Seid / Among The Monster Flowers Again
Among The Monster Flowers Again Spielzeit: 48:55
Medium: CD
Label: Flight 13 Records, 2012
Stil: Space Rock, Psychedelic

Review vom 24.06.2012


Wolfgang Giese
Wir schreiben nicht die Jahre 1967 bis 1969, obwohl das, was ich hier höre, so klingen mag. Denn ich fühle mich sehr in meine Jugendzeit zurückversetzt, eine Zeit voller musikalischer Aufbruchstimmung... als Musik oft ein wirres Gemisch verschiedener Zutaten war. Question Mark & The Mysterians hatten seinerzeit einen Hit, "96 Tears" - gleich in der kurzen Einleitungssequenz von "The Monster Flowers" erinnere ich mich daran. Die Brücke ist gebaut für den Trip zurück. Aber vieles mehr fällt mir spontan ein: ganz frühe Pink Floyd, die Seeds, ein wenig Hawkwind und so weiter und so fort.
Mit kräftig bellendem Gesang startet der "Fire Song", der auch instrumental heftiger zur Sache geht und schon fast Assoziationen Blue Cheer an weckt.
"Among The Monster Flowers Again" erschien bereits im Jahre 2002 als CD und ist nun als eine auf fünfhundert Stück limitierte LP-Ausgabe mit 180g Vinyl wiederveröffentlicht worden. Seid ist eine Band aus Arendal/Trondheim in Norwegen und allgemein wird dieses Album als Meisterwerk gehandelt, wenn man so manchen Ausführungen glauben will. Nun, ich bin da ja stets skeptisch, was die Rekonstruktion jener Musik betrifft, mit der ich auch groß geworden bin. Die Mitglieder formierten sich in den Neunzigern und starteten von Beginn an mit diesem Mix aus Psychedelia, Space Rock und Prog.
Unbenommen dessen, woher sie auch überall ihren Stil zusammen suchten: Es ist meines Erachtens durchaus gelungen, so etwas wie einen besonderen Sound zu schaffen. Wabernde Keyboards, donnernde und scheppernd-schrammelnde Gitarren mit teils harten Drums bestimmen ein Klangbild, über dem der Gesang abgehoben dahinschwebt. Dieses Schwebende ist es, was ich grundsätzlich in der Musik liebe - wenn sich Musiker von festen Schemata und Formen lösen und in Sphären treiben, die von Improvisation bestimmt werden. "The Tale Of The King On The Hill" zum Beispiel könnte für mich noch lange weitergeführt werden, ein feines Stück! Bei Track Nummer drei ist es bei Minute 2:58, wenn sich Klezmer-Elemente mit Klarinette einfügen, die Flöte sehr orientalisch erklingt, ein luftig leichter Trip mit elektronischer Beigabe, ein sehr interessanter "Jellyfish"! "Red Planet", ich vernehme Syd Barrett zu seinen Pink Floyd-Zeiten, recht quirlig durch Gitarren und Schlagzeug vorangetrieben
Ansonsten werden sämtliche Klischees auf das Beste bedient: billige und zirpende Synthie-Sounds neben Klängen von Sitar, Mellotron und diversen Blasinstrumenten - letztlich ist für mich jedoch entscheidend, was dabei heraus gekommen ist. Den letzten Song mag ich hierbei jedoch am wenigsten - er ist mir zu 'durcheinander'. Es wird sogar kurz Griegs "In The Hall Of The Mountain King" zitiert. Ich halte mich da lieber an "Jellyfish", "The Tale Of The King Of The Hill" oder "King Leon", das 'floydiger' ist und für mich sogar Elemente aus dem Jazz Rock hörbar werden lässt.
Bis auf den letzten Song empfinde ich die Musik der Platte als durchgehend positiv und angenehm im Fluss - sie kann mich durchaus packen. Aus meiner Sicht sicher kein Meisterwerk, das neue Wege aufzeigt - vielmehr ein Werk, das bisher Dagewesenes zusammengefasst darstellt und um aktuelle Formen erweitert hat. Qualitativ landet deshalb "Among The Monster Flowers Again" für mich im oberen Drittel einer gedachten Skala.
Line-up:
Burt Rocket (bass, vox, percussion, Roland Space Echo, guitar, sitar, Minikorg 700s, Korg MS 10 & MS 20, oscar, russion psynth, mellotron, Solina String Ensemble, vox continental, Wurlitzer 200a)
Jørgen Kosmos (guitars, vox, fishfinder, wino-perc duelling, bass, banjo, sitar, vox continental, Korg MS 20)
Cpt. Laizer (drums, russion psynth, mellotron)
Janis (guitars, lap-steel, percussion, drums)
Organ Morgan (Hammond organ, Farfisa compact, Rhodes, piano, Yamaha CS5, Korg MS 20)
Micke Moog (mellotron, harpsicord, vox continental, psynthesizers)
Ernie Chung (lap steel magic, wino-perc duelling)
The Lasaruus Bros. (euphonium, mellophon, horns)
Bjørn Hagelund (theremin)
Eyvin Yri (bass clarinet, clarinet and kaval)
Tracklist
01:The Monster Flowers (1:25)
02:Fire Song (3:13)
03:Jellyfish (4:02)
04:King Leon (6:45)
05:5/4 (8:07)
06:Lois Loona (4:22)
07:The Tale Of The King On The Hill (6:27)
08:Red Planet (2:31)
09:Sleep (8:31)
10:Among The Monster Flowers... Again (3:32)
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