einen gesunden, begleitenden Klangteppich. Letztlich sollte der Konsument der Band eine Chance geben und zumindest mal reinhören. Ich denke, es werden einige Rockfans, so wie ich, überrascht sein, welch gute Rockmusik auch Jenseits der aktuellen Charts zu hören ist! Und vielleicht noch mehr, wenn man feststellt, dass der Vierer aus dem beschaulichen Göttingen stammt.
Line-up:
Jan Hagerodt (vocals, guitar)
Jürgen Machel (bass)
Fabian Walter (keyboards)
Julian Walter (drums)
Tracklist
01:The Walls
02:Slaves To The Sun
03:Anymore
04:Dime Novel
05:Parallel Lines
06:Pulse
07:Free
08:Everything Must Go
09:Precious Time
10:Shallow Life
11:Morphine Dream
12:Empty Frames
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