Das kroatische Trio Seven That Spells widmet sich in einer Trilogie dem Tod und der Wiederauferstehung des Rock, am Beispiel des Krautrocks. Der Plot spielt im 23. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der Rockmusik nach tragischen Entwicklungen mausetot ist und die zeitgenössische Musik nur noch fade wie ein Furz daherkommt. Seven That Spells greifen beherzt in das Rad der Geschichte und lassen den Rock auferstehen, mächtiger als jemals zuvor.
Mit "The Death And Resurrection Of Krautrock: IO" präsentieren die 'Krawatten' nun den zweiten Teil der Trilogie, nachdem sie vor drei Jahren mit "The....Krautrock: AUM" den Grundstein gelegt hatten.
Es ist nun natürlich alles andere als einfach, ohne Kenntnis des ersten Aktes gleich in den zweiten einzusteigen. Deshalb sitzt man nach dieser guten Dreiviertelstunde erstmal fassungslos vor den Boxen und versucht mühsam, die ersten Höreindrücke zu sortieren, zu verstehen, warum gut zwölf Minuten Intro und Outro - Fingerübungen gleich - monoton auf ein und demselben Thema herumzwiebeln.
Mir persönlich hätte da ein begleitender Text im Booklet weitergeholfen, aber Seven That Spells wollten wahrscheinlich, dass in jedes Hörers Kopf eine völlig individuelle Geschichte entspringt und abgespult wird. Und tatsächlich: Mit jedem Durchlauf öffnet sich diese spröde, wahnsinnig sperrige Musik ein kleines Stückchen mehr...
Mit 'Krautrock' - im herkömmlichen Sinn jedenfalls - hat "The Death And Resurrection Of Krautrock: IO" erstmal wenig zu tun. Das Album scheint eher wie die Quintessenz dessen zu sein, was von diesem Stil auf dem Balkan angekommen ist, und wird mit sehr vielen Ethno-Elementen angereichert serviert, wie einem eigentümlichen Kehlkopfgesang, der sich aber signifikant von der mongolischen Variante unterscheidet.
Neben diesen Einflüssen aus der Balkankultur, die sich u. a. in ziemlich orientalisch klingenden Melodien manifestieren, sind es gewaltige Ladungen Psychedelic Rock (der härteren Gangart), die Seven That Spells' Stil prägen. Dazu gesellt sich eine gehörige Portion Stoner Rock ebenso, wie gelegentlich sogar meditativ-doomige und spacige Klänge. Diese Melange klingt nicht nur völlig ungewöhnlich, sondern sogar mystisch, okkult, metaphysisch...
In Unkenntnis der Vorgeschichte in Gestalt von "....: AUM" muss ich bei der thematischen Einordnung von "The Death And Resurrection Of Krautrock: IO" ins Spekulative abgleiten. Nach Adam Rübezahl wäre jedenfalls zu vermuten, dass der erste Teil sich mit dem trostlosen Ist-Zustand beschäftigt und mittels meditativer Kräfte (wozu das 'AUM' passen würde) in einen neuen Bewusstseinszustand - und damit wären wir bei "....: IO" - mündet, der ein 'Erwachen' ermöglicht. Die Vitalität der Liebe, symbolisiert durch Zeus' Geliebte ("Io"), und die reinigende Kraft des Feuers ("Burning Blood") scheinen bei dieser Transformation eine gewichtige Rolle zu spielen...
Wohlgemerkt: Das sind - mangels bandeigener Informationen - meine eigenen, spekulativen Eindrücke, die natürlich von den eigentlichen Intentionen abweichen können. Vielleicht kommst Du, werter Leser, beim Hören von "The Death And Resurrection Of Krautrock: IO" zu völlig anderen Schlüssen!?!
Seven That Spells servieren hier jedenfalls eine harte Nuss, die erstmal von jedem einzelnen, ohne die Gewissheit über den Inhalt, geknackt werden muss. Prognose: Man wird das Album lieben oder hassen... andere Konstellationen erscheinen (mir) zunächst nur schwer vorstellbar.
Line-up:
Jeremy White (vocals, bass)
Niko Potončjak (guitars)
Nikola Babić (drums)
Additional Musicians:
Albin Julius (synthesizer, Hammond, kazoo)
Nikola Urošević (throat singing)
Tracklist |
01:In II (5:44)
02:Io (18:28)
03:One (2:09)
04:Burning Blood (14:05)
05:Out II (6:47)
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