Ich gebe zu, ich bin manchmal ein wenig voreingenommen und das ganz besonders, wenn ich die Begriffe 'Symphonic Power Metal', 'Debüt-EP' und 'Eigenproduktion' miteinander kombiniert höre oder lese. Allzu oft ist da schon kaum mehr als ein 'nice try' herausgekommen und die Stapel mit derartigen Ergüssen werden leider nicht kleiner. In unserem vorliegenden Fall, der Band Shadowrise, musste ich allerdings meine Ressentiments ganz schnell über Bord werfen - und dazu brauchte es noch nicht einmal einen kompletten Spin im CD-Player.
Shadowrise kommen aus dem schönen Eindhoven, der niederländischen Metal-Hauptstadt. Und wenn man da herkommt, dann bekommt man satt Gelegenheit, bei anderen kleinen und großen Bands abzugucken, wie man es machen sollte und wie besser nicht. Unsere Kollegen hier haben ihre Hausaufgaben auf jeden Fall extrem gut gemacht und ein kleines silbernes Scheibchen produziert, das sich deutlich vom Einheitsbrei abhebt. Nicht nur, dass die vier Jungs ihre Instrumente beherrschen, sie haben auch mit Laura Guldemond eine äußerst fähige Frontfrau, die mehr als nur mal so ein bisschen nach der Schule rumträllert. So wurde sie u. a. von Arjen Lucassen für seine "Theater Equation" in den Chor von Ayreon geholt - was ja mal durchaus was heißen soll - und mit ihrem Landsmann Robby Valentine hat sie ebenfalls schon gearbeitet.
Das Quintett fühlt sich zwar von Bands wie z. B. Symphony X oder Wintersun inspiriert, aber dabei bleibt es dann auch, denn die Truppe schaffte es bislang, ihren eigenen Stil zu entwickeln und beizubehalten. Dieser wird in den vier Tracks der EP, stimmungsmäßig natürlich passend zum Thema, punktgenau und überzeugend rübergebracht. So kommt immer wieder ein schönes Wechselspiel zwischen den düsteren, bedrohlich klingenden Vocals Roman Potasses und den klaren (hoffnungbringenden?) Vocal Lines der Frontfrau zum Tragen. Dabei freut es mich persönlich, hier nicht die üblichen übersteuerten Gesangsspuren nordischer 08/15-Trällerelsen ertragen zu müssen. Denn wer genau hinhört, kann in Guldemonds Stimme neben dem klaren Anteil auch einen gewissen Touch derber Power erkennen.
Auffällig ist der gelungene Sound auf dieser Produktion, der satt und kräftig aus den Speakern kommt, dabei alle Ingredienzien an den richtigen Stellen berücksichtigt. Da fehlen auch die beeindruckenden Gitarrenläufe genauso wenig wie die treibende Rhythmusabteilung. Ich komme nicht umhin zu konstatieren, dass das alles hier nun gar nicht nach einem selbstproduzierten Debüt klingt. So hat die Band gerade erst, und wahrlich nicht zu Unrecht, die Finals beim FemME Battle gewonnen und wird dafür im September für Arch Enemy und Xandria eröffnen dürfen.
Bleibt zu hoffen, dass die Band es schafft, ihr Können und ihre Energie aus dieser Four-Track-EP auf einen kompletten Longplayer zu übertragen. Die Grundsteine dafür sind gelegt und damit auch die Messlatte für so manch andere Band, die sich zu Höherem berufen fühlt. Shadowrise bleibt auf meinem Radar - muss ich unbedingt mal live sehen!
Line-up:
Laura Guldemond (vocals)
Roman Potasse (guitar, vocals)
Daniel Boomsma (guitar)
Yordi Florax (bass)
Yoris Sevat (drums)
Tracklist |
01:Rise
02:Django
03:Monsters
04:Escape From Shadow Island
|
|
Externe Links:
|