Seven Impale / City Of The Sun
City Of The Sun Spielzeit: 45:38
Medium: CD
Label: Karisma Records, 2014
Stil: Prog Rock

Review vom 09.10.2014


Wolfgang Giese
Musik aus Norwegen - dies ist das Debütalbum (nach einer EP) der als Prog-Rocker geführten Band Seven Impale, doch tatsächlich wird ein Sack voller Überraschungen aufgemacht. Ich greife einmal hinein und hole diese Zutaten heraus: Prog Rock, Heavy Metal, Jazz Rock, Avantgarde. Durch den Einsatz des Saxofons wird man unweigerlich an die Musik von Van Der Graaf Generator erinnert, aber in diese Richtung geht es dann doch nicht. Denn auch King Crimson oder ein wenig Jaga Jazzist fallen mir ein - Freunde dieser Bands könnten interessiert sein.
Wie auch immer - und so bleibt es mir kleben - ist das Saxofon letztlich recht dominant und das für den Sound mitbestimmende Instrument. Zum Beispiel auf "Windshears" legt Benjamin Mekki Widerøe ein Solo vor, das Spuren verschiedener Jazzmusiker und deren Spielweisen aufweist. Auch die modale Spielweise von John Coltrane scheint offensichtlich einige wenige Spuren hinterlassen zu haben. Doch wenn das Solo vorbei ist, regieren wieder 'die mit der Faust gespielten Gitarren'. Mächtiger Druck lenkt den bisher dezent swingenden Song kurzzeitig in eine andere Richtung, bevor die verspielt wirkende Stimmung wieder aufgenommen wird. Überhaupt ist angenehm auffällig, dass Sax, Gitarren und Keyboards oft unisono agieren und somit eine 'Wall of Sound' produzieren, der satt auf den Solarplexus einwirkt. "Eschaton Horo" - das sind zappa-eske Momente, plötzliche Rhythmuswechsel, stakkatohaft wirkende Passagen, die Unruhe in die ansonsten gepflegte Atmosphäre bringen, ständig findet Veränderung statt. Mit noch mehr Unruhe startet "Extraction", bis es in eine vor sich hin schleppende Stimmung überleitet.
Zum Schluss dann erneut die geballte Ladung Musik mit gut vierzehn Minuten Länge. Alle Musiker kommen so noch einmal zu Wort und auch der Bass darf mal beherzt in voller Kraft brummen. Das Saxofon ergeht sich in wilden Eruptionen. Passagen erhöhter Dissonanz paaren sich mit Ruhe und Gelassenheit mit perligen Keyboardsprenkeln und immer wieder finden sich diese stakkatohaften Elemente dazwischen, die wild wirbelnd für Hektik sorgen. Beim großen Finale, ab etwa zwölf Minuten scheint sich die Band formiert zu haben, bis es dann doch noch einen kurzen Ausbruch zum Ausklang gibt.
Stian Økland wirkt sehr engagiert und mitunter singt er die Zeilen opernhaft aus, ohne allerdings die Kraft eines derart geschulten Sängers zu erreichen. In der Tonlage findet er sich gelegentlich in Gesellschaft von Sting.
Vorwiegend ist dies eine Platte für Proggies - allen vorweg dürften sich die Liebhaber der Musik von King Crimson angesprochen fühlen. Doch auch aufgeschlossene Hörer anderer Richtungen sollten durchaus beide Ohren riskieren. Gerade Liebhaber von Rock-Jazz könnten ein wenig auf ihre Kosten kommen, wenngleich Seven Impales Musik vorwiegend nicht unbedingt von Improvisation lebt, sondern eher von dichtem Ensemblespiel mit kurzen Ausschmückungen der einzelnen Instrumente, sei es ein kurzes fließendes Orgelsolo oder verspielte Gitarreneinsätze. Nur das Saxofon darf gelegentlich etwas länger.
Aus meiner Sicht ist das feiner Prog, jedoch nicht dem Mainstream des Genres zuzurechnen. Mit eigenen Ideen und verspielten Variationen des Themas verstehen es die Norweger, guten frischen Nordwind in die manchmal schon eingeschlafen wirkende Szene zu blasen.
Line-up:
Stian Økland (vocals, guitars)
Erlend Vottvik Olsen (guitar)
Tormod Fosso (bass)
Håkon Vinje (keyboards)
Fredrik Mekki Widerøe (drums)
Benjamin Mekki Widerøe (saxophone)
Tracklist
01:Oh, My Gravity! (9:49)
02:Windshears (6:32)
03:Eschaton Horo (8:29)
04:Extraction (6:34)
05:God Left Us For A Black-Dressed Woman (14:12)
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