Death Metal und Science Fiction - passt das? Warum nicht…
Auch wenn mit dem Todesmetall meistens eher das Horror-Genre verbunden wird, muss dies nicht zwangsläufig sein. Insbesondere wenn sich musikalisch eher technisch orientiert wird statt dumpf zu knüppeln, passen böse Außerirdische und schnelle Raumschiffe durchaus…
Im Fall von Shattered aus Würzburg trifft dies zu. Obwohl erst 2013 gegründet, haben die einzelnen Mitglieder einiges an Erfahrung, als Studio/Session- oder Live-Musiker u. a. bei Retaliation, Effloresce oder Tombthroat.
Stilistisch sieht sich die Band als »technischer Death Metal mit Einflüssen aus Progressive- und Melodic Death Metal«. Dem stimme ich uneingeschränkt zu.
Das Debütalbum "New Atlantis" wurde in Eigenregie aufgenommen, nun ist der Fünfer auf der Suche nach einem Label.
Von daher liegt mir nur eine Vorabversion vor, doch die hat es bereits in sich. Schon das Booklet weiß durch schöne Weltraummotive zu gefallen. Textlich geht es um Aliens, Verschwörungstheorien, griechische Mythologie und mehr.
Musikalisch dominiert der Death Metal. Dennoch haben wir es hier nicht mit möglichst brutalem Geknüppel zu tun, weder in der klassischen oder groovigen Variante und schon gar nicht mit Core.
Shattered sind trotz aller Härte und Heaviness recht melodisch, sie in die Göteborg-Ecke zu packen, wäre jedoch falsch. Was hier mit Todesblei gemischt wird, ist vielmehr progressiv und episch. Die Songs sind vielseitig und variieren von atmosphärisch bis aggressiv. Es gibt ruhige, fast schon verträumt wirkende Momente, meistens jedoch wird flott und versiert gespielt. Passend dazu streut Michael Bachmann neben den spartenypischen Growls auch mal Sprechgesang ein.
Komplexe kosmische Strukturen werden in harten Riffs und harmonischen Leads (gerade die finde ich richtig klasse) eingefangen - die metallische Konstruktion bereist unendliche Weiten, trifft auf ferne Welten und berichtet von geheimnisvollen Geschichten.
Trotz einer gewissen unbestreitbaren Tendenz zu 'Prog-Gefuddel', was sicherlich Absicht ist, versteigt sich Shattereds Science Fiction nicht zur sehr in unverständliche Quantenmechanik oder effektüberladene Raumschlachten; zähes 'Wir-sitzen-hier-in-unserem-Schiff-und-warten-dass-endlich-mal-was-passiert' ist durch die 'technical' Ausrichtung sowieso nicht zu erwarten.
Als Film wäre "New Atlantis" eine unterhaltsame Mischung aus Wissenschaft und Abenteuer, mit Actionszenen und Gefühlsmomenten. Sehenswert, weil gut gestaltet und dennoch nicht oberflächlich. Vielleicht nicht der Mega-Blockbuster (kommerzieller Erfolg muss nicht gleichbedeutend mit bestem Inhalt sein), aber für Genre-Fans lohnenswert - und das ist wichtig(er).
Im Kontext zur Sparte Death Metal bedeutet das: Wenn man die Dosis der progressiven Elemente abkann, bekommt man ein gutes und wirklich hörenswertes Album geboten. Das Rad wird zwar nicht neu erfunden, aber klassische und moderne Elemente geschickt gemischt - das Ganze spannend und detailreich dargeboten.
Verblüffend, was die deutsche Szene derzeit an Qualität bietet.
Death Metal und Science Fiction - passt das? Die Antwort lautet in Bezug auf Shattered: Eindeutig ja!
Line-up:
Michael Bachmann (vocals)
Florian Wehner (guitar, sampling, synthesizers)
Johannes 'Laudi' Laudenbach (guitar, backing vocals)
Julian Welsch (bass guitar)
Jonas Pfeiffer (drums)
Guests:
Sven DeCaluwé (Aborted – vocals - #2)
Christian Münzner (Ex-Necrophagist, Ex-Obscura – guitar solo - #11)
Tracklist |
01:Bipolar Disorder
02:Ingnite The Dawnshard
03:Into The Shattering
04:Despise The Living
05:Ancient
06:The Fall Of Hyperion
07:Trapped In Everlasting Dreams
08:The Grid
09:The Orbits Around
10:Into Archadia
11:As Atlas Reached The Stars
12:Nereids
13:From Distant Shores
14:Amnesia |
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