Immer wieder tauchen neue Alben auf, die als Anwärter für ein 'Pop-Album' des Jahres gelten können. Nicht alle erfüllen letztlich auch diesen Anspruch. Hier sieht es anders aus.
Hinter dieser Platte steht ein altgedienter Musiker und Komponist.
Der 1960 in Connecticut geborene Swirsky war ab den 80er Jahren vorwiegend als Songwriter tätig. Aus seiner Feder stammen unter anderem "Tell It To My Heart" ( Taylor Dayne). "Love Is A Beautiful Thing" ( Al Green) oder "Instant Pleasure" ( Rufus Wainwright). Zusammen mit Mike Ruekberg firmierte er als The Red Button. Diese Formation brachte 2007 eine wunderschöne Retro-Scheibe heraus: She's About To Cross My Mind. Doch nun zu dieser Platte.
Klare Sache - nach einigen Liedern hört man, welche Musiker Pate standen. Das sind eindeutige Hinweise auf die Beatles und Brian Wilson.
Kurze prägnante Songs mit teilweise überbordenden Arrangement zeigen, wohin die Reise geht. Nämlich ins Wunderland der Popmusik, in eine Zeit, als alles noch unkomplizierter erschien, eine Stimmung von Frieden, Sommer, Unbeschwertheit vermittelnd. Unterhaltsame Nostalgie also, aber keine platten Plagiate.
Akustische Gitarre und Gesang, bis sich die Pedal Steel und die Rhythm Section dazugesellen, und plötzlich Streicher sowie ein Bläsersatz, den ich schon einmal bei den Beatles gehört habe, dann pfeift Swirsky ein Liedchen. In dieser kurzen Zeit passiert schon so unheimlich viel, ohne dass der Song nun überlastet wäre im Arrangement.
Das ist im Grunde genommen die Richtung, wie sie weitergeführt wird, 18 Titel in gut 43 Minuten, und viel 'Gute-Laune'-Atmosphäre. "She's Got The Summer In Her Hair", so der Auftakt zum nächsten Titel, dann ein Rhythmus und ein Rhythmuswechsel, ganz klar schon wieder in Richtung der Pilzköpfe angesiedelt, etwa zur Zeit "Sergeant Pepper's". Im gleichen Stück wird nahtlos Musik integriert, wie man sie bei "Pet Sounds" der Beach Boys finden könnte. Spuren von anderen Künstlern der 60er lassen sich erkennen: Da schwillt plötzlich ein Mellotron aus dem Hintergrund und wieder meint man, mitten in den "Good Vibrations" der Beach Boys zu stecken, auch Harry Nilsson lässt ab und an grüßen. Ihm ist dann auch wohl "(I Never Knew You) Harry" gewidmet.
Ach ja, auf "Song For Heather" klingen die Rolling Stones
durch, ich meine auch die Small Faces vernommen zu haben.
Je öfter man die Platte hört, desto mehr versteckte Zitate wird man entdecken. Wie in einem Selbstbedienungsladen präsentiert uns der Künstler ein reichhaltiges Warenangebot, das aber trotz der Zuhilfenahme vergangener Klänge die Persönlichkeit des Musikers in den Vordergrund stellt. Das klingt nicht wie z. B. eine Persiflage auf die Liverpooler, wie man sie von den Rutles kennt, das ist ganz einfach eine weitere feine Nuance bester Popmusik, da klingt nichts altbacken, modern ist das mit Sicherheit.
Ach, was soll ich noch weiterhin die Stimmung beschreiben, ich kann nur empfehlen, sich auf diesen Trip in die Vergangenheit einzulassen und die Musik einfach unbeschwert genießen. Ohne Vergleiche, ohne 'Wenn und Aber', das sind klassisch konstruierte Popsongs mit hervorragenden Arrangements. Bunt wie die Palette der Wasserfarben, mit der das Cover gestaltet wurde, und unkompliziert wie das dargestellte Strandleben.
"Red Is The Color Of The Daffodil Layin' On The Windowsill", so klingt es à la Donovan in "Sand Dollar", und schon wieder ein Querverweis! Noch einmal klarer Beach Boys-Sound auf "She's Doing Fine", bis sich der Abschied ("Amen") mit akustischer Gitarre und Gesang gestaltet.
Das hatten wir doch schon einmal, genau, ähnlich geht es weiter wie im allerersten Titel, der Kreis scheint geschlossen.
Line-up:
Seth Swirsky (vocals, guitars)
Rick Gallego (bass, sitar, guitar)
Probyn Gregory (french horn)
Nelson Bragg (drums, percussion)
Tracklist |
01:Watercolor Day
02:Summer In Her Hair
03:I'm Just Sayin' (Prelude)
04:Matchbook Cover
05:Song For Heather
06:Distracted
07:Movie Set
08:(I Never Knew You) Harry
09:Fading Again
10:Living Room
11:4 O'Clock Sun
12:Big Mistake
13:Sand Dollar
14:Twenty Minutes To Myself
15:Stay
16:She's Doing Fine
17:I'm Just Sayin'
18:Amen
(All songs by Seth Swirsky, except #18 by Seth Swirsky/Rick Gallego)
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