Roher, schmutziger, dreckiger Hard Rock made in New York City, gleichbedeutend mit der Musik von Sex Slaves. Der erste Durchlauf ihrer aktuellen Scheibe "Call Of The Wild" bestätigt meinen anfänglichen Verdacht, dass die drei US-Boys mit softem Geplänkel nichts, aber auch rein gar nichts anfangen können. Selbst ihr Schlussakt "I Got Drunk", ein schönes Blues-Teil, wirkt rau und ungeschliffen.
Die Band hat auf den Straßen der US-Metropole quasi bei Null angefangen, hat viel riskiert und ist gar auf eigene Kosten nach Europa gedüst, um auf Tournee zu gehen. Selbst die drei vorherigen Alben haben sie ohne fremde Hilfe produziert. Irgendwie auch logisch, denn wie heißt es so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dass Trio lässt anfänglich für knapp zweieinhalb Minuten ihren Opener "W.T.F.R.U" vom Stapel , löst sofort alle Bremsen und lässt das Teil allerheftigst aufs Hirn des Konsumenten prasseln. Rein musikalisch, vor allem der Text, der für mein Empfinden mit ein bisserl viel »Who The Fuck Are You? We're The Sex Slaves« zu glänzen versucht, darf man keine Wunderdinge erwarten. Das gilt auch für die instrumentalen Einlagen. Es ist zweifelsohne ihre Präsens, ihre ungeheure Dynamik, ihr rotzfreches Vortragen der Songs, die dem hart gesottenen Musikfreund durchaus gefallen kann und vermutlich auch wird.
"My Black Heart" und "I Wanna Kill You" haben sie mit einprägsamen Rhythmen garniert, die die Lieder, an ihrem Maßstab gemessen, fast schon als Soft Rock durchgehen lassen. Wer nun denkt, man könne es sich fortan im Schaukelstuhl gemütlich machen, der wird beim anschließenden "Sik Fik" aus allen Träumen gerissen. Herzpatienten, Heulsusen, Weicheier, oder Musikfreunde mit leichtem Hang zu Depressionen sollten sich vorab sicherheitshalber eine Infusion Marihuana gönnen, damit sie das Teil unbeschadet überstehen.
Doch bei der Kapelle ist es genauso wie nach einem schweren Gewitter, anschließend legt sich der Sturm und es lugt sogar die Sonne hervor. So könnte man die Übergänge bis zu "Get In Line" beschreiben. Das Stück wirkt richtig bluesig, geht als glatter Weichspüler durch. Trotzdem, der Sound spiegelt sich ungehobelt, schroff und ehrlich wider. Es wird auf jegliche Effekthascherei verzichtet, was ich positiv bewerte. Als Produzenten konnte die Band Ulrich Wild gewinnen, der sich vor allem in Los Angeles einen respektablen Namen geschaffen hat, wenn es darum geht, härtere Scheiben zu produzieren.
Mein persönliches Highlight ist der Finaltrack "I Got Drunk". Dieser Song bricht regelrecht aus, kommt recht lässig, bluesig rüber, entspricht eigentlich gar nicht ihrem Genre und turnt mich, wahrscheinlich gerade deswegen, am meisten an.
Welche Eindrücke habe ich letztlich gewonnen? Sex Slaves ist durchaus ein abwechslungsreiches Rock-Album gelungen, das sich keiner Standardnorm unterwerfen möchte. Dabei haben sie sich mehrerer Stilarten bedient. Neben reichlich Hard Rock noch etwas Punk, Metal und ein wenig Indie. Für Fans, die es lieben, mit ungeschönten, rotzfrechem Rock konfrontiert zu werden, ist die Platte sicherlich eine Bereicherung. Diejenigen, die mehr auf anspruchsvolle Songs stehen, sollten sich unbedingt vorher ein paar Hörproben gönnen, damit es kein böses Erwachen gibt.
Line-up:
Eric13 (vocals, guitar)
Del Cheetah (vocals, bass)
J / Bomb (drums)
Tracklist |
01:W.T.F.R.U.
02:Lose That Dress
03:Burning Bridges
04:My Black Heart
05:I Wanna Kill You
06:Sick Fuck
07:Call Of The Wild
08:Get In Line
09:Rock & Roll Band
10:Let's Make Out
11:I Swear
12:Cool Ride
13:I Got Drunk
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