Ach, ich freue mich immer, wenn ich neue Musik vom Fünften Kontinent auf den Tisch bekomme, denn in der Regel sorgt das für helle Begeisterung im Hause des Rezensenten. Das französische Label Bad Reputation hat mal wieder einen Deal perfekt gemacht und das Melbourner Trio Shadowqueen unterschreiben lassen. Diese Dame, Robbi Zana an Bass, Piano und Mikro, und ihre zwei Herren, Si Hopman an der Gitarre sowie Alex Deegan am Schlagzeug, sind seit 2009 gemeinsam unter dem Banner der Schattenkönigin unterwegs. Die beiden Erstgenannten konnten zu der Zeit allerdings schon auf eine lange Reihe gemeinsamer Live-Shows zurückblicken, es war also nicht unbedingt ein Sprung ins kalte Wasser. Das Trio war seinerzeit ausgezogen, eine Mischung aus melodischem Pop (so weit die offizielle Info) und riffgeladenem Rock'n'Roll zu kreieren. Hört man allerdings in das nun vorliegende Debütalbum "Don't Tell" rein, und sei es auch nur für einen kurzen orientierenden Spin, so muss man den Akzent ganz klar auf den Satzteil mit dem Rock'n'Roll setzen.
Allein der Opener "Best Of Me" bietet wenig Spielraum für Fragen: Da haut die Band ein kerniges Riff aus den Speakern und die Frontfrau lässt dazu ihre imposante Röhre wirken. Und das geht ohne Unterlass direkt in den Titelsong "Don't Tell" über, der einige Assoziationen an
Frau Pesch und weitere Hard Rock-/Metal-Ladies weckt. Cool gemacht, feine Gitarrenarbeit mit Platz für kleine Soli neben dem schweren Riffing. Unterstützend bedienen die Musiker Tieftöner und Trommeln, so dass wir es im Resultat mit wirklich kraftvollem und hartem Rock zu tun haben, ein wenig roh und dreckig wie weiland
Enid, Kim, Kelly und Denise
und doch nicht, ohne auch in Teilen eine gewisse Ladung 'Melodiösität' zu besitzen. Frontfrau
Robbi gibt die rotzige Rockerin und weiß dennoch, eine gehörige Portion Variabilität an den Tag zu legen. Einerseits haut sie dir in Nieten-und-Leder-Manier den Refrain von "What You Want" um die Ohren, andererseits vermag sie, das Piano in seichte Stimmung zu versetzen, wie bei "Prelude To Silence". Und erwartungsgemäß sollte auf das Präludium dann die Stille folgen, aber falsch gedacht. Zwar heißt der Track "Silence", jedoch straft das allein einführende schwere Riff alle Erwartungen Lügen. Auch der anfängliche Eindruck, bei "Karma" (Anspieltipp) handele es sich um eine seichte Ballade, wird schnell in Schutt und Asche gelegt. Zwar beginnen die Aussies mit gemäßigten Tönen, zu denen
Robbi ihren Stimmbändern sanfte Worte entlockt, aber dann schlagen sie wieder riffgeladen à la
Tony Iommi zu.
Fast zu schnell sind die gerade mal knapp vierzig Minuten rum: Nach "Karma" folgt ein ebenso heavy ausgelegtes "Bruised" (zweiter Tipp), das mit energiegeladener Gitarrenarbeit als Weckruf zu dem direkt danach kommenden "Wake Up" dient. Beide zusammen lassen auf jeden Fall keinen Hörer einschlafen. "Paint Your Face" ist etwas 'weniger' heavy und dafür darf Robbi noch einmal mit heller Stimme auftrumpfen. Und schwupps, schon hat uns der Rausschmeißer "Get Off" bei den Hörnern gepackt, allein ich möchte noch gar nicht aufhören. So bleibt mir nur, die Taste mit dem Repeat-Zeichen zu drücken, denn ich bin mit diesem australischen Riff-Rock noch lange nicht fertig. Das ist ein sehr cooles Debüt! Von wegen Pop Rock…