Sepultura / A-Lex
A-Lex Spielzeit: 54:22
Medium: CD
Label: SPV, 2009
Stil: Modern Thrash Metal

Review vom 22.01.2009


Dion Kass
Es ist wohl das von den Sepultura-Fans am meisten erwartete Werk, seit dem '98 Album "Against", auf welchem erstmals nicht mehr Gründungsmitglied und charismatischer Frontmann Max Cavalera zu hören war. Wie geht es jetzt weiter mit Sepultura, nachdem nun auch der zweite Cavalera ausgestiegen ist? Kann die klaffende Lücke am Schlagzeug adäquat geschlossen werden? Kann der neue Silberling "A-Lex" das wieder erstarkte Niveau des Vorgängers "Dante XXI" halten? Hat Andreas Kisser überhaupt noch das Recht, seine Band Sepultura nennen zu dürfen? Das sind wohl die Fragen, die den geneigten Fan bewegen.
Gleich vorweg zur Beruhigung: Wer "Dante XXI" mochte, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch gut mit "A-Lex" klarkommen. Das 18 Stücke starke Nachfolgewerk hat sich wieder, ebenso wie sein Vorgänger, ein interessantes Konzept zu eigen gemacht, indem es die vertonte Fassung der Buchvorlage "A Clockwork Orange" darstellt. Allerdings muss man sich auf viele Stückelungen gefasst machen. Die Songs dauern im Schnitt nur um die 2-3 Minuten, allein die beiden Lieder "Sadistic Values" und "Ludwig Van" knacken die 5-Minuten-Marke. Zudem sind mit den von eins bis vier nummerierten "A-Lex"-Teilen auch noch vier Tracks mit Intro-Charakter enthalten, welche also quasi nur zur Überleitung vorhanden sind.
Musikalisch ist hingegen alles weitestgehend top. Die Band bietet eine gesunde Mischung aus ihrem etabliertem moderneren Thrash Metal, mit ein paar Anleihen an alte "Roots"-Zeiten in Form von kurzen Tribal-Parts und Sprechgesängen (z.B. in "Filthy Rot"). Fans der Prä-"Chaos A.D."-Zeit, als Sepultura noch wesentlich rauer war und Death Metal gespielt hat, haben die Band eh schon vor langer, langer Zeit abgeschrieben und werden sicher auch mit diesem Album nicht zurückkehren. Laut eigener Aussage wurde das Album in Rekordzeit, innerhalb vieler Jams und in drei Monaten, zusammengeschustert, was man ihm definitiv nicht anhört. Der Produktions-Standard ist hoch und gelungen. Die Songs an sich wirken trotz ihrer kurzen Spielzeit sehr geschlossen. Das Konzept wurde zwar nur ansatzweise überzeugend umgesetzt, was aber nicht sonderlich stark ins Gewicht fällt.
Kommen wir nun zur neuen Besetzung. Gründungsmitglied Paul Xisto Jr. und der schon seit langem aktive Andreas Kisser dürften allseits bekannt sein. Auch der Max Cavalera-Nachfolger Derrick Green hat sich, von den Fans manchmal nicht ganz akzeptiert, in der Band eingelebt. Doch kann der erst vor kurzem eingestiegene Jean Dollabella die riesigen Fußstapfen eines Igor Cavalera an den Drums füllen? Zumindest fast. Das charakteristische Spiel seines Vorgängers versucht er dankenswerterweise größtenteils nicht zu kopieren, was auch ehrlich gesagt ziemlich peinlich gewesen wäre. Dafür kann Herr Dollabella einigermaßen technisch mithalten. Große Ausbrüche gibt es zwar nicht, aber zumindest ist 'Der Neue’ ein guter Standard-Drummer.
Viel mehr lässt sich nicht sagen. Die Fans kaufen das Album so oder so, nachdem endlich die durchwachsenen "Nations"-Zeiten vorbei sind. Alle, die auf gut gemachten modernen Metal stehen und den ein oder anderen Füller verzeihen können ("Ludwig Van" hätte man sich z.B. schenken können), dürfen auch zugreifen. Interessant wär nun zu wissen, ob Metal-Fans, die die Konzept-Vorlage "A Clockwork Orange" gut finden, auch Gefallen an der Scheibe haben könnten. In meinen Ohren kann das Album die Stimmung des Buches und auch die Stimmung der Stanley Kubrick-Verfilmung nicht ganz einfangen. Sepultura klingen zwar agressiv, was oberflächlich die Brutalität der Geschichte beschreibt, schaffen es aber nicht, die thematischen Untertöne über die Selbstbestimmung des Handelns eines Menschens anzureißen. Diese Einschätzung ist zwar sehr subjektiv, dennoch können die Meisten die etwas plumpe Art, mit der an das Thema ran gegangen wurde, sicher nicht abstreiten.
Aber was solls? Empfehlenswert ist das Album letztendlich trotzdem, auch wenn es in Zukunft nicht DER Klassiker der Diskografie sein wird.
Line-up:
Andreas Kisser (guitars)
Derrick Green (vocals)
Paulo Jr. (bass)
Jean Dollabella (drums)
Tracklist
01:A-Lex I
02:Moloko Mesto
03:Filthy Rot
04:We've Lost You
05:What I Do
06:A-Lex II
07:The Treatment
08:Metamorphosis
09:Sadistic Values
10:Forceful Behavior
11:Conform
12:A-Lex III
13:The Experiment
14:Strike
15:Enough Said
16:Ludwig Van
17:A-Lex IV
18:Paradox
Externe Links: