Semistereo / Same
Semistereo Spielzeit: 65:34
Medium: CD
Label: Eigenvertrieb, 2012
Stil: Progressive Rock

Review vom 14.04.2012


Holger Ott
Unser orangefarbenes Nachbarland hat außer Käse und Tulpen ab und zu auch mal eine gute Band zu bieten. Leider liegen die Zeiten, in denen Musiker wie Herman Brood oder Golden Earring ihre Hochkonjunktur hatten, enorm weit zurück. Seitdem kam eigentlich nichts Aufregendes mehr aus Holland, und auch der neue Hoffnungsschimmer im Prog Rock-Bereich namens Semistereo verblasst während der Hörprobe seiner gleichnamigen CD relativ schnell. Natürlich befinden sich unter den zehn Tracks auch bescheidene Ausnahmen, die mich für Momente des Glücks aufhorchen lassen, aber schon bei den darauffolgenden Titeln verblühen diese Momente ebenso schnell, wie die Tulpen auf dem Keukenhof.
Mit einem Schnellschuss legt das Quintett im Eröffnungssong "Propane Driven Anxiety" los, und ich habe das Gefühl, dass es hoffentlich so weiter geht. Leider wirft mich Sänger Martijn Weyburg mit seiner monotonen und nervenden Stimme weit zurück. Die Musik ist durchaus gut und steigert sich im ersten Stück zunehmend, aber der Gesang kann leider nichts reißen. Dieser rote Faden zieht sich durch die komplette CD. Auch der zweite Song "Dark Half" ist recht angenehm. Alles beginnt und endet sehr ruhig, und wenn die Vokaleinlage deutlich ausdrucksstärker wäre, würde der Track auch besser rüber kommen. Aber so zieht der Gesang wieder alles runter. "Mr. Mouse" lehnt sich stark an die früheren Genesis mit Peter Gabriel am Mic an, kann aber erneut nur durch die Musik punkten. Anfangs klingen die Gitarren etwas chaotisch, fangen sich aber wieder und ab dem Moment, in dem der Song allgemein ruhiger wird, steigt auch dessen Qualität. Track Nummer vier bietet das gleiche Schauspiel. Das Stück ist sehr wechselhaft von ruhig bis schnell, untermalt von sehr schönen Gitarren, aber gespickt mit nervendem Gesang.

Der einzige wahre Lichtblick der CD "Semistereo" ist "Something From Out Of Nowhere". Hier stimmt endlich einmal alles. Geschmeidiger Anfang eines ruhigen Songs, mit angenehmem Gesang und schönen Instrumentalteilen. Die beste Nummer der CD. Von nun an geht es ebenso steil bergab, wie die Band den Gipfel erklommen hat. Nervende Gesänge zerstören fast jeden Titel. Da hilft es auch nicht, dass sich der Rest der Band richtig ins Zeug legt. Wäre die gesamte CD ein Instrumental geworden, wie bei "Panic Plaza", so hätte die Band eine deutlich bessere Note von mir erhalten. Zwischenzeitlich, bei "The Desired Status" und bei "Funny Faces" schießen mir solche Gedanken wie 'Mist' und 'Schrott' durch den Kopf, aber ich will mal nicht ganz so vernichtend sein. Tiefpunkt der Scheibe ist der Abschluss "Crawling Towards Tomorrow", von dessen fast zehn Minuten Laufzeit das Finale in endlos lange Stille entschwindet, bis hin zu totalem Nichts. Läuft die CD überhaupt noch, frage ich mich nach dreißig Sekunden, und schalte das Teil enttäuscht aus. Das war wohl nichts, und für nichts bekommt man auch nichts, jedenfalls von mir nur ein freundliches 'Nein Danke, meine Herren Semistereo'.
Line-up:
Martijn Weyburg (vocals, guitar)
Frank Weijers (guitar)
Ron Broekhuizen (bass)
Marcel van de Graaf (drums)
Almar Aubel (keyboards)
Tracklist
01:Propane Driven Anxiety
02:Dark Half
03:Mr. Mouse
04:A Graceful Shutdown
05:Something From Out Of Nowhere
06:Monster
07:Panic Plaza
08:The Desired Status
09:Funny Faces
10:Crawling Towards Tomorrow
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